Vielseitigkeit

Luhmühlen: Lea Siegl und Fighting Line mit grandioser Aufholjagd ins Spitzenfeld

Ein Artikel von Pamela Sladky | 21.06.2021 - 14:52
SIEGL Lea (AUT), DSP Fighting Line_SL_1070-005-2202.JPG

Aufholjagd: Lea Siegl und Fighting Line machten mit fehlerfeien Runden im Gelände und im Springen sagenhafte 33 Plätze gut!
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Dabei war der Auftakt für die Heeressportlerin aus Oberösterreich alles andere als optimal verlaufen. In der Dressur mussten Siegl und ihr 14 Jahre alter Bayernwallach DSP Fighting Line bei beiden Grußaufstellungen ordentlich Federn lassen, zwei Punkte Abzug für Verreiten ließen die Wertung dann noch einmal deutlich nach unten purzeln. Am Ende standen lediglich 61,46 % auf der Anzeigetafel. Umgerechnet in Minuspunkte ergab das 38,5 Zähler und den abgeschlagenen 50. Platz vor dem Gelände.

Die verpatzte Dressur nahm Lea Siegl zum Anlass, um im Cross alles auf eine Karte zu setzen. Und wie schon so oft in den vergangenen Monaten ging der 22-jährigen Studentin und dem galoppierfreudigen Ostermond XX-Sohn auch auf der Luhmühlener Geländestrecke alles auf. Das Paar meisterte den anspruchsvollen Kurs nicht nur ohne Hindernisfehler, sondern auch innerhalb der erlaubten Zeit. Außer dem österreichischen Duo war das nur elf Paaren im 66-köpfigen Starterfeld gelungen.

Den perfekten Schlusspunkt setzten die beiden österreichischen Olympia-Aspiranten mit einem weiteren Nuller in finalen Springbewerb. Er fixierte als Endresultat das Dressurergebnis von 38,5 Minuspunkten und katapultierte das Paar auf den starken 17. Platz. Damit hatten Siegl und ihr Wallach nicht weniger als 33 Plätze gutgemacht!  

Mit zwei grundsoliden Leistungen zeigte sich auch Katrin Khoddam-Hazrati in Olympia-Form. Die Steirerin hatte gleich zwei Pferde nach Luhmühlen mitgebracht, ihre Nummer eins im Stall, die zwölfjährige Canterbury-Tochter DSP Cosma, sowie die um ein Jahr jüngere Schimmelstute Pippa. Beide Pferde schafften die interne Vorgabe, im Gelände ohne Fehler an den Hindernissen zu bleiben, problemlos und mussten ihrem Konto lediglich Zeitfehler hinzuaddieren. Im abschließenden Springen verzeichnete Khoddam-Hazrati mit Cosma dann einen unglücklichen Abwurf und platzierte sich auf Rang 41 (56,3 MP). Bei Stallkollegin Pippa fiel dreimal eine Stange in den Sand, sodass sie im Ranking deutlich zurückrutschte und am Ende Platz 44 (68,3 MP) belegte.

KHODDAM-HAZRATI Katrin (AUT), Cosma_SL_910-008-1004.JPG.JPG

Katrin Khoddam-Hazrati zeigten in Luhmühlen eine sichere Geländerunde.   © www.sportfotos-lafrentz.de

Mit zwei Reiterinnen nach Tokio?

Nach einem im wahrsten Sinne des Wortes heißen Wochenende in Luhmühlen – an allen vier Tagen kletterte das Thermometer über die 30-Grad-Marke – zeigt sich Bundesreferent Thomas Tesch mehr als zufrieden mit den Leistungen seiner Reiterinnen. „Beide haben im Gelände das gezeigt, was man von ihnen erwartet hat. Als letzte Formüberprüfung vor den Olympischen Spielen wollten wir vor allem eine saubere Geländerunde reiten, wobei Zeitfehler durchaus in Kauf genommen werden durften. Das haben beide Reiterinnen gut gemeistert. Auch die Pferde sind sehr gut durchgekommen und haben sich trotz der heißen Witterung und dem sehr selektiven Gelände in hervorragender Form präsentiert. In der Dressur haben wir einige Dinge getestet, die allerdings nicht so aufgegangen sind, wie wir und das vorgestellt haben. Jetzt wissen wir, dass wir wieder auf unser altes System umschwenken werden. So gesehen war das ein sehr wertvoller Test für Tokio.“

Wer im Wettkampf auf einen Olympia-Startplatz die Nase vorne hat, wollte Tesch im Gespräch mit der Pferderevue nicht verraten. Vielleicht wird eine Entscheidung aber auch gar nicht nötig sein. „Heute ist der letzte Tag, an dem die ‚Certificates of Capability‘ also der Nachweis, dass die Qualifikationskriterien der FEI erfüllt worden sind, abgegeben werden können. Bis dato gibt es einige Nationen, die diesen Nachweis noch nicht erbracht haben und Österreich ist der erste Nachrücker auf einen freigewordenen Startplatz“, erklärt Thomas Tesch, der sich gute Chancen ausrechnet, zwei Reiterinnen zu den Spielen entsenden zu können.

Für den heimischen Vielseitigkeitssport wäre das ein absolutes Novum. Die letzte und bisher einzige Amazone, die bei Olympischen Spielen für Österreich an den Start gegangen ist, war Margit Appelt in Athen 2004. Davor und danach wurden die heimischen Farben in der Vielseitigkeit ausschließlich von Männern vertreten.
 

Jung deutscher Meister

Der Sieg im CCI4*-S in Luhmühlen, das gleichzeitig als deutsche Meisterschaft gewertet wurde, ging an Olympiasieger Michael Jung mit fischerChipmunk FRH. Jung beendete das Turnier mit seinem Dressurergebnis von 21,4 Fehlerpunkten vor  Landsfrau Sandra Auffahrth, die sich mit Viamant du Matz von Platz sechs nach der Dressur noch auf den Silberrang vorarbeitete (27,1). Rang drei ging mit Andrew Hoy und Vassily de Lassos (27,6) an Australien.

Die Ergebnisse im Überblick gibt's hier.