Zu den Klängen von Phil Collins und Genesis lieferte Vici-Max-Theurer mit ihrem Augustin eine super gelungene Kür ab. 80,975 Prozent gab es dafür und den vierten Platz hinter einem starken deutschen Damentrio. © Daniel Kaiser
Es war der annährend perfekte Abschluss für ein perfektes Aachen-Wochenende. Mit einem vierten Platz im großen Dressurpreis von Aachen beendete Victoria Max-Theurer das „Weltfest des Pferdesports“ als erfolgreichste Reiterin 2012. Der harmonische Ritt mit schöner Linienführung, kaum Fehlern und hohem Schwierigkeitsgrad wurde vom internationalen Richterkollegium mit 80,975 Prozent belohnt – damit platzierte sich die junge Achleitnerin nur ganz knapp hinter der Drittplatzierten, Dorothee Schneider, auf Diva Royal (81,100 Prozent). „Ich bin überglücklich“, freute sich die rot-weiß-rote Dressurreiterin über ihren Ritt mit Augustin OLD. „Von Tag zu Tag konnten wir uns hier steigern. Ich hatte ein super Gefühl und der Ritt hat richtig Spaß gemacht“, kommentierte Vici ihre Erfolgsbilanz. Jetzt richtet die Olympia-Teilnehmerin ihren Blick bereits auf London – und der darf nach der gezeigten Leistung in Aachen höchst zuversichtlich ausfallen.
An der Spitze des großen Kürfinales standen erneut die beiden Deutschen, Kristina Sprehe und Helen Langehanenberg, dieses Mal allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Mit einer kraftvollen Kür, bei der praktisch alles gelang, hatten Langehanenberg und der Dunkelfuchs Damon Hill (85,150 Prozent) den Vorteil gegenüber ihren Teamkollegen Desperados und Kristina Sprehe (84,700 Prozent). Auch ohne Totilas, dessen vorzeitiges Olympia-Aus nach den Leistungen des jungen Damenteams in Aachen eigentlich kaum noch einer beweint, präsentiert sich die deutsche Equipe in bestechender Form. Allerorts wird die „neue Generation“ deutscher Dressurreiterinnen bejubelt, die Dank klassisch-deutscher Pferdeausbildung ganz vorne an der Weltspitze mitreiten. Ein Segen für den deutschen Dressursport, der nach dem Wirbel um Totilas, dessen zukünftigen höchst umstrittenen Trainer Sjef Janssen und der Rollkurvorwürfe eine Imagepolitur dringend nötig hatte.
Vom Ausfall eines Kür-qualifizierten Paares profitierte die zweite österreichische Dressurreiterin in Aachen, Renate Voglsang. Weil Delgado, das Pferd der Spanierin Beatriz Ferrer-Salat wegen eines dicken Beins im Stall bleiben musste, ergatterten die gebürtige Münchnerin und ihr Westfalenhengst Fabriano trotz des 17 Ranges im Spécial noch einen Startplatz für die Kür der besten 15. Ausdrucksstark, aber etwas nörgelig in der Anlehnung präsentierte Renate Voglsang ihren 13-jährigen Florestan-Sohn. Besonders in der sehr gut gelungenen Schritt-Tour konnte das Paar punkten, Abzüge gab es in den fehlerbehafteten Einerwechseln und der Galopppirouette nach links. Mit 71,850 Prozent beendeten die beiden rot-weiß-roten Olympiastarter die Kür auf dem 13. Rang.
Erfolgsmarsch für Max-Theurer am Samstag
Einen Tag zuvor stand für die Amazone aus Achleiten ein wahrer Bewerbsmarathon auf dem Programm. Den Auftakt machte der CDIO-Grand Prix Spécial, für den Max-Theurer ihren Oldenburgerhengst Augustin gesattelt hatte. Das Paar zeigte schon wie im Grand Prix eine ausgezeichnete Leistung. In beeindruckender Manier gelang die Trab-Tour, die im Trend über 80 Prozent lag. Augustin zeigte energische Passagen, gleichmäßig im Takt und auch in den Piaffen präsentierte sich das Paar deutlich sicherer und rhythmischer als noch vor ein paar Monaten. Zu keinem Moment hat man jetzt das Gefühl, dass irgendeine Lektion nicht gelingen könnte – Pferd und Reiterin strahlten eine große Ruhe und Souveränität aus. Abzüge gab es im Schritt, vor allem im versammelten, der etwas stockend geriet. Solche Probleme gab es im Galopp nicht, die Pirouetten waren Dank perfekter Vorbereitung ein echter Augenschmaus. Alles in allem eine Vorstellung, auf die Vici und ihr selbstgezogener Augustin mehr als stolz sein dürfen. Überaus verdient auch die Benotung, die sich mit 77,600 Prozent zu Buche schlug und, wie schon im Grand Prix, den dritten Platz bedeuteten. „Augustin hat eine sehr gute Vorführung mit vielen Höhepunkten gezeigt. Aachen ist, wie jedes Jahr sehr gut besetzt und ein dritter Platz ist für mich mehr als zufrieden stellend“, freute sich die Oberösterreicherin über den Erfolg.
Auch auf den Plätzen eins und zwei gab es im Vergleich zum Grand Prix keine Veränderung. Einmal mehr gewann die junge Deutsche Kristina Sprehe mit ihrem Hannoveranerhengst Desperados (81,000 Prozent) vor der zweifachen Deutschen Meisterin Helen Langehanenberg auf Damon Hill (80,622 Prozent).
Erster Platz mit Della Cavalleria, Kittel disqualifiziert
Nach dem zweiten Platz im Prix St. Georges am Mittwoch durften sich Vici Max-Theurer und ihre ausdrucksstarke Oldenburgerstute über die Siegerschleife im WOTAX-Preis, Intermediaire I freuen. Grund für den Sieg war allerdings nicht nur eine sehr gute und harmonische Runde mit der neunjährigen Stute von Diamond Hit, sondern auch die Disqualifikation des favorisierten Paares, Patrik Kittel und Uno Donna Unique. Nach einem starken Beginn des Duos ertönte die Glocke aus dem Richterhaus bei C, Chefrichter Wim Ernes aus den Niederlanden hatte Blut am Pferdemaul festgestellt und läutete es ab. Bis dahin lag Kittel auf der in jungen Jahren schon hoch dekorierten Don Schufro-Tochter – fünfjährig Vize-Weltmeisterin, sechsjährig Weltmeisterin – in Führung. „Das Pferd hatte während der Prüfung etwas Blut am Maul, nicht sehr deutlich zu sehen aber das FEI-Reglement ist in diesen Fällen sehr klar und führt zum Ausschluss des Pferdes“, so Ernes. „Der Reiter hat das sofort verstanden.“
Für die im Anschluss startende Vici Max-Theurer und ihre Della Cavalleria galt es danach vor allem die bis dahin führende Helen Langehanenberg zu schlagen, die mit ihrem Oldenburgerhengst Rohjuwel 71,184 Prozent erzielt hatte. Und das gelang den beiden souverän. 73,447 Prozent bedeuteten den klaren Sieg vor Helen Langehanenberg und Ingrid Klimke mit Dresden Mann (69,684 Prozent) auf den Plätzen zwei und drei. Ein weiteres hervorragendes Ergebnis für die österreichische Neunfach-Staatsmeisterin und ihr talentiertes Nachwuchspferd. „Della reite ich erst seit einem halben Jahr. Wir haben sie dreijährig auf der Vechtaer Auktion gekauft, national wurde sie zuvor von Kira Wulferding geritten. Wir haben uns schon sehr gut zusammengefunden, sie ist super brav, hat sehr viel Qualität und macht einfach Spaß zu reiten“, so Vici Max-Theurer über ihre vierbeinige Partnerin.
Sieg in der CDI Flutlicht-Kür mit Eichendorff
Kaum ein Zuseher, der bei der Kürmusik aus Udo-Jürgens-Gassenhauern nicht mitgewippt hätte: Vici Max-Theurer und Eichendorff tanzen zu Platz der Vier-Sterne-Kür. © Daniel Kaiser
Zum dritten Mal ritt Max-Theurer am Samstag dann zu später Stunde ins Deutsche Bank Stadion ein, diesmal im Sattel von Eichendorff, mit dem sie bereits im Grand Prix der I-Tour am Freitag den hervorragenden zweiten Platz hinter Monica Theodorescu und Whisper erritten hatte. Der vierzehnjährige Westfale von Ehrentusch wirkte nicht ganz so frisch und dynamisch, doch die präzise und perfekt im Takt der Musik gerittene Kür brachte dem Paar 74,375 Prozent und den Sieg im Philips-Preis. "Ich bin sehr zufrieden, wenn er sich auch nicht ganz so gut präsentiert hat wie im Grand Prix. Das machte dann wohl doch die Kulisse unter Flutlicht“, analysierte Vici Max-Theurer ihren Ritt. Rang zwei ging an den Schweden Patrik Kittel und den 13-jährigen Hengst Silvano (73,325 Prozent) vor Publikumsliebling Uta Gräf und ihrem Holsteinerhengst Le Noir (73,150 Prozent).
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