Voltigieren

WM-Gold und Silber für U18-Voltigiererin Anna Weidenauer in Le Mans

Ein Artikel von Pamela Sladky | 01.08.2021 - 21:12
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So feiern Weltmeisterinnen: WM-Goldmedaillengewinnerin Anna Weidenauer auf der Ehrenrunde mit Longenführerin Maria Lehrmann © Daniel Kaiser - im|press|ions

Bereits nach Runde eins hatte die Niederösterreicherin aus der Erfolgsschmiede der URC Wildegg die Führung übernommen – und die gab Weidenauer nicht mehr aus der Hand. Nach einem zweiten Platz in der Pflicht (7,793) wuchs die 16-Jährige in der finalen Kür über sich hinaus. Auf dem Rücken des 14 Jahre alten ÖWB-Wallachs Chivas, der von Maria Lehrmann longiert wurde, gelang Anna Weidenauer ein sensationeller Freestyle. 8,141 Punkte gab es von der Jury für ihre Kür zum Thema „Helena von Troja“ – der beste Wert des Tages und der finale Schritt zum verdienten Weltmeistertitel bei ihrem ersten Solo-Championat.

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Anna Weidenauer mimte in ihrer Kür Helena von Troja © Daniel Kaiser - im|press|ions

„Anna hat den Vorteil, dass sie seit vielen Jahren Teil der Wildegger Gruppe war und ist. Und obwohl sie heuer ihr erstes Einzel-Championat gegangen ist, hat ihr die Erfahrung aus drei EM und WM-Teilnahmen die nötige Sicherheit gegeben. Für sie ist heute einfach alles aufgegangen“, freute sich Bundesreferent Manfred Rebel über die Goldene für sein Team.

Die Plätze zwei und drei gingen an die beiden Deutschen Mona Pavetic und Gianna Ronca. Verena Brabec, die nach der ersten Pflicht wegen einer negativen Pferdenote massiv in Rückstand geraten war, verabschiedete sich mit einem dritten Platz in der finalen Kür und dem sechsten Gesamtrang von dieser WM - und aus dem Juniorenlager. Katharina Feldhofer belegte in der Endabrechnung Rang 14.

Silber im Pas de deux

Mit Gold in der Tasche konnte Anna Weidenauer danach in Runde zwei des Pas de deux zusammen mit ihrem Partner Paul Ruttkovsky befreit aufturnen. 8,143 Punkte hatte das Paar aus Runde eins erzielt und sich damit lediglich den deutschen Paarvoltigierern Arne Heers und Lily Warren (8,578) geschlagen geben müssen. Auch in der zweiten Runde zeigten die beiden Deutschen eine herausragende Leistung, die von der Jury mit 8,732 Punkten belohnt wurde.

Am nächsten kamen ihnen abermals Anna Weidenauer und Paul Ruttkovsky, die sich das Thema „Charly und die Schokoladenfabrik“ als Kürthema ausgesucht hatten. Auf Copperfield, erneut unter der bewährten Führung von Maria Lehrmann, turnten sie zu 8,023 Punkten. Damit sicherten sie sich WM-Silber. Eine Überraschung, wie Manfred Rebel zugibt: "Dass wir im Pas de deux heute mit Silber nach Hause gehen, war nicht zu erwarten. In dieser Disziplin wussten wir gar nicht, wo wir im internationalen Vergleich stehen, weil es schon so lange keine Turniere mehr gegeben hat. In der Sichtung waren Katharina Feldhofer und Anja Huber stärker gewesen, allerdings mussten sie bei der WM auf einem anderen Pferd starten und das ist dann doch etwas anderes als mit dem gewohnten Pferd“, so Rebel. Für das angesprochene steirische Duo wurden es in der Endabrechnung 7,186 Punkte und Platz sechs.

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Überraschten mit WM-Silber im Pas de deux: Anna Weidenauer und Paul Ruttkovski von der URC Wildegg (NÖ)
© Daniel Kaiser - im|press|ion

Stark war Pas-de-deux-Vize-Weltmeister Paul Ruttkovsky auch solo unterwegs. Den Einzelbewerb der Junior-Herren beendete der Niederösterreicher mit Copperfield, longiert von Maria Lehrmann, auf dem hervorragenden fünften Platz. Neuer U18-Weltmeister ist der Niederländer Sam dos Santos, der wenig später mit seiner Partnerin Elise van de Ven Bronze in der Paar-Konkurrenz gewann. Flankiert wurde er auf dem Podest von den beiden deutschen Turnern Philip Goroncy und Simon Stolz. Adrian Silberer (NÖ) vom Club 43 wurde bei seinem Championatsdebüt Vierzehnter.
 

Starke Konkurrenz bei den Gruppen

Auf dem undankbaren vierten Platz landete die Gruppe des RC Seefeld. Nach der Pflicht noch Zweite hinter der deutschen Erfolgstruppe des VV Ingelsberg, musste das Tiroler Team in der ersten Kür die Gruppen aus den USA und der Schweiz an sich vorbeiziehen lassen. Auch die zweite Kür offenbarte, dass die Konkurrenz bei dieser WM einfach zu stark war für einen Platz auf dem Podest. Dass Österreich in dieser prestigeträchtigen Disziplin diesmal leer ausging, kommt für Rebel wenig überraschend. „Die Gruppe hat sich erst im Mai geformt und ist dann nur die eine Sichtung in Sighartstein gegangen. Wir haben uns für Pill wegen der besseren Pflichtnoten entschieden. Unsere Taktik war, mit der Pflicht möglichst weit nach vorne zu kommen und dann mit dem Vorsprung hauszuhalten. Das ist sich leider nicht ganz ausgegangen, weil wir nach der Pflicht ein Zehntel zurückgelegen sind. Und die Küren der Konkurrenten waren – das muss man sich eingestehen – einfach stärker.“

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Gold und Silber für Anna Weidenauer, Silber für Paul Ruttkovski
© Daniel Kaiser - im|press|ion

Auch wenn es nicht das medaillenreichste Championat für die österreichischen Nachwuchsvoltigierer:innen war, fällt Manfred Rebels Bilanz nach vier Tagen Le Mans sehr positiv aus. „Unser Minimalziel, alle österreichischen Teilnehmer ins Finale zu bringen, haben wir mehr als erfüllt. Natürlich wollen wir immer auch eine Medaille schaffen. Dass es in diesem schwierigen Jahr dann gleich zwei, und sogar Gold und Silber geworden sind, war das Tüpfelchen auf dem I. Wenn mir das vor der WM jemand gesagt hätte, ich hätte dankend angenommen!“, so Rebel.

Lange Zeit zum Feiern hat der Erfolgs-Referent nicht. Von 23. bis 29. August steht bereits die nächste WM ins Haus – diesmal für die Senioren. Und auch da soll es wieder Medaillen geben, ganz besonders im Damen-Einzel rechnet sich der Bundesreferent gute Chancen auf Edelmetall aus.

Alle Ergebnisse aus Le Mans im Detail gibt es hier.