Moderner Fünfkampf

FN-Präsident Erbel: „Fünfkämpfer sollen Reiten rausnehmen“

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.09.2021 - 17:28

Damit sich Szenen wie jene bei den Olympischen Spielen in Tokio nicht mehr wiederholen können, will die Deutsche Reiterliche Vereinigung notfalls auch Druck auf den Internationalen Fünfkampf-Verband ausüben. So meinte FN-Präsident Hans-Joachim Erbel am Rande des CHIO in Aachen: „Wir sagen, dass die Fünfkämpfer das Reiten rausnehmen sollen. Wenn sie das nicht können, sollen sie das Reglement so ändern, dass sie die Tiere und Menschen schützen.“

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Annika Schleu und Saint Boy © imago images/Sven Simon

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Bei den Olympischen Spielen in Tokio hat der Moderne Fünfkampf der Damen mit seinen umstrittenen Szenen im Springreiten international für eine Welle der Empörung gesorgt. Im Zentrum der Kritik: Gold-Aspirantin Annika Schleu und die deutsche Bundestrainerin Kim Raisner. Nun hat der Disziplinarausschuss des Weltverbandes UIPM die Vorfälle noch einmal aufgearbeitet. Weiterlesen ...

Zwar hatten sich die FN und der Weltreiterverband FEI von den Fünfkampf-Szenen deutlich distanziert, doch die wenigsten Menschen verstehen, dass der Moderne Fünfkampf nicht den Reglements des internationalen Reitsports unterliegt – und mit Reitsport auf Top-Niveau eigentlich nichts gemein hat. Was bleibt, sind schauerliche Bilder von fragwürdigen reiterlichen Leistungen, die den Eindruck erwecken: Hier werden Pferde als Sportgeräte missbraucht – und das auf tierquälerische Art und Weise. Ein massiver Imageschaden, der den gesamten Reitsport betrifft.

Keine Ausnahme

Dabei seien Bilder wie jene aus Tokio beileibe keine Ausnahme im Modernen Fünfkampf. Derartige Szenen könne man laut Erbel immer wieder bei Olympischen Spielen erleben. Der Grund dafür liegt für den FN-Präsidenten auf der Hand. „Das sind keine Reiter“, so Erbel. Für ihn steht fest, dass die Anforderungen bei Olympia mit Sprüngen über 1,20 Meter schlicht zu anspruchsvoll für das Niveau seien, das die Fünfkämpfer mitbrächten.  Die FN und die FEI suchen nun das Gespräch mit den nationalen und internationalen Fünfkampf-Verbänden. Ob sie damit etwas bewirken, bleibt abzuwarten.

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Gustav Gustenau
© Filip Komorous

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Fünfreiter-Weltverband will am Reiten festhalten

Denn in einer ersten Stellungnahme nach den Vorfällen in Tokio schien ein Austausch der Teildisziplin Reiten keine Option. "Die UIPM bleibt dem Reiten als integralem Bestandteil des Modernen Fünfkampfs auf der Grundlage der Vision von Baron Pierre de Coubertin verpflichtet", lauten die klaren Worte des Weltverband-Präsidenten Dr. Klaus Schormann. Stattdessen wurden Modifikationen angekündigt. So sollen ab 2022 die Anforderungen heruntergeschraubt werden – also weniger, niedrigere und leichtere Hindernisse für die Fünfkämpfer im Springreiten. Die genauen Details werden derzeit von einer Arbeitsgruppe des UIPM in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst, der für die dringend notwendige und längst überfällige Reformierung der Teildisziplin sorgen soll.