Sport

Ausschluss hat weitreichende Folgen für Pferdesport in den Emiraten

Ein Artikel von Pamela Sladky | 02.10.2020 - 13:20
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Abdullah Mohd Al Marri (UAE) auf James V.D Oude Heihoef anlässlich des Longines FEI Jumping Nations Cup in Abu Dhabi. Für den 342. der Weltrangliste und seine Springreitkollegen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten heißt es zumindest bis zum 31. 12. 2020 "bitte warten" in Sachen Turnierreiten.
© FEI | Helen Cruden

Der Suspendierung des Emirate-Verbandes UAEERF waren wiederholte Regelverstöße gegen Bestimmungen der FEI vorausgegangen. Wie so oft standen sie auch diesmal im Zusammenhang mit dem Distanzreiten. Um dem Regelwerk des Weltverbandes zu entgehen, wurden die zwei wichtigsten Distanzrennen, den President’s Cup und den Mohammed Cup, als nationale Veranstaltungen ausgeschrieben – wohl wissend, dass sie aufgrund der großen Anzahl ausländischer Teilnehmer und vertretenen Nationen als internationale Turniere und damit unter den deutlich strengeren FEI-Regeln hätten durchgeführt werden müssen.

Für die FEI war mit diesem neuerlichen Affront gegen ihr Regelwerk das Fass nicht nur voll, sondern endgültig übergelaufen. In der Folge entschied man sich dazu, den Pferdesportverband der Vereinigten Arabischen Emirate aus der FEI-Familie auszuschließen. Zumindest bis 31. Dezember dieses Jahres. Im Distanzreiten wurde der Ausschluss auf 31. März ausgedehnt.


Keine halben Sachen

Für die Emirate ist es nicht der erste Rausschmiss. Schon 2015 hatte die FEI eine Suspendierung ausgesprochen. Allerdings traf diese in erster Linie den Distanzreitsport, während die Springreiter weiterhin an Turnieren teilnehmen durften – wenn auch unter der Flagge des Weltverbandes.

Diesmal hat sich die FEI allerdings dazu durchgerungen Nägel mit Köpfen zu machen. Pferdesportlern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten – gleich welcher Disziplin – ist bis Ende des Jahres (im Distanzreiten bis Ende März) die Teilnahme an internationalen Turnieren untersagt. Wer stattdessen auf nationale Turniere ausweicht, sieht sich mit einer sechsmonatigen Sperre durch die FEI konfrontiert. Dasselbe gilt für Offizielle, die bei Turnierveranstaltungen in den Emiraten mitwirken. Und auch in den Emiraten registrierte Pferde sind voerst von internationalen Turnieren ausgeschlossen bzw. werden bei einem Start in den Emiraten mit einer Sperre belegt. Dabei macht es übrigens keinen Unterschied, wenn der Reiter selbst einer anderen Nation angehört.

Die FEI hat inzwischen sämtliche internationalen Turniere, die bis Ende des Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten geplant waren, ersatzlos gestrichen. Veranstalter, die nun auf ein nationales Event umsatteln möchten, werden es unter den gegeben Voraussetzungen nicht leicht haben, ein hochkarätiges Starterfeld zusammenzubringen. Zumindest nicht mit Reitern, die Ambitionen auf internationaler Ebene haben.


Unverständnis bei Springreitern

Vor allem im Lager der Springreiter, neben dem Distanzsport die wichtigste FEI-Disziplin in den Emiraten – ist der Unmut über den Entschluss des Weltverbandes groß. „Diese Entscheidung wird gravierende Auswirkungen auf den Springreitsport in den Emiraten haben“, schreibt etwa die norwegische Springreiterin Anita Sande in einer Stellungnahme auf Facebook. Die ehemalige Bereiterin im Stall von Paul Schockemöhle lebt seit acht Jahren in Dubai, wo sie – wie sie sagt – weitaus bessere Voraussetzungen zur Ausübung ihres Sportes vorfindet, als in Europa. „Der Springreitsport in den Emiraten hat sich immer an die erforderlichen Regeln zum Wohl der Pferde gehalten, die veranstalteten Turniere entsprechen den Vorgaben der FEI, egal ob national oder auf internationalem Niveau.“ „Ich halte diesen Entschluss für furchtbar unfair.“  Sande hofft wie viele ihrer Reiterkollegen nun auf ein Einlenken der FEI.

Tatsächlich ist noch nichts in Erz gegossen. Der Emirate-Verband hat noch die Möglichkeit den Ausschluss vor dem FEI-Tribunal oder dem Internationalen Sportgerichtshof CAS anzufechten. Ob er diese Option nutzt und damit vielleicht sogar Erfolg hat, wird sich zeigen.