Blondschopf goes WM

Mit Hafi-Power zu den Weltreiterspielen

Ein Artikel von Sonja Bauer | Red. | 10.08.2022 - 12:20
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Michaela Ferringer (damals noch Kuntner) und ihr Halfinger Stockholm 2019 bei den Para-Dressur-Europameisterschaften in Rotterdam
© holcbecher.com

Alles begann, als Para-Reiterin Michi Ferringer ihre Schwester auf deren Suche nach einem Pferd in die Steiermark begleitete. Ursprünglich wollte die Oberösterreicherin die Fahrt nur nutzen, um „ein bisschen Wein zu trinken“. Doch es sollte für die Oberösterreicherin ganz anders kommen. Bei einem Besuch von Harald Reicher, der einen Pferdezucht- und Einstellbetrieb in Leutschach an der Weinstraße unterhielt, traf Ferringer Haflingerwallach Stockholm, den sie einfach nicht vergessen konnte.

Auf der PFERD Wels stieß Ferringer zufällig - sofern man an Zufälle glauben mag - erneut auf Harald Reicher. Man kam ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass Stockholm noch immer nicht verkauft war. Der Wallach sollte deshalb eine Karriere als Schulpferd antreten. Da hieß es schnell handeln: Michi Ferringer fuhr noch einmal in die Steiermark, und nach längerem Feilschen wurde man sich am Ende einig. Mit Stockholm und einem im Kaufpreis inbegriffenen neuen Hund für Trainerin Manuela Rathner im Gepäck ging’s zurück nach Viechtwang.
 

Ein echter Glücksgriff

Für Michaela Ferringer, die trotz ihrer Gehbehinderung bereits mit fünf Jahren zu reiten begonnen hatte, entpuppte sich Stockholm als absoluter Glücksgriff. Der bildschöne Haflingerwallach konnte bei anderen Reiterinnen schon recht eigenwillig sein. Sobald Michi im Sattel saß, ließ er die Mätzchen sein und zeigte sich stets vorbildlich.

Als Ferringer 2018 erfuhr, dass in Stadl-Paura ein internationales Para-Turnier stattfinden würde, fasste sie prompt eine Teilnahme ins Auge. Sie hatte zwar bereits mit ihrem zweiten Haflinger Bubi Turnierluft geschnuppert, der letzte Turnierstart lag zu dem Zeitpunkt aber schon Jahre zurück. Nach einiger Bedenkzeit wagte die Oberösterreicherin den Schritt. Und gut war’s! Das für den Grade II eingestufte Duo qualifizierte sich prompt für die Österreichische Meisterschaft der Para-Reiter am Schindlhof in Fritzens (T)!


Erfolgreicher Exot

Auf der Anlage der Familie Haim-Swarovski angekommen, war der damals sechsjährige Blondschopf neben all den hochkarätigen Dressurkrachern aus aller Welt ein echter Exot. Im Dressurviereck zeigte „Stocki“ als einziger Vertreter seiner Rasse aber wahre Größe. Bereits im Auftaktbewerb überraschte das Duo mit Platz 3. Im Individual Test am Folgetag wurde es wieder Dritter, und mit Rang 4 in der abschließenden Kür gelang Michaela Ferringer mit Stockholm in ihrem ersten Para-Jahr ein Erfolg, mit dem kaum jemand gerechnet hatte: Bronze in der Österreichischen Meisterschaft in der Para-Dressur!
 

Bereit für die große Bühne

In der darauffolgenden Saison gab das Paar nach zwei internationalen Turniereinsätzen bei den Europameisterschaften in Rotterdam sein internationales Championatsdebüt für Österreich. Danach war vorerst drei Jahre Turnierpause, bevor sich das Duo beim CPEDI Stadl-Paura – wo vier Jahre zuvor alles begonnen hatte – fulminant zurückmeldete: mit drei zweiten Plätzen hinter Paralympics-Champion Pepo Puch und Wertungen bis 71 %! Damit empfahl sich das Paar nun auch für die Multi-Weltmeisterschaften in Herning (DEN), wo es gemeinsam mit Pepo Puch und Sailor's Blue erneut im Grade II die rot-weiß-roten Farben hochhalten wird. Unsere Daumen sind gedrückt!