Olympische Spiele

Mannschaftsgold für Schweden

Ein Artikel von Ernst Kopica | 07.08.2021 - 16:21
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Hätte sich die Auszeichnung "Pferd des Turniers" mehr als verdient: King Edward verzeichnete unter Henrik von Eckermann (SWE) in vier Umläufen und zwei Stechen keinen einzigen Abwurf.   © FEI/Christophe Taniére

Allerdings bedurfte es eines Traumrittes des letzten Reiters Peder Fredricson mit All Inn, um sich in einem dramatischen Stechen gegen die USA durchzusetzen. Bronze gewann Belgien, bittere Momente erlebte hingegen die französische Equipe, für die Gold zum Greifen nahe lag, aber das Ausscheiden von Penelope Leprevost warf die „Grande Nation“ weit zurück.
 

Dramatik pur

Ein Krimi konnte nicht spannender sein als die letzte Entscheidung bei den olympischen Reitsportbewerben im Equestrian Park Baji Koen. Hauptverantwortlich dafür war der neue Austragungsmodus, der es keiner Mannschaft erlaubte sich ein Streichresultat zu leisten. Und ausgerechnet die vor der letzten Reiterin führenden Franzosen kamen dabei am heftigsten zum Handkuss. Penelope Leprevost hätte sich auf Vancouver de Lanlore einen Abwurf und einen Zeitfehler leisten können, um ihrer Nation wie in Rio 2016 erneut die Goldmedaille zu sichern. Aber beim Einsprung in die Zweierkombination fiel schon eine Stange, dann eine Verweigerung und beim zweiten Versuch erneut ein Ungehorsam - aus, Ende, Gold weg, und ein enttäuschender 8. Rang.

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Aus, vorbei: Im Mannschaftsfinale quittierte Daniel Deussers (GER)  Killer Queen zweimal den Dienst.
© holcbecher.com

Mit ihrem Schicksal war die französische Equipe aber nicht allein: Auch der deutsche Weltranglistenerste Daniel Deusser scheiterte mit zwei Verweigerungen seiner Stute Killer Queen in der Dreierkombination - Rang 9, keine Medaille in den beiden Springbewerben für unser Nachbarland!

Da das britische Team keine Chance mehr auf Edelmetall hatte, verzichtete auch Einzelsieger Ben Maher auf ein Antreten, um seinem Explosion W eine kräfteraubende Runde zu ersparen. Letzer Platz für Team GB.

Die Schweizer hatten zwar alle drei Reiter ins Ziel gebracht, aber mehr als Rang 5 war für sie nicht drin - eine enttäuschende Ausbeute für die Eidgenossen, die durch Bryan Balsiger/Twentytwo des Biches, Martin Fuchs/Clooney (Nummer 2 der Weltrangliste) und Steve Guerdat/Venard de Cerisy (Nummer 3 der Weltrangliste) vertreten wurden. Besser lief es für das belgische Trio Pieter Devos/Claire Z, Jerome Guery/Quel Homme de Hus und Gregory Wathelet/Nevados S, das sich mit 12 Punkten Bronze vor den Niederlanden (17) sicherte.

Pferd des Turniers: King Edward

So anspruchsvoll die Kurse in allen Springen auch waren, gerade die drei schwedischen Paare Henrik von Eckermann/King Edward, Malin Baryard-Johnsson/Indiana und Peder Fredericson/All Inn zeigten, dass sie durchaus „reitbar“ waren. King Edward schaffte es sogar in vier Grundumläufen und zwei Stechen keinen Abwurf aufs Konto zu bekommen, damit gebührt ihm wohl der Titel Pferd des Turniers. Dass es die Schweden so spannend hatten, „verdankten“ sie dem Abwurf von Fredricson am letzten Sprung des Parcours, womit Schweden nach dem Grundumlauf ebenso wie die USA 8 Punkte auf dem Konto hatten.

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Starke USA: Die US-Equipe, im Bild Jessica Springsteen und Don Juan, verpasste Gold nur um Haaresbreite.
© holcbecher.com

Mit seiner sensationellen Vorstellung im Stechen machte der Einzelsilbermedaillengewinner dann aber alles wieder gut. Am Ende hatte Schweden einen Vorsprung von 1,30 Sekunden auf die USA (Laura Kraut/Baloutinue, Jessica Springsteen/Don Juan van den Donkhoeve und McLain Ward/Contagious), nachdem alle Teilnehmer am Stechen ohne Abwurf geblieben waren.

Spannung vs. Pferdewohl

Man kann nun gespannt sein, ob die lange und intensive Diskussion um den Austragungsmodus ohne Streichresultate weitergehen wird, oder ob man in Paris 2024 wieder zur traditionellen alten Form zurückkehrt. Die Spannung für die Zuschauer war heuer so hoch wie nie zuvor, ob der jetzige Modus allerdings auch zum Wohle der Pferde war, muss wohl noch einmal kritisch hinterfragt werden. Aber das gilt sicherlich auch für andere Bereiche im Reitsport!

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier zum Nachlesen.  

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© FEI/EFE/Kai Försterling