NACHWUCHS-EUROPAMEISTERSCHAFTEN

Totaler Triumph für Deutschlands Junioren, Österreich mit drei Reitern im Kürfinale

Ein Artikel von Pamela Sladky | 13.08.2020 - 18:10
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Anna Middelberg (GER) und ihr bunter Dunkelfuchs Blickfang HC sind die neuen U18-Europameister. © FEI/Lukasz Kowalski

Gold für Anna Middelberg auf Blickfang HC (74,823 %), Silber für Valentina Pistner auf Flamboyant OLD (73,912 %) und Bronze für Jana Lang auf Baron (73,794 %): Die deutschen Juniorinnen haben der Konkurrenz im Einzelbewerb der U18-Reiter keine Chance gelassen und sich den gesamten Medaillensatz geschnappt. Weder die niederländische Equipe, die ihre beste Reiterin – Robin Heiden auf Gasmonkey (73,088 %) – auf dem undankbaren vierten Platz sahen, noch das dänischen Team – Frederikke Gram Jacobsen mit Ryvangs Zafina (71,794 %) und der dreifache Pony-Europameister Alexander Yde Helgstrand auf Grevens Sa Va (71,412 %) mussten sich mit den Plätzen fünf und sechs begnügen – konnten der Übermacht der deutschen Juniorinnen etwas entgegensetzen.

Ein durch und durch erfolgreicher Tag war es auch für Österreichs Equipe. Eröffnet wurde der Bewerb durch Paul Jöbstl und seinen neunjährigen Bayernwallach Dunkelbunt bereits am Mittwoch. Das Paar überzeugte mit einer harmonischen Trab- und Galopptour, für die es von den Richtern konstant Wertnoten im 7er-Bereich kassierte. Lediglich im Schritt gab’s ein paar Abzüge in diesem sonst so gefälligen Ritt. Mit 68,5 % übernahm das Paar dann auch prompt die Führung und behielt sie bis zum Schluss des Tages.

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Paul Jöbstl und Dunkelbunt beendeten den ersten Bewerbstag als Overnight-Leader.
© Petra Kerschbaum

Als erste österreichische Starterin am Donnerstag ritt Marie Paule Frauenschuh ins Viereck. Die 18-jährige Championatsdebütantin und ihr bewegungsstarker Dimaggio-Sohn Di Magic OLD begannen stark mit einem kraftvollem Mitteltrab über die Diagonale, schönem Schulterherein und guten Volten, die das Paar vorübergehend im Trend auf über 70 % brachten. Leider galoppierte Di Magic in der Trabverstärkung auf der Diagonalen einmal an, was seine vorbildlich sitzende Reiterin zwar schnell und gekonnt korrigierte, die Wertung purzelte danach allerdings auf 65 %. Dank eines starken Finishs im Galopp kämpfte sich das Paar wieder auf 67,088 Prozent hoch. Dafür gab's letztlich Rang 32 bei 61 Startern.

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Oskar Ochsenhofer und Sanibel haben den Einzug ins Einzelfinale geschafft.
© Petra Kerschbaum

Mit Oskar Ochsenhofer und Sanibel schickte Österreich danach ein bereits championatserfahrenes Paar ins Rennen. Für die 15 Jahre alte Hannoveraner Stute ist die EM in Pilisjászfalu die fünfte Euro ihrer Karriere, die ersten drei bestritt sie zusammen mit Oskars Schwester Lilly – erst bei den Children, später in der Juniorenklasse. 2019 vertrat die Rappstute von Samarant zum ersten Mal mit Oskar Ochsenhofer die österreichischen Farben – und das sehr erfolgreich. Das Paar holte nach Platz sechs mit der Mannschaft Rang zehn im Einzelfinale der U14-Reiter. Auch diesmal gelang dem Paar eine gute Runde, die mit einem versehentlichen Angaloppieren im versammelten Trab an der kurzen Seite nur einen einzigen Schönheitsfehler hatte. Demgegenüber stand eine hervorragende Galopptour, in der das Paar vor allem in den Wechseln ordentlich Punkte gutmachen konnte. Nach dem Schlussgruß standen 68,294 % auf der Anzeigetafel – Rang 20 in der Endabrechnung.

Mit der letzten Gruppe ging Felix Artner an den Start. Im Sattel seines Schimmels Sisley Santino begann der Kärntner gewohnt stark, wenngleich der 15 Jahre alte Westfalenwallach in den Verstärkungen heute etwas eiliger als noch im Teambewerb wirkte. Dafür erzielte das Duo hohe Benotungen in den Trabvolten und im Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen. Insgesamt gelang dem Paar erneut eine sehr schöne Runde ohne groben Schnitzer, vielleicht fehlte heute aber die allerletzte Sicherheit und Selbstverständlichkeit, die dem Paar in den vergangenen Prüfungen Wertungen deutlich über der 70-%-Marke beschert hatten.

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Zufrieden nach einer schönen Runde: Felix Artner auf Sisley Santino
© Petra Kerschbaum

Diesmal gab es 69,824 % und Rang 13 im Klassement. Mit dieser Platzierung hat Felix Artner ebenso wie seine Teamkollegen Paul Jöbstl und Oskar Ochsenhofer den Sprung ins Kürfinale der Top 18  geschafft. Unterstrichen wird der Wert dieser Leistung von der Tatsache, dass abgesehen von der rot-weiß-roten Equipe nur noch die deutschen, dänischen und niederländischen Junioren mit drei Paaren in der letzten Entscheidung der U18-EM vertreten sein werden.

„Angesichts der Konkurrenz, die wir hier bei der EM erleben dürfen, ist es wirklich ein großer Erfolg, dass wir mit Felix Artner, Paul Jöbstl, und Oskar Ochsenhofer gleich drei Reiter im Finale haben. Alle vier Paare haben schönes Reiten gezeigt und sich in diesem hochkarätigen Starterfeld ordentlich präsentiert und gut behauptet“, lobt Equipechefin Diana Wünschek im Gespräch mit der Pferderevue.

In die morgige Kür können die österreichischen Teilnehmer nun mit viel Selbstbewusstsein starten: „Ich glaube, unsere Burschen werden nach ihren bisherigen guten Leistung sehr befreit in die Prüfung gehen. Da wird sicherlich nicht auf Nummer sicher geritten sondern noch einmal alles gegeben. Was dann dabei herauskommt, werden wir sehen“, so Wünschek. Zufrieden können sie schon jetzt sein - mit sich und ihren Pferden.