Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd (NZL) wird von der Vergangenheit eingeholt. © holcbecher.com
Der Schimmel der Kursteilnehmerin hat ein Problem mit Wasser. Und Mark Todd offenbar keine Geduld. Deshalb stattet sich der zweifache Vielseitigkeits-Olympiasieger aus Neuseeland vorsorglich mit einem Zweig aus, um dem Vierbeiner auf die Sprünge zu helfen. Dieses Nachhelfen beschränkt sich bei der ersten gefilmten Sequenz noch auf geräuschvolles in die Luft peitschen, um den Schimmel zum Einsprung ins Wasser zu bewegen. Weil der beim dritten Anlauf jedoch die Beine in den Boden rammt und verweigert, kommt von Todd diesmal mehr Nachdruck. Gezählte zehn Mal lässt er den Zweig, den er inzwischen von sämtlichen Blattwerk befreit hat, auf das Hinterteil des augenscheinlich verunsicherten Pferdes niedersausen, bevor es sich endlich mit einem Satz ins Wasser aus der Situation befreit. Todd selbst bleibt dabei völlig ruhig. Eine Handlung aus dem Affekt heraus ist das nicht. Man hat den Eindruck, dass der Mann, der stets als großer Horseman galt, genau weiß, was er da tut.
Ursprünglich war ein Teil des Clips auf der Videoplattform TikTok online gestellt worden, wegen eines Verstoßes gegen die Community-Richtlinien hatte man es jedoch bald wieder vom Netz genommen. Später wurde es auf Instragram geteilt und danach in der oben gezeigten "Langversion" auch auf Youtube veröffentlicht, von wo aus seinen Weg in zahlreiche Gazetten und Fachmedien fand. Die Empörung über Todds Vorgehensweise ist groß, die Enttäuschung, dass sich ein respektierter und gefeierter Star der Szene derart daneben benimmt, noch viel größer.
"Bin selbst enttäuscht von mir"
In einer ersten öffentlichen Reaktion auf das Video gab sich Todd reumütig. „Ich entschuldige mich von ganzem Herzen bei diesem Pferd und allen Beteiligten für meine Taten in diesem Video. Eines der wichtigsten Dinge, die ich predige, ist gegenseitiger Respekt zwischen Reiter und Pferd, und dass Geduld und Freundlichkeit die besten Mittel sind, um erfolgreich zu sein. Ich glaube, es ist diese Überzeugung, die mir zusammen meiner großen Empathie für Tiere eine lange und erfolgreiche Karriere im Vielseitigkeitssport ermöglicht hat. Ich bin von mir selbst enttäuscht, dass ich diesen Prinzipien hier nicht entsprochen habe.“
Für Todd, der 2019 seine aktive Karriere beendet hat, könnte die Angelegenheit mehr als einen massiven Imageschaden bedeuten. Derzeit prüft der britische Rennsportverand British Horseracing Authority (BHA) den Sachverhalt. Todd ist seit Jahren auch als Trainer im Pferderennsportbereich tätig. Die britische Pferdeschutzorganisation World Horse Welfare hat außerdem Todds Rücktritt als Patron der Organisation bekanntgegeben. Nicht ohne dessen Verhalten auf dem Video mit deutlichen Worten zu verurteilen. Kritik kommt auch von der britischen Vielseitigkeitsorganisation British Eventing. Man sei enttäuscht von den Bildern. BHS, die British Horse Society, meinte in einer Stellungnahme, dass Reiter von Todds Reputation eine große Vorbildfunktion hätten und entsprechend mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Todds Verhalten sei „völlig inakzeptabel“ und der Vorfall müsse "eingehend untersucht werden".
Ein irischer Reitsportartikelhersteller, der unter dem Label Mark Todd einige Produkte verkauft, hat außerdem bereits angekündigt, dies ab sofort nicht mehr zu tun. Der Weltreiterverband hat sich bislang noch nicht zu diesem Vorfall geäußert.
