Parra, einst eine bekannte Größe in der Dressurszene – zunächst für Kolumbien am Start, später für die USA –, war seit Februar 2024 vorläufig suspendiert. Damals tauchten Videos und Fotos auf, die keinen Interpretationsspielraum ließen. Sie zeigen ein Trainingssystem, das auf Schmerz, Zwang und Einschüchterung setzte – für Pferde- und Tierliebhaber schwer zu ertragen.
Die FEI nahm gemeinsam mit dem US-Verband die Ermittlungen auf. Was man fand, war erschütternd: Aussagen ehemaliger Mitarbeiter, umfangreiches Bildmaterial und ein durchgängiges Muster der Misshandlung. Am Ende standen drei Anklagepunkte: Pferdequälerei, Rufschädigung und Verstoß gegen den Tierschutzkodex.
Der Fall erregte international großes Aufsehen – doch Parra zeigte sich uneinsichtig, trat weiterhin öffentlich auf Social Media auf und setzte seine Trainings- sowie Verkaufstätigkeiten fort. Von Bedauern oder Reue keine Spur.
FEI: „Ein zutiefst verstörender Fall“
„Dieser Fall ist zutiefst verstörend – nicht nur wegen der wiederholten Misshandlungen, sondern auch wegen der Anzahl betroffener Pferde“, erklärte Mikael Rentsch, Justiziar der FEI. „Dass ein solches Verhalten von einem Spitzensportler ausging, macht es umso erschütternder. Unsere Athletinnen und Athleten müssen die höchsten Standards im Umgang mit Pferden verkörpern. Tierschutz ist das Fundament unseres Sports.“
Die FEI betonte, dass die Auswertung der Beweise – bestehend aus Videoaufnahmen, Fotos und Zeugenaussagen – monatelange, sorgfältige Arbeit erforderte. Das Verfahren wurde trotz der internationalen Distanz und in Kooperation mit US Equestrian konsequent geführt, so der Weltverband in einer Aussendung.
US Equestrian zog inzwischen nach: Mit einer Regeländerung verschaffte sich der Verband nachträglich die Möglichkeit, künftig auch bei Fällen außerhalb von Turnieren eingreifen zu können. Eine Lehre aus dem Fall Parra, der – man muss es so sagen – schon lange umstritten war in der Szene.
Der heute 62-jährige Parra bleibt nun bis Februar 2039 von allen Aktivitäten unter FEI- oder nationaler Jurisdiktion ausgeschlossen. Weder darf er selbst starten noch FEI-registrierte Pferde oder Reiter trainieren. Zusätzlich verhängte das Tribunal Geldbußen in Höhe von insgesamt 25.000 Schweizer Franken. Ob Parra gegen das Urteil beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) Berufung einlegt, ist offen. Auf Nachfrage von Kenneth J Braddick von Dressage News antwortete er knapp: „Ich glaube schon.“
Die vollständige Urteilsbegründung steht noch aus.