Dressur

Neues Grand-Prix-Format ohne Rückwärtsrichten

Ein Artikel von Pamela Sladky | 12.10.2018 - 13:51
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Der neue vekürzte Grand Prix enthält 30 statt bisher 33 Lektionen. Nicht mehr dabei ist das Rückwärtsrichten.
© Tomas Holcbecher | www.holcbecher.com

Fünf Minuten statt bislang fünf Minuten und fünfundvierzig Sekunden soll das neue Grand-Prix-Format dauern. Davon verspricht sich die FEI eine gesteigerte Attraktivität für das Publikum. Und auch die Pferde sollen von der verkürzten Dauer profitieren. Möglich macht die Zeiteinsparung eine geänderte Aufgabe, die statt 33 Lektionen nun 30 enthält. Statt drei Piaffen zu je 12 bis 15 Tritten sind im neuen Kurz-Grand-Prix nur noch zwei zu zeigen, bei den Trabverstärkungen beschränkt man sich auf eine. Dafür wird sie mit dem Koeffizienten zwei versehen, was zuvor nicht der Fall war. Die Trabtraversalen fallen im neuen Format deutlich kürzer aus, die Zick-Zack-Traversale im Galopp wird durch Galopptraversalen vor und zwischen den beiden Galopppirouetten ersetzt.

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© FEI

Zur Gänze aus dem Programm gestrichen wurde nur eine Lektion: das Anhalten und Rückwärtsrichten bei C. Seit der Abschaffung der Schaukel gilt diese Lektionsabfolge als letzter echter Gradmesser für die Durchlässigkeit des Pferdes. Dass ausgerechnet sie dem Kürzungsstift zum Opfer fällt, ist keine große Überraschung. Seit Jahren gibt es immer wieder Stimmen, die sich für eine Streichung des Rückwärtsrichten aus dem Grand Prix einsetzen, meist mit der Begründung die Lektion sei „zu langweilig“ und „zu wenig attraktiv“ fürs Publikum.

Gerade Letzteres will man mit dem neuen Grand-Prix-Format deutlich stärker einbinden als bisher. So sollen die Zuschauer mittels „Spectator Judging“ die Möglichkeit bekommen, Ritte selbst zu bewerten. Den Durchschnittsscore der Zuschauer will man im Anschluss mit dem der Richter vergleichen. Bei dieser Gelegenheit sollen auch die Reiter die Möglichkeit bekommen in einem kurzen Interview ihren Ritt zu kommentieren.  

Darüber hinaus soll Musik eine größere Rolle spielen. Ähnlich wie in der Kür werden die Ritte von einer individuell auf das Paar abgestimmten Musik begleitet. Allerdings wird diese nicht von den Reitern gestellt, sondern von einem professionellen Musiker ausgesucht. So soll die Persönlichkeit eines jeden Paares stärker hervorgehoben werden.

Zwei Jahre Testphase

Ob sich das neue Format bewährt oder nicht, soll eine zwei Jahre andauernde Testphase zeigen. Danach will man entscheiden, wie es mit dem Grand Prix weitergehen soll. 2012 hatte es bereits einen ähnlichen Versuch gegeben. Damals war speziell für die Olympischen Spiele in London eine verkürzte Version des Grand Prix Spécial entwickelt worden. Mit dem Kurz-Spécial hatte am Ende keiner eine Freude, am wenigsten die Reiter und die Pferde, weshalb er unmittelbar nach den Spielen wieder durch die bewährte Version ersetzt wurde.