WEG Tryon

Licht und Schatten: Das waren die Weltreiterspiele 2018

Ein Artikel von Enrst Kopica | 24.09.2018 - 15:08
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Bei weitem nicht perfekt, aber so schlimm dann auch wieder nicht: das Tryon International Equestrian Center, Austragungsort der Weltreiterspiele 2018

Wie heißt es so schön in Goethes Götz von Berlichingen: „Wo viel Licht ist, ist auch starker Schatten!“ Dieses Zitat fällt mir immer ein, wenn von sportlichen, insbesonderen pferdesportlichen Großveranstaltungen die Rede ist. Mit allen Anforderungen, die an solche Events gestellt werden, und mit der zunehmenden Teilnehmerzahl steigt natürlich auch das Fehlerrisiko.

Und Fehler sind hier bei den Weltreiterspielen in North Carolina natürlich viele passiert. Das bekannte auch Hausherr Mark Bellissimo, der hinter dem Projekt Tryon International Equestrian Center steht, bei einer Fragestunde mit Happy Hour gegenüber den akkreditierten Journalisten. Aber der amerikanische Businessman geht damit offen um, rhetorisch überzeugend und nach außen hin lächelnd, wie es hier so üblich ist: „Natürlich haben wir erkannt, dass nicht alles perfekt war!“

Selbst auf die Unzulänglichkeiten beim Distanzreiten und die fehlenden Unterkünfte für Grooms ging er ein und beantwortete Frage um Frage - im Gegensatz zu den Organisatoren vor vier Jahren in der Normandie, die jede Schuld oder Probleme negierten. Für die Zukunft der Weltreiterspiele wünscht sich Bellissimo einen Zirkel von zwei oder drei Austragungsstätten, wo abwechselnd veranstaltet werden soll. Mal schauen, was die FEI davon hält!

Wenn in vielen Pferdesport-Medien, aber auch in Agenturmeldungen und Zeitungsberichten endlos über die organisatorischen Schwachstellen geschrieben wurde, muss doch eines ganz klar festgehalten werden: Die Bedingungen für Pferd und Reiter, was Unterbringung und Reitstadien betrifft, waren im Tryon International Equestrian Center wirklich ausgezeichnet. Und gerade Sportler und ihre Sportpartner sollten im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen und nicht die Berichterstatter selbst. Oft möchte man zu einer erbosten Kollegin oder einem reklamierenden Kollegen sagen, dass er sich selbst nicht so wichtig nehmen soll. Natürlich sind „Internet-Blogs“ mit persönlichen Erlebnissen und Befindlichkeiten für Journalisten eine nette Abwechslung und bringen Einblicke hinter die Kulissen, aber was die Arbeitsbedingungen in Tryon betraf brauchte sich eigentlich keiner beklagen. Beispiele gefällig? So ein formidables Presse-Catering wie hier gibt es sonst nur beim CHIO in Aachen, die Parkplätze sind ausreichend, die Securitys ohne „Beamtenmentalität“ und die Volunteers bemüht und hilfsbereit.

Apropos Catering! Das Grillrestaurant in Columbus, wo der Österreicher-Abend in ausgelassener Stimmung stattfand, servierte ausgezeichnete Steaks. Da durfte auch bei den ernährungsbewussten Voltigierern einmal etwas Deftigeres auf den Teller kommen. Ein besonderes Hallo gab es, als auch Max Kühner nach seiner Doppelnullrunde dazustieß. Er ließ es sich mit seinen Eltern und Pflegerin Alex ebenso schmecken wie Pepo Puch, der Heike Kölle (die Vorbesitzerin von Sailor’s Blue) mitgebracht hatte. Für Österreichs Mannschaft, die von den Problemen bei Endurance, Dressur und Fahren nur wenig mitbekam, weil hier kein rot-weiß-roter Aktiver am Start war, waren diese Spiele vor allem eines: eine außerordentliche Erfolgsgeschichte. Für ihre Leistungen udn die der vielen freiwilligen Helfer in Tryon zieht der Autor dieser Zeilen deshalb den Hut, stimmt nicht in den Chor der Wehklagen über die WEG ein und gratuliert den Sportlern zu ihren Leistungen!