Das neue FEI-Messgerät misst an seiner dicksten Stelle 1,7 cm und ist als Durchziehwerkzeug konzipiert. © FEI
In wenigen Wochen ist es soweit – dann gelten für alle Disziplinen unter dem Dach der FEI dieselben Regeln hinsichtlich der Weite der verwendeten Nasenriemen. Sie müssen so verschnallt sein, dass sich der neue FEI-Messkeil problemlos auf dem Nasenrücken des Pferdes von oben nach unten zwischen Leder und Pferdenase hindurchziehen lässt. Gelingt dies nicht, ist der Riemen zu eng und muss nachgebessert werden, sofern die Kontrolle vor dem Bewerb stattgefunden hat. Nach dem Bewerb führt ein zu enger Nasenriemen zum Ausschluss des Paares.
Nicht ganz klar ist allerdings, wer sich der Messung zu unterziehen hat. Denn während viele - darunter auch Aktive - bislang davon ausgingen, dass die Kontrolle standardmäßig bei allen Starterpaaren durchgeführt wird, lässt das kürzlich veröffentlichte Protokoll für FEI-Stewards diese Annahme wanken. Übersetzt aus dem Englischen heißt es darin: „Falls nicht alle Pferde überprüft werden, können die Pferde zufällig oder gezielt ausgewählt werden.“ Welche Faktoren darüber entscheiden, ob eine Kontrolle durchgeführt wird oder nicht, ob sie stichprobenartig oder durchgehend erfolgt, wird nicht verraten. Das lässt reichlich Interpretationsspielraum und führt insbesondere auf Social Media zu wilden Spekulationen.
Wir wollten es genauer wissen, und haben bei Mag. Petra Choc nachgefragt. Die Niederösterreicherin ist eine von nur fünf Level-4-Stewards (die höchste Kategorie unter FEI-Stewards) für Dressur weltweit und Mitglied der sogenannten Noseband-Taskforce des Weltverbandes. Auf Nachfrage der Pferderevue erklärte sie: „Ab dem 1.5. wird der Chef-Steward entscheiden, welche Bewerbe durchgängig kontrolliert werden. Bei Championaten müssen alle kontrolliert werden.“
Grund für diese Entscheidung sei, dass für die Nasenriemen-Checks ein zusätzlicher Steward benötigt werde. Die Gebisskontrolle nach dem Bewerb bleibe davon ungeachtet wie bisher bestehen. „Und bei der Gebisskontrolle kann das Tool natürlich auch zum Einsatz kommen“, so Choc.
Um eine möglichst reibungslose Einführung des Tools zum 1. Mai zu gewährleisten, hat die FEI ihre Stewards angehalten, den neuen Messkeil inoffiziell bereits vor dem Stichtag vorzuführen und zu demonstrieren. Die Resonanz sei positiv, so Choc: „Ich habe Rückmeldungen, dass es bei den meisten Pferden bisher keine Probleme gab.“
Nie alle Pferde geplant
Die Weltverband selbst erklärte in einer Stellungnahme gegenüber HorseSport.com, es habe nie die Absicht gegeben, das neue Messgerät bei jedem Pferd auf jedem FEI-Turnier einzusetzen. Veranstaltern stehe es frei jedes Pferd testen zu lassen, wenn gewünscht, doch die Protokolle für die einzelnen Disziplinen seien nicht darauf ausgerichtet.
„Wir sind uns nicht sicher, wie der Eindruck entstanden ist, dass die Nasenriemen-Kontrollen für alle Pferde bei einem FEI-Event verpflichtend sind, da wir dies nie in dieser Weise kommuniziert haben. In unseren internen Gesprächen mit den Interessensvertretern wurde diese Botschaft nie so vermittelt, da uns von Anfang an bewusst war, dass eine solche Vorgehensweise praktisch nicht umsetzbar wäre. Es ist nicht verpflichtend, jedes Pferd mit dem neuen Messwerkzeug zu überprüfen. Die Anzahl der Kontrollen hängt von der Größe des Steward-Teams und der Anzahl der teilnehmenden Pferde ab“, so die FEI.
FEI Protokoll zur Messung der Nasenriemen-Weite bei FEI-Wettbewerben
Einleitung
Die Weite von Nasenriemen wird bei allen FEI-Veranstaltungen von den FEI-Stewards mithilfe des FEI-Messgeräts kontrolliert. Falls nicht alle Pferde überprüft werden, können die Pferde zufällig oder gezielt ausgewählt werden.
Der Nasenriemen muss so angepasst sein, dass das FEI-Messgerät unter den Nasenriemen über dem Nasenbein eingeführt und von oben nach unten hindurchgezogen werden kann.
Ab dem 1. Mai 2025 gelten die folgenden Bestimmungen zur Weite des Nasenriemens: Der Nasenriemen muss mit ausreichender Lockerheit angepasst werden, die mit einem von der FEI zugelassenen Messgerät festgestellt wird. Diese Regel gilt für alle Arten von Nasenriemen sowie für den oberen und unteren Nasenriemen.
Allgemeines Protokoll
- Sobald ein Pferd für die Kontrolle ausgewählt wurde, informiert der FEI-Steward die betreuende Person des Pferdes darüber, dass die Kontrolle der Nasenriemen-Weite mit dem FEI-Messgerät durchgeführt wird. Falls die betreuende Person auf dem Pferd sitzt, fragt der FEI-Steward, ob sie für die Kontrolle absteigen möchte. Falls das Pferd unruhig erscheint, kann der FEI-Steward anweisen, dass die betreuende Person absteigt. Unabhängig davon, ob sie auf- oder abgestiegen ist, liegt es in der Verantwortung der betreuenden Person, die Zügel des Pferdes während der gesamten Kontrolle festzuhalten. Falls gewünscht, kann eine Aufstiegshilfe bereitgestellt werden.
In begründeten Fällen (z. B. bei besonders nervösen oder aufgeregte Pferden) kann die Kontrolle in einem ruhigen Bereich, wie dem Stallbereich, durchgeführt werden.
In Ausnahmefällen und mit Zustimmung des FEI-Stewards darf die betreuende Person des Pferdes die Kontrolle selbst durchführen.
- Der FEI-Steward trägt für jedes Pferd ein neues Paar Einweghandschuhe und nähert sich dem Pferd ruhig und langsam, in der Regel von der linken Seite des Pferdes.
- Der FEI-Steward legt in ruhiger Weise seine linke Hand auf den Hals des Pferdes und bewegt sie langsam zur Vorderseite der Nase, während er das FEI-Messgerät in der rechten Hand hält. Normalerweise wird der Nasenriemen mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand sanft zusammWeitedrückt, um das Einführen des Messgeräts zu ermöglichen. Jegliche abnehmbare Polsterung unter dem Nasenriemen muss dabei vorsichtig in Position gehalten werden. Falls eine Polsterung verwendet wird, ist es die Verantwortung der betreuenden Person, sicherzustellen, dass das Messgerät eingeführt werden kann. Die Handhabung kann je nach Art des Nasenriemens leicht variieren.
- Der FEI-Steward führt das Messgerät vorsichtig von oben nach unten unter den Nasenriemen ein. Die linke Hand bleibt sanft auf der Nase des Pferdes positioniert, während der Nasenriemen gehalten wird. Mit Zeige- und/oder Mittelfinger der rechten Hand schiebt der Steward das Messgerät mit angemessenem Druck von oben nach unten hindurch. Sobald das FEI-Messgerät den "Wear and Tear Mark“ (die höchste Erhebung des Tools, Anm.) passiert hat, kann der Steward den Nasenriemen loslassen und das Messgerät mit der linken Hand zurückziehen. Falls das Messgerät nicht problemlos hindurchgeführt werden kann, gilt der Nasenriemen als zu eng.
- Nach der Kontrolle informiert der FEI-Steward die betreuende Person, dass die Kontrolle abgeschlossen ist, und tritt vom Pferd zurück.
- Die verwendeten Einweghandschuhe werden entsorgt, und für jedes Pferd wird ein neues Paar angezogen.
- Das FEI-Messgerät wird vor der nächsten Verwendung mit einem nicht reizenden, ungiftigen, pferdesicheren Desinfektionstuch gereinigt, das keine Dopingrisiken birgt.
- Falls die betreuende Person des Pferdes nach einer erfolgreichen Kontrolle vor dem Wettkampf den Nasenriemen erneut anpasst, muss das Pferd erneut zur Kontrolle vorgestellt werden, bevor es das Wettkampffeld betritt.
- Falls das FEI-Messgerät nicht problemlos hindurchgeführt werden kann, gilt der Nasenriemen als zu eng. In diesem Fall folgt der FEI-Steward den folgenden Schritten:
i. Kontrolle vor dem Wettkampf
Falls die Kontrolle vor dem Wettkampf erfolgt – d. h. bevor das Pferd mit dem Reiter das Wettkampffeld betritt –, weist der FEI-Steward die betreuende Person an, den Nasenriemen anzupassen. Falls die betreuende Person auf dem Pferd sitzt und keine Unterstützung durch weiteres Personal hat, muss sie für die Anpassung absteigen. Nach der Anpassung wird die Kontrolle wiederholt. Falls der Nasenriemen weiterhin zu eng ist, muss er weiter gelockert werden, bis die Kontrolle erfolgreich bestanden wird.
Falls die betreuende Person sich weigert oder nicht in der Lage ist, den Nasenriemen so anzupassen, dass das Messgerät problemlos hindurchgeführt werden kann, dürfen der Reiter und das Pferd nicht abreiten oder am Wettkampf teilnehmen. Die Nichtbefolgung der Anweisungen des FEI-Stewards kann Sanktionen gemäß den allgemeinen FEI-Bestimmungen nach sich ziehen.
ii. Kontrolle nach dem Wettkampf
Falls die Kontrolle nach dem Wettkampf durchgeführt wird und das Messgerät nicht problemlos hindurchgeführt werden kann, wird der Reiter-Pferd-Kombination vom betreffenden Wettkampf disqualifiziert, und der Reiter erhält eine Gelbe Verwarnungskarte (gemäß Art. 1044.8 der FEI-Veterinärbestimmungen).
Es gibt keine Ausnahmen, und die FEI-Offiziellen haben keine Ermessensspielräume zur Abweichung von den festgelegten Konsequenzen.
Die Kontrolle kann jederzeit durchgeführt werden, jedoch gibt es disziplinspezifische Empfehlungen zur Minimierung von Störungen im Vorbereitungsprozess von Reiter und Pferd.