RINGEN UM DIE WAHLFREIHEIT

FEI reagiert auf Antrag aus Österreich und Deutschland zur Aufweichung der Helmpflicht

Ein Artikel von Pamela Sladky | 04.08.2021 - 11:51
1947_0003.jpg

Viele Dresssurreiter:innen möchten selbst entscheiden können, ob sie mit Helm reiten oder mit Dressurzylinder. © Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Seit 1. Jänner 2021 besteht in sämtlichen Reitsportdisziplinen der FEI uneingeschränkte Helmpflicht. Das kam nicht überall gut an. Besonders im Lager der Dressurreiter:innen stieß die bereits 2019 beschlossene Regeländerung auf Ärger und Unverständnis. Immerhin ist sie gleichbedeutend mit dem endgültigen Aus für den klassischen Dressurzylinder.

Am Standpunkt der FEI war trotz heftiger Proteste nicht zu rütteln. Selbst eine Petition, unterschrieben von über 150 namhaften Dressurreiter:innen - darunter die 75 der Top 100 der Weltrangliste - verfehlte ihr Ziel. Der Weltreiterverband hielt eisern fest an seinem Entschluss auch in der Dressur ein Zeichen für mehr Sicherheit im Reitsport zu setzen.
 

Neuer Versuch        

Mit dem Zylinder-Aus auf internationaler Ebene wollen sich aber nicht alle abfinden. Ein neuer Antrag zur Wiedereinführung der Wahlmöglichkeit auf Turnieren der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie sowie bei Championaten brachte das Thema nun erneut auf. Mit Unterstützung des International Dressage Riders Club (IDRC) und der Association of International Dressage Event Organisers (AIDEO) forderten der Österreichische Pferdesportverband (OEPS) und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die freie Wahl für Reiterinnen und Reiter ab der Altersklasse U25. Schon bei der von Isabell Werth lancierten Petition war die Beteiligung aus diesen beiden Ländern besonders groß gewesen.

51333164775_56eb5dc6aa_k(1).jpg

Die Olympischen Spiele in Tokio sind das erste große Championat, bei dem auch in der Dressur alle Reiter:innen Helm tragen mussten - wie hier die frischgebackene Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl (GER) auf Dalera.
© FEI / SHANNON BRINKMAN PHOTO

„Die traditionelle Kleiderordnung mit elegantem Zylinder ist ein weltbekanntes Erkennungsmerkmal des Dressursports“, heißt es im Antrag der Verbände. Man wolle nicht, dass durch die Helmpflicht der Eindruck entstehe, dass der Dressursport gefährlich geworden sei. „Wir erkennen den Aspekt der Sicherheit an, uns ist jedoch kein Fall bekannt, bei dem ein Spitzensportler während eines Dressurwettbewerbes auf hohem Niveau jemals eine Kopfverletzung erlitten hätte.“

Der Vorschlag der beiden Verbände: Reiter:innen ab der Altersklasse U25 sollten selbst wählen können, ob sie im Wettkampf Zylinder oder Helm tragen wollen. „Diese Wahlfreiheit sollte nur für CDI4*, CDI5*, Meisterschaften und Spiele auf Grand-Prix-Niveau gelten. Bei Siegerehrungen und zu allen anderen Zeiten beim Reiten soll das Tragen eines Reithelms obligatorisch bleiben.“

Abstimmungsergebnis ist zu respektieren

Trotz der Unterstützung des Europäische Reiterverbandes EEF und des Dressurkomitees wird es dennoch nicht dazu kommen. Anlässlich einer Sitzung des FEI-Vorstandes im Juni wurde einstimmig beschlossen, den Vorschlag aus Österreich und Deutschland nicht zu unterstützen und die gewünschte Regeländerung nicht zu übernehmen. „Der Vorstand hält fest, dass dieses Thema bei der Generalversammlung 2019 Gegenstand einer gesonderten Abstimmung war. Diese Abstimmung sollte respektiert werden."

Ob das Thema damit nun endgültig vom Tisch ist, bleibt abzuwarten.