Olympische Spiele

Wie erwartet: Dressurgold für Deutschland

Ein Artikel von Ernst Kopica | 27.07.2021 - 16:43
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Die deutschen Dressurreiterinnen enttäuschten die in sie gesetzten Erwartungen nicht: Mit überlegenem Vorsprung holten Dorothee Schneider (Showtime), Jessica von Bredow-Werndl (Dalera) und Isabell Werth (Bella Rose) (v. l. n. r.) olympisches Mannschaftsgold vor den Equipen aus den USA und Großbritannien.
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Dorothee Schneider stellte ihren Showtime gegenüber dem Grand Prix klar gesteigert vor und zeigte den anderen sieben Nationen im Finale gleich einmal wo der Bartl den Most holt. 80,608 % - eine goldverdächtige Marke! Wobei allen drei deutschen Reiterinnen klar war, einen groben Schnitzer dürfen sie sich nicht leisten, denn der neue Austragungsmodus erlaubte kein Streichresultat. Natürlich hielten dann auch Isabell Werth und ihre Bella Rose diesem Druck stand und die beiden spulten den Grand Prix Spécial wie ein Uhrwerk ab. 83,298 % lautete das Ergebnis für diese beiden.

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Der Starke Trab, nicht unbedingt die Paradelektion von Bella Rose, gelang heute besser als noch im Grand Prix.
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In der Zwischenzeit war nur noch der Kampf um die übrigen Podestplätze spannend. Und hier verhalf „shooting star“ Sabine Schut-Kery dem US-Team zu einer unerwarteten Silbermedaille: Die 52-jährige gebürtige Krefelderin, die heute in Kalifornien lebt, begeisterte mit fehlerfreien Lektionen ihres Sanceo. Für ihre außergewöhnliche Runde gab es von den Richtern 81,596 %. Ihr Mannschaftskollege Steffen Peters hat ja ebenfalls deutsche Wurzeln und ritt Suppenkasper  zu 77,766 %, Adrienne Lyle saß auf Salvino und scorte mit 76,109 % ebenfalls hoch. So gut und so weit vorne klassiert hatten die wenigsten Fachleute diese Mannschaft erwartet.

Auf dem Silberrang hatte man eigentlich Großbritannien erwartet, aber die Briten mussten sich diesmal mit Bronze begnügen. Dabei hatten Charlotte Fry (Everdale - 76,854 %) und Carl Hester (En Vogue - 78,344 %) mit feinen Ritten eine gute Grundlage dafür gelegt, aber ausgerechnet die nervenstarke Charlotte Dujardin zeigte sich mit ihrer Zukunftshoffnung Gio in den Einerwechseln fehlerhaft und „verschenkte“ wertvolle Punkte. Danach war für die Doppel-Olympiasiegerin von 2012 und Einzel-Olympiasiegerin in Rio 2016 Schadensbegrenzung angesagt, restlos ausbügeln ließ sich der Patzer trotz eines beherzten Rittes aber nicht mehr. 79,544 % reichten nicht, um am US-Team vorbeizuziehen.  

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Charlotte Dujardin und Gio punkteten mit ihrer hervorragenden Passage, ein sündhaft teurer Fehler in den Einerwechseln kostete das britische Team letztlich aber die Silbermedaille.
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Als letzte Reiterin des Bewerbes konnte Jessica von Bredow-Werndl sichtlich während der ganzen Prüfung schon den Triumph genießen. Sie wusste, dass nicht mehr viel passieren konnte. Da gab es sogar ein kleines Lächeln als ihre Dalera die ersten Einerwechsel buchstäblich „veräppelte“. Grandios die Schlusslinie, als die 10,0 nur so purzelten. ARD-Kommentator Carsten Sostmeier überschlug sich am Mikro und jubelte über das „Dressurkönigreich Deutschland“, das zum 14. Mal Olympiasieger wurde.

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Gold für Deutschland, Silber für die USA, Bronze für das britische Team
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Mit ihrer siebenten Goldenen schob sich Isabell Werth nun alleine an die Spitze der erfolgreichsten Olympiareiter:innen aller Zeiten, bisher musste sie sich diese Ehre mit ihrem Landsmann Reiner Klimke teilen.

Auf dem undankbaren vierten Platz landete Dänemark, immerhin noch vor den Niederlanden, die lediglich durch ihre orangenen Reitröcke für bunte Outfit-Akzente sorgte. Ästhetisch sehr ansprechend waren hingegen die meisten Ritte der spanischen und portugiesischen Reiter, leider konnten ihre publikumswirksamen Vorstellungen ohne Zuschauer:innen nicht gebührend unterstützt werden.

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