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Ist während des Bewerbs auf dem Prüfungsplatz irgendwo am Körper des Pferdes frisches Blut zu sehen, führt dies nach aktuell gültigem Reglement zum sofortigen Ausschluss. © Tomas Holcbecher

Kommt eine Blood Rule light?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 26.07.2017 - 14:17
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Ist während des Bewerbs auf dem Prüfungsplatz irgendwo am Körper des Pferdes frisches Blut zu sehen, führt dies nach aktuell gültigem Reglement zum sofortigen Ausschluss. © Tomas Holcbecher

Diskussionen um die sogenannte Blood Rule sind nicht neu. Es war Adelinde Cornelissens Ausschluss bei den WEG in Kentucky 2010, der die Diskussion um Blut am Pferdekörper ins Rollen brachte. Die Niederländerin und ihr Fuchswallach waren im Grand Prix abgeläutet worden, weil Parzival aus dem Maul blutete. Als klar wurde, dass ein derartiger Ausschluss weder durch das FEI Reglement noch durch die tierärztlichen Vorschriften zweifelsfrei abgedeckt war, wurde herbe Kritik an der FEI laut, besonders durch den niederländischen Verband und den damaligen Cheftrainer der holländischen Equipe, Sjief Janssen.

In der Folge wurde eine eigene Regel für Fälle wie diese schaffen -  die sogenannte Blood Rule. Doch die Ansichten, wie diese genau aussehen sollte, gingen schon zu Beginn deutlich auseinander. Forderten die einen den kategorischen Ausschluss bei jeglicher Form von Blut am Pferdekörper, setzten sich andere, darunter zahlreiche namhafte Reiter und Trainer, für eine weniger rigide Auslegung ein. Blut sollte dann nicht zur Disqualifkation führen, wenn es sich lediglich um eine Bagatellverletzung handelte und die Blutung gestoppt werden könne.

Nur kurze Zeit nach Bekanntwerden des Regelvorschlages hagelte es scharfe Kritik von allen Seiten. Zahlreiche FEI-Mitgliedsnationen sprachen sich bereits im Vorfeld dagegen aus, innerhalb weniger Wochen erteilten fast 20.000 Pferde- und Reitsportfreunde mit ihrer Unterschrift der Idee einer „Blood Rule light“ eine Abfuhr. Ein Jahr später wurde die bis heutige gültige Blutregel in Kraft gesetzt, nach der ein Pferd disqualifiziert werden muss, wenn während des Bewerbs auf dem Prüfungsplatz irgendwo am Körper frisches Blut zu sehen ist.

Sechs Jahre später kommt die Diskussion darüber, wie ein blutendes Pferd am Turnier handzuhaben ist, neuerlich ins Rollen. Wie das deutsche Pferdemagazin St. Georg in seiner Online-Ausgabe berichtet, spielt die FEI aktuell mit dem Gedanken, die „Blood Rule“ zu entschärfen. Auslöser für die geplante Kurskorrektur ist ein Vorfall, der sich anlässlich der Global Champions Tour im französischen Cascais ereignet hatte. Der britische Springreitstar Scott Brash war dort disqualifiziert worden, weil bei seinem Oldenburger Wallach Hello Forever eine kleine, blutende Verletzung an der Flanke festgestellt wurden war. Damit war auch für Brashs Global Champions League Team der sicher geglaubte Etappensieg dahin. Die Kritik an diesem Ausschluss ließ nicht lange auf sich warten. Prompt machte die Besitzerin des Teams, Georgina Bloomberg, milliardenschwere Tochter des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, ihrem Unmut via Facebook Luft und forderte eine Anpassung der Blutregel. Schützenhilfe erhielt sie dabei von ihrem Reiter Scott Brash und Tour-Chef Jan Tops. Einflussreiche Persönlichkeiten, die man bei der FEI scheinbar nicht verstimmen möchte.

Denn nur wenige Wochen später steht nun eine Variante der Blood Rule im Raum, nach der dem Richter ein Ermessensspielraum zugestanden wird, ob eine Verletzung disqualifikationswürdig ist oder nicht. Eine derart schwammige Regelung, die alle Verantwortung auf einzelne Personen abwälzt, öffnet endlosen Diskussionen und fragwürdigen Entscheidungen Tür und Tor und ist wohl kaum im Sinne der Pferde. Ob sich die FEI eine solche Regeländerung angesichts immer wieder aufkeimender Diskussionen um die Tierschutzverträglichkeit des Reitsports, überhaupt leisten kann, bleibt abzuwarten.

ps