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Anzeigen, Ausschlüsse, Hausverbot: FN reagiert umfassend gegen beteiligte Deutsche in der Causa Cesar Parra

Ein Artikel von Pressemitteilung | Red. | 08.02.2024 - 13:31

Nach der Veröffentlichung des Videomaterials hatte der Weltreiterverband (FEI) den US-amerikanischen Dressurreiter Dr. Cesar Parra gesperrt. (Näheres lesen Sie hier.) Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sah sich gezwungen, sich mit dem Fall zu beschäftigen, mutmaßlich seien Personen aus Deutschland beteiligt, hieß es aus der Verbandszentrale. Inzwischen hat sich der Verdacht bestätigt und die FN hat Anzeige erstattet.

„Was in den Videos und Bildern zu sehen ist, ist widerlich. Wir werden alle Register ziehen, um dagegen vorzugehen“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. „Bei solchem Verhalten reichen unsere rechtlichen Möglichkeiten als Sportverband nicht aus. Hier geht es um strafrechtliche Relevanz, daher wenden wir uns an die staatlichen Behörden, die weitaus größere Ermittlungs- und Sanktionsmöglichkeiten haben.“

Darüber hinaus hat die FN für die beiden Personen die Ausstellung einer Jahresturnierlizenz bis auf weiteres blockiert und ihnen Hausverbot erteilt, geltend für die Geschäftsstelle, den Bundesstützpunkt und damit alle Eigenveranstaltungen wie beispielsweise die HKM-Bundeschampionate. Die FN hat außerdem ein Ausschlussverfahren eingeleitet, um ihnen die Persönliche Mitgliedschaft zu entziehen. Da die beteiligten Personen in ihrem Betrieb auch Pferdewirte ausbilden, hat die FN den Vorfall bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gemeldet und dort beantragt sowohl dem Betrieb als auch den Personen diesen Ausbilder-Status zu entziehen. Damit sind die Möglichkeiten als nationaler Sportverband ausgeschöpft.

Der Amerikaner Dr. Cesar Parra war bereits vom Weltreiterverband FEI gesperrt worden, diese Sperre hat die FN für ihn auch für nationale Turniere in Deutschland umgesetzt.

Thies Kaspareit, Leiter der Abteilung Ausbildung der FN, macht deutlich: „Wir alle haben eine Verantwortung dem Partner Pferd gegenüber und dieser Fall zeigt drastisch, dass es Menschen gibt, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Als gesamte Pferdesport-Gemeinschaft sind wir gefordert, für das Pferd und unsere Verantwortung ihm gegenüber einzustehen und hinzusehen. Nur, wenn solche Fälle, in denen Pferden Schmerzen, Leid oder Schäden zugefügt werden, öffentlich und beweisbar werden, können wir reagieren.“

Kaspareit sagt: „Wir müssen eine Debatte darüber führen, wieso Menschen mit solchen Methoden arbeiten. Wenn Pferde anhand derartiger Methoden trainiert werden, muss es einen Anreiz dazu, eine Nachfrage in diesem Bereich geben. Und das ist gegensätzlich zu den Dingen, die wir sehen wollen. Harmonisch muss „spektakulär“ ablösen. Solche unnatürlichen Bewegungen sind weit entfernt von dem, was die klassische Reitlehre zum Ziel hat, nämlich Harmonie zwischen Reiter und Pferd. Das ist der Weg, für den wir stehen. Für den unser Regelwerk steht. Und für den wir uns engagieren.“
 

Auch Zuchtverbände reagieren

Bereits am 6. Februar hatte der Zuchtverband für deutsche Pferde (ZfdP) mit einem Ausschluss der beiden, an einem der Videos beteiligten Deutschen, wegen des Vorstoßes gegen die Verbandssatzung reagiert. Man stehe für liberale Werte, insbesondere für art- und tiergerechtes Verhalten und verstehe sich als Teil einer am Tierwohl orientierten Leitkultur, teilte der ZfdP in einer Pressemitteilung mit.

Reaktionen gibt es auch aus Westfalen. "Das Foto- und Videomaterial von einem Trainingsstall in den USA, welches am vergangenen Wochenende die Öffentlichkeit erreichte, hat auch uns als Westfälisches Pferdestammbuch zutiefst schockiert. Die in den Aufnahmen gezeigten Praktiken stehen im klaren Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen und den Prinzipien, für die das Westfälische Pferdestammbuch eintritt. Es ist uns daher ein Anliegen, öffentlich zu betonen, dass derartige Vorgehensweisen keinerlei Akzeptanz in unserem Verband finden. Unter Beachtung der Satzung und weiteren internen Vorgaben, haben wir bereits erste Schritte eingeleitet, um auf den Vorfall zu reagieren.“ Die Tagesordnung für die nächste Vorstandssitzung sei inzwischen dahingehend aktualisiert, dass ein satzungsgemäßer Ausschluss der beiden beiteiligten Personen aus Deutschland zeitnah eingeleitet werden könne.

Insidern zufolge könnten schon bald weitere deutsche Zuchtverbände diesen Beispielen folgen.