Vielseitigkeit

Super Lea will nach Tokio

Ein Artikel von Pamela Sladky | 26.02.2020 - 15:39
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Eigentlich war eine Teilnahme an den Vielseitigkeits-Weltmeisterschaften 2021 Lea Siegls großes Ziel für die nähere Zukunft. Gut möglich, dass bereits 2020 ein noch viel größerer Traum in Efüllung gehen könnte: ein Start bei den Olympischen Spielen in Tokio.
© Harald Minarik

Mit 3 Jahren bekam sie ihr erstes eigenes Pony, 18 Jahre später holte sie ein Olympia-Ticket für Österreich. Im Interview mit dem Österreichischen Pferdesportverband spricht die oberösterreichische Vielseitigkeitsreiterin Lea Siegl über Trainer, Talent, Träume und Tokio.

Du hast in der Vielseitigkeit im bereinigten Olympic Ranking der noch nicht Qualifizierten mit Platz 6 den letztmöglichen Quotenplatz für Österreichs geholt – überrascht?
Als mir mein Vater die Liste gezeigt hat, konnte ich es kaum glauben. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das noch ausgeht. Aber dieser Quotenplatz ist natürlich ein Traum für die gesamte Vielseitigkeit in Österreich, dass endlich wieder jemand von uns bei Olympia dabei sein darf.

Wie sieht jetzt dein Fahrplan Richtung Tokio aus?
Die MER-Kriterien (Anm.: die Mindestanforderungskriterien der FEI für Olympische Spiele) sind das nächste Ziel. Am Osterwochenende habe ich beim Turnier in Montelibretti (ITA) die erste Gelegenheit nachzuholen, was noch aussteht. Das sollte kein Problem sein, weil ich ja im Vorjahr schon einige Vierstern-Prüfungen geritten bin und dort alle Kriterien erfüllen konnte. Mir fehlt nur noch eine lange Geländeprüfung. Und gerade das Gelände ist die Stärke meines Pferdes Figthing Line. Weil er viel Vollblutanteil hat, schnell galoppieren kann und genug Ausdauer hat. Er ist außerdem im besten Alter, wird heuer 13 und wir sind schon seit 2016 gemeinsam international am Start.

Du warst im Vorjahr überaus erfolgreich: Vize-Staatsmeistertitel, zwei Bronzemedaillen beim European Cup, ein Vierstern-Sieg in Sopot, ein dritter Platz in Strzegom – was war dein persönliches Highlight?
Das letzte Jahr war wirklich unglaublich. Die Bronzemedaille mit dem Team beim European Cup war schon etwas ganz Besonderes. Diesen Teamgeist zu erleben ist super, dass es dann auch noch im Einzel mit einer Medaille geklappt hat, war genial. Dadurch konnte ich auch eine der beiden Bronzemedaillen als kleines Dankeschön an die Pferdebesitzer von Fighting Line – die Familie Mühlböck – weitergeben.“

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Lea Siegl und ihr Spitzenpferd Fighting Line. Mit dem blutgeprägten Wallach von Ostermond xx will die Oberösterreicherin ihr Tokio-Ticket klarmachen. © M&R photo

Apropos Unterstützung. Du warst sechs Jahre lang Mitglied des OEPS Talente Teams, wie wichtig war das für deine Entwicklung als Nachwuchsreiterin, die jetzt als junge Erwachsene den Sprung auf internationaler Turnierebene geschafft hat?
Sehr wichtig. Ich war ja bis zum Beginn meiner internationalen Karriere in diesem speziellen Förderkader. Am meisten profitiert habe ich vom gemeinsamen Training mit dem Dressur- und dem Springkader. Das waren sehr gute Spezialtrainer dabei und das ist gerade für uns Buschreiter sehr wichtig. Jetzt bewerbe ich mich für den Heeressport, das wäre der nächste Schritt, damit ich mich professionell nur noch dem Reiten widmen kann.

Dein Vater (Anm. Harald Siegl), der dich auch als Trainer betreut, hat dir als ehemaliger Vielseitigkeits-Staatsmeister, WM- und Olympia-Starter ja reichlich Pferdesport-Gene mitgeben...
Mein Papa war 2004 bei Olympischen Spielen in Athen dabei, war 2006 bei der WM in Aachen und 2014 in der Normandie. Von seinen Erfahrungen profitiere ich enorm, er hilft mir überall, coacht mich jeden Tag beim Reiten und er kennt meine Pferde ganz genau. Da kommt man schon schneller weiter.

Apropos schneller weiterkommen, worauf freust du dich in diesem Jahr am meisten?
Ich freu mich voll auf den Aufbau Richtung Tokio. Der große Vorteil ist ja, dass ich drei Pferde habe, mit denen ich auf Vierstern-Niveau arbeiten kann. Wobei Fighting Line mit seinem Vollblutanteil für die Hitze in Tokio wie geschaffen ist.