Natürliches Speicheln oder doch nachgeholfen? – Ab Juli 2025 ist das Verwenden schaumfördernder Substanzen klar verboten. © holcbecher.com
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Beobachtungen von Pferden in internationalen Prüfungen, die mit auffällig viel „Schaum“ ums Maul in den Vierecken erschienen. Insider identifizierten als Ursprung bald Marshmallow-Fluff – eine leichte Creme aus Schaumzucker, die sich vor allem in den USA großer Beliebtheit erfreut. Dort wird sie gerne als süßer Brotaufstrich oder als Zugabe zu Desserts verwendet. Am Pferdemaul dient Fluff allerdings nicht als besondere Leckerei, sondern vielmehr dazu, Kontaktprobleme zu kaschieren. Die „Schaumcreme“ soll das natürliche Speicheln imitieren und so Unzufriedenheit im Maul optisch überdecken.
Seit Januar 2022 ist die Anwendung von Marshmallow-Fluff laut den FEI-Regularien bereits verboten. Auffällig schäumende Pferdemäuler sind dennoch nicht restlos aus den Vierecken verschwunden – ein Umstand, der die FEI nun zu einer „dringlichen Maßnahme zum Schutz des Pferdewohls“ veranlasst hat.
Neu aufgenommen in Artikel 1004.4 der FEI Veterinary Regulations heißt es nun:
„Es ist strengstens verboten, jegliche Substanz oder Produkte im oder um das Maul und/oder die Zunge des Pferdes zu verwenden, die (i) Schaumbildung imitieren, hervorrufen oder verursachen und/oder (ii) das Gebiss umhüllen oder teilweise bedecken.“
Ausgenommen sind laut FEI lediglich in der Tack App genehmigte Produkte sowie natürliche Leckerlis in Maßen. Ein Verstoß wird mit einer Gelben Verwarnkarte und dem Ausschluss aus der jeweiligen Prüfung geahndet.
Die neue Regel ersetzt die bisher im Dressur- und Para-Dressur-Regelwerk enthaltenen Bestimmungen. Sie tritt am 1. Juli 2025 in Kraft.
Wichtiger Schritt - für das Pferdewohl, aber auch für fairen Sport
Mit der neuen Vorschrift reagiert die FEI klar und eindeutig auf eine vielfach kritisierte Unsitte im Dressursport. Es geht dabei nicht nur um Tierschutz, sondern auch um Transparenz: Pferde mit Maulproblemen sollen nicht durch kosmetische Mittel in ein besseres Licht gerückt werden – denn ein ruhiges, zufriedenes Maul ist ein wichtiges Kriterium für das Richterurteil in Dressurprüfungen.
Die neue Regel schafft Klarheit – für Reiter, Grooms, Offizielle und Zuschauer. Und sie erinnert daran, dass Horsemanship, Fairness und das Wohlergehen der Pferde über kurzfristiger Showwirkung stehen müssen.