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Pleiten, Pech und Pannen: Ernüchterndes Global Champions Saisonfinale in Prag

Ein Artikel von Ernst Kopica | 24.11.2025 - 15:34
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Verdiente Sieger des 6,5 Millionen Euro schweren GCL Super Cups: Die Rome Gladiators Emanuele Gaudiano, Yuri Mansur und Peder Fredricson © ph.Stefano Grasso/LGCT-GCL/Prague Playofss

Im Super Grand Prix, zu dem die 16 Etappensieger der Saison 2025 startberechtigt waren, setzte sich der für Belgien reitende Ägypter Abdel Said im Sattel von Bonne Amie durch.

Im mit insgesamt 6,5 Millionen Euro dotierten Mannschaftsfinale der Global Champions League triumphierten die Rome Gladiators. Das Team mit Emanuele Gaudiano (Esteban de Hus), Yuri Mansur (QH Alfons Santo Antonio) und Peder Fredricson (Alcapone des Armille) zeigte in der O2-Arena die stabilste Leistung und sicherte sich verdient den Titel.

Wenig erfreulich verlief das Wochenende für Max Kühner und seine Shanghai Swans, die in der ersten Runde ein Freilos hatten. Im Semifinale jedoch platzten alle Finalträume: Christian Ahlmann (Dourkhan Hero Z) kassierte einen Abwurf, Kühner selbst verzeichnete mit Elektric Blue P zwei Fehler und schließlich besiegelte Ben Maher mit 36 Strafpunkten das Scheitern – Platz 11, der vorletzte Rang.

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Im GCL-Viertelfinale war Simon Delestre der große Pechvogel, im LGCT Super Grand Prix gelang ihm die fast perfekte Revanche.  © ph.Stefano Grasso/LGCT-GCL/Prague Playofss

Für die größte Kontroverse sorgte jedoch bereits das Viertelfinale. Der französische Weltcupsieger Simon Delestre (Cayman Jolly Jumper) wurde lange nach seinem Null-Fehler-Ritt disqualifiziert: Vier Sprünge vor dem Ziel hatte sich der Kinnriemen seines Helmes geöffnet. Laut FEI-Reglement muss der Helm sofort wieder geschlossen werden – was nicht geschah.


Disqualifikation nach Protest

Brisant ist weniger der Verstoß selbst als dessen Entdeckung: Nach Informationen aus dem Umfeld wurde die Situation erst nach einem Protest eines konkurrierenden Teams geahndet. Das Richterkollegium hatte den Vorfall während des Ritts nicht bemerkt. Besonders pikant: Bei der GCT in Monaco blieb ein ähnlicher Zwischenfall ohne Konsequenzen.

Delestres Ausschluss führte zwangsläufig auch zur Disqualifikation seines Teams. Dadurch mussten die bereits fürs Halbfinale qualifizierten Istanbul Warriors ihre Hoffnungen auf einen Anteil am 6,5-Millionen-Preisgeld begraben. Die Juryentscheidung wurde heftig kritisiert – von Reitern, Teambesitzern und Veranstaltern. Geändert hat das nichts.

Auch im mit 1,25 Millionen Euro dotierten Super Grand Prix am Samstag sorgte ein ungewöhnlicher Zwischenfall für Aufregung. Während des Ritts von Gilles Thomas, aktuellem Gesamtsieger der Tour, wurde es unmittelbar vor der dreifachen Kombination plötzlich dunkel in der Halle. Thomas und Qalista DN hatten daraufhin einen Abwurf – und der zählte.

Die FEI sieht für solche Fälle vor, dass der Reiter bei beeinträchtigender Beleuchtung durchparieren und per Handzeichen eine Störung melden muss. Dann wird die Uhr angehalten und geprüft, ob tatsächlich ein Hindernis vorliegt. Thomas tat dies nicht und musste den Fehler akzeptieren. In der zweiten Runde gab der Belgier dann auf.

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Kein Paar blieb im LGCT Super Grand Prix ohne Fehler. Abdel Said und seine Bonne Amie waren die Schnellsten mit 4 Fehlerpunkten und sicherten sich den Sieg. © (C)Ljuba Buzzola

Delestres Revanche

Nach dem Helm-Eklat am Donnerstag gelang Simon Delestre im Super Grand Prix dennoch eine beinahe perfekte Revanche. Mit seinem 13-jährigen Wallach Cayman Jolly Jumper musste er sich Abdel Said nur um zwei Hundertstelsekunden geschlagen geben – Platz zwei brachte ihm immerhin 250.000 Euro Preisgeld.


Kein Streichergebnis – na und?

Das Fehlen eines Streichergebnisses in Olympischen Teambewerben ist seit Jahren heftig umstritten. Führende Nationen kritisieren, dass dieses Format den Druck erhöht, ein Pferd „um jeden Preis“ durch den Parcours zu bringen – nicht im Sinne des Tierwohls.

Auch in der hochdotierten Global Champions League gibt es kein Streichergebnis: Jede Runde zählt. Anders als bei Olympia bleibt Kritik hier jedoch vergleichsweise verhalten. Gut möglich, dass das üppige Preisgeld die Reiter:innen milde stimmt.

Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier