WM Herning

King Henrick und King Edward sind Weltmeister, Max Kühner im Finale knapp gescheitert

Ein Artikel von Redaktion | 14.08.2022 - 17:50
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Siegreiches Trio: Gold für Henrick von Eckermann (SWE), Silber für Jérôme Guery (BEL), Bronze für Maikel van der vleuten (NED)
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Die Aufgabenstellung in Runde eins des Einzelfinales war deutlich leichter als das, was am Freitag im Mannschaftsfinale gefordert worden war. Weniger technische Schwierigkeiten, weite Wege und eine moderate Zeit sorgten dafür, dass sich schon zu Beginn eine fehlerfreie Runde an die nächste reihte. Zwischenzeitlich keimte das Gefühl auf, man könne am heutigen Tag mit einem Nuller nicht viel gewinnen. Doch die vielen sauberen Runden erhöhten auch den Druck auf die Spitzengruppe. Nur ein Abwurf reichte, um gnadenlos im Klassement durchgereicht zu werden. Genau dieses Schicksal ereilte einige prominente Paare, darunter die beiden niederländischen Vize-Weltmeister mit der Mannschaft, Jur Vrieling auf Long John Silver und Harrie Smolders auf Monaco N.O.P., Team-Bronzemedaillengewinner Scott Brash auf Hello Jefferson (GBR) oder auch den bislang so überzeugenden Israeli Daniel Bluman auf Ladriano Z, die allesamt aus den Top 12 purzelten

Gänzlich unbeeindruckt vom Parcours zeigte sich Max Kühners Elektric Blue. Das Duo hatte nach Rang 40 nach dem Zeitspringen mit zwei fehlerfreien Runden eine mitreißende Aufholjagd geliefert. Auch dieses Mal nahm der elfjährige Eldorado van de Zeshoek-Sohn die 16 Sprünge des 575 m langen Kurses mit spielerischer Leichtigkeit und zeigte einmal mehr, warum er als eines der besten Pferde der Welt gilt. Am Ende stand erneut eine große Null auf der Anzeigetafel – zum dritten Mal in Folge für das österreichische Superduo.

Im Anschluss an Kühner und Blue leistete sich bis auf Martin Fuchs und Leone Jei kein weiteres Paar einen Fehler. In die alles entscheidende Runde der besten zwölf Paare ging das rot-weiß-rote Erfolgsduo als viertbeste Kombination – mit weniger als einem Abwurf Rückstand auf den führenden Mannschaftsweltmeister Henrik von Eckermann auf King Edward (0,58 FP), dessen Teamkollegen Jens Pedersen auf Markan Cosmopolit (2,71) und den Belgier Jérôme Guery auf Quel Homme de Hus (3,35).

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Wieder Null! Für Max Kühner und Elektric Blue lag die Medaille nach Runde eins des Mannschaftsfinales zum Greifen nah.
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In Runde zwei ging es für die Top 12 ans Eingemachte. Noch einmal 15 Sprünge, technisch deutlich anspruchsvoller, mit einer Zweifachen über Wasser, das alles in nicht zu großzügig bemessener Zeit – ein echter Weltmeisterschaftskurs. Eröffnungsreiter Marcus Ehning ließ den Parcours auf seinem Stargold trotzdem fast wie ein Kinderspiel aussehen. Das Duo war dank einer fehlerfreien Runde gerade noch ins Finale gerutscht. Im letzten Umlauf brachte es nun erneut einen Nuller ins Ziel. Am Ende wurde es Platz fünf für die beste deutsche Kombination bei dieser WM.  

Nach Ehning und Stargold zeigte sich dann aber doch, wie schwer der Parcours wirklich war. WM-Debütantin Jana Wargers (GER) und Limbridge sammelten einen Abwurf und zwei Zeitfehlerpunkte, Nicola Philippaerts (BEL) und Katanga vh Dingeshof patzten am Aussprung der Zweifachen. Dieses Hindernis sollte sich im Lauf der Prüfung als Stolperstein für viele Paare erweisen. So auch für Martin Fuchs (SUI) und Leone Jei, die hier gleich zwei Abwürfe hatten. Simon Delestres (FRA) Jolly Jumper, der die ganze WM über fantastisch gesprungen war, wurde im finalen Kurs Opfer seiner Unerfahrenheit und lud ebenfalls einen Abwurf auf. Erst Maikel van der Vleuten (NED) und Beauville meisterten alle Schwierigkeiten und galoppierten mit einem Nuller und in der Zeit über die Ziellinie und setzten sich an die Spitze der Wertung.

Als erster der Top fünf ritt danach Ben Maher ins vollgepackte Stadion, doch sein Faltic HB  patzte etwas unglücklich an einem Steilsprung, und das Paar musste sich hinter van der Vleuten einreihen.

Danach nahm Österreichs Medaillenhoffnung den Kampf um den Titel auf. Lange sah es hervorragend aus für Max Kühner, der die Runde auf seinem Blue mit Bedacht anlegte, ruhig und kalkuliert. Doch die zweifache Kombination wurde auch ihnen zum Verhängnis. Am Aussprung fiel eine Stange und bis das Paar über die Ziellinie galoppierte, kamen noch zwei Zeitfehler dazu. Damit rutschte Kühner hinter Maher und Ehning auf den Bronzerang zurück – und die drei besten Kombinationen standen noch in den Startlöchern.

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Es hat nicht sollen sein für Österreichs Max Kühner. Am Ende wurde es wie schon bei der WM vor vier Jahren Platz sechs.
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Jérôme Guery und Quel Homme de Hus beendeten Kühners schwindende Medaillenhoffnung mit einem fehlerfreien Ritt endgültig. Die platzten auch beim nachfolgenden Schweden Jens Fredricson, bei dessen Markan Cosmopolit nach den vorangegangenen kräftezehrenden Runden endgültig die Luft draußen war. 13 Fehlerpunkte reichten den Mannschaftsweltmeister zurück auf Rang zehn.

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Schwedische Fans im Ausnahmezustand
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Kraft Ende nie scheint hingegen sein Teamkollege King Edward zu haben. Mit der aktuellen Nummer eins im Sattel, dem Schweden Henrik von Eckermann, sprang der zwölfjährige belgische Fuchswallach in atemberaubender Manier, schraubte sich Hindernis um Hindernis in die Höhe und leistete sich bis zum Schluss keinen Fehler. Mit lediglich 0,58 Fehlerpunkten nach fünf Runden krönten sich die Mannschaftsweltmeister vor einem ausrastenden Publikum auch noch zu den absolut verdienten Weltmeistern im Einzel. Gold für King Edward und King Henrik, Silber für den Belgier Jérôme Guery und Quel Homme de Hus, Bronze für den Niederländer Maikel van der Vleuten und Beauville Z N.O.P.

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Verdiente Champagnerdusche für Weltmeister Henrick von Eckermann
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Max Kühner beendete seine zweite WM wie schon 2018 in Tryon als Sechster. Dass es auch diesmal ganz knapp nicht für eine Medaille gereicht hat, ist zweifellos eine Enttäuschung für den Wahl-Tiroler. Ein Platz auf dem Podest war ganz klar das erklärte Ziel gewesen. „Ich bin mit Blue eigentlich sehr zufrieden. Bronze wäre möglich gewesen, ohne Abwurf und mit nur einem statt zwei Zeitfehlern. Wir müssen halt noch einen Tick besser werden. Hilft nix!“, so Kühners Fazit. Damit bleibt Hugo Simons WM-Bronzemedaille, die er 1974 in Hickstead (GBR) zusammen mit Lavendel geholt hatte, vorerst die einzige bei einer Springreit-Weltmeisterschaft für Österreich.

Die Ergebnisse im Detail gibt es hier.