ie Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) bestätigte den Schritt bislang nicht offiziell. Nach Angaben von Dressage News wurde der Einspruch jedoch am 21. Tag nach der Verhängung der Strafe eingereicht – dem letztmöglichen Termin. Es handelt sich um die längste Sperre in der Geschichte des Pferdesports.
Dokumentation des Grauens
Die Entscheidung des FEI-Tribunals (die knapp 70-seitige Entscheidung können Sie hier in englischer Sprache nachlesen) vom 6. August 2025 folgte auf eine 18-monatige Untersuchung, in deren Verlauf 29 Videos, 25 Fotos und vier Zeugenaussagen präsentiert wurden. Diese belegten nach Ansicht des Tribunals einen „methodischen, wiederholten und kontinuierlichen Missbrauch“ zahlreicher Pferde.
Die Vorwürfe reichen von roher Gewalt über den exzessiven Einsatz von Peitsche und Sporen bis hin zum Gebrauch spezieller Vorrichtungen wie elektrischer Sporen, Metallmuttern unter dem Nasenriemen, verdrehter Draht-Gebisse oder an der Schweifrübe eingeflochtener Metallringe. Auch Fälle von Überarbeitung in extremer Hitze, Reiten verletzter Pferde sowie Nahrungs- und Wasserentzug wurden dokumentiert.
Mehrere Zeugen – darunter ehemalige Mitarbeiter – berichteten, sie hätten trotz der Missstände weiter für Parra gearbeitet, um die Pferde zu schützen und Beweise zu sammeln. Eine Zeugin schilderte, das „Geräusch der Peitsche sei fast normal geworden“. Ein anderer Mitarbeiter berichtete von blutigen Wunden an Flanken und Mäulern der Pferde. Fachliche Unterstützung erhielt die FEI durch eine veterinärmedizinische Expertin, die in den Bildmaterialien eindeutige Stress- und Schmerzsymptome identifizierte.
Kunden, Tierärzte, Hufschmiede: 54 Unterstützer für Parra
Neben den schweren Vorwürfen gingen beim Tribunal auch 54 Stellungnahmen zugunsten Parras ein. Darunter befanden sich Kunden, Tierärzte, Hufschmiede und Fachkollegen, die seine Arbeit ausdrücklich verteidigten – allerdings waren nur zwei von ihnen bereit, vor dem Tribunal für Parra auszusagen. Das Tribunal erkannte diese Eingaben an, sah sie jedoch nicht als ausreichend an, um die umfangreichen Missbrauchsbeweise zu entkräften.
Strafantrag auf lebenslange Sperre
Die FEI hatte in ihrem Strafantrag ursprünglich eine lebenslange Sperre gefordert – ein in der Geschichte des Verbandes einmaliger Schritt. Das Tribunal entschied sich letztlich jedoch für 15 Jahre, stellte aber klar, dass Parras Trainingsmethoden auf Misshandlung basierten und er andere gezielt zu Übergriffen angewiesen habe. Neben der Sperre muss der 62-Jährige eine Geldstrafe von 25.000 Schweizer Franken sowie Verfahrenskosten in Höhe von 10.000 Franken zahlen.
Strafe unverhältnismäßig?
Parra argumentiert in seiner Berufung offenbar auch mit Blick auf vergleichbare Fälle: Während er für 15 Jahre ausgeschlossen wurde, erhielten andere prominente Dressurreiter in den vergangenen zwei Jahren für Vorwürfe der Misshandlung maximal einjährige Sperren. Die zuvor längste Sperre hatte US-Springreiter Andrew Kocher ausgefasst – er war 2021 wegen des wiederholten Einsatzes elektrisch betriebener Sporen verurteilt und für zehn Jahre gesperrt worden. Seine Berufung vor dem CAS scheiterte. Parra sieht seine Strafe daher wohl als unverhältnismäßig hart an.
Der gebürtige Kolumbianer, der 2004 bei den Olympischen Spielen startete und 2011 mit dem US-Team Gold bei den Panamerikanischen Spielen gewann, sieht sich mit der bislang schwerwiegendsten Sanktion der Reitsportgeschichte konfrontiert. Ob der Internationale Sportgerichtshof seine Strafe abmildert oder bestätigt, bleibt nun abzuwarten.