WM JUNGE DRESSURPFERDE

Spitzenergebnis für Get you the Moon im WM-Finale, Titel für Global Player OLD, Kjento und Lyngbjergs St. Paris

Ein Artikel von Redaktion | 11.09.2022 - 19:49
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Ein Trab wie ein Uhrwerk: Gleichmäßig, fließend und unerschütterlich im Takt - Get you the Moon unter Lisa Horler.
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Get you the Moon von Goldberg x San Amour hat geschafft, was vor ihr noch kaum einem A-Pferd gelungen ist: Mit wehenden Fahnen hatte sie sich als Sechste der ersten Qualifikation für das WM-Finale qualifiziert, wo sie mit einer weiteren tollen Runde erneut zeigen konnte, dass in Österreich ganz hervorragende Pferde gezogen werden.

„Was uns gefallen hat, war die natürliche Art und Weise, wie das Pferd präsentiert wurde“, lobte Chefrichterin Katrina Wüst im Anschluss des Finalrittes. „Die Stute war sehr schön geradegerichtet auf der Mittellinie, der erste Mitteltrab war vielleicht ein klein wenig eilig, aber an der kurzen Seite hat sie uns einen sehr, sehr schönen versammelten Trab gezeigt. Die gesamte Trabarbeit war – mit einer Ausnahme – im selben Rhythmus geritten. Diese Ausnahme war, als sie in der Traversale kurz in den Galopp gesprungen ist, aber das ist Teil der Durchlässigkeitsnote. Insgesamt war der Trab sehr gleichmäßig und wir können uns gut vorstellen, dass er viel Potenzial für die Versammlung bis in die höchste Klasse hat. Für den Trab haben wir eine 8,5 vergeben, auch wenn er nicht mit dem letzten Ausdruck war, aber dafür sehr natürlich und wir sind der Meinung, das sollte ebenso belohnt werden“, so Wüst. 

Auf eine 7,8 für den Schritt folgte eine 8,4 für den Galopp. „Der Galopp war ebenso sehr, sehr natürlich mit einem guten Durchsprung. Leider gab es ein paar Probleme in den Wechseln, aber der Galopp an sich ist eine 8,4.“

In der Qualifikation hatte die Stute ganz besonders mit ihrer fantastischen Durchlässigkeit begeistert, am heutigen Tag gab es ausgerechnet in diesem Bereich nach der Taktstörung in der Traversale und den nicht immer auf die Hilfen hin gesprungenen Wechsel die größten Abzüge. Statt einer 8,8 musste sich Get you the Moon mit einer 7,7 begnügen. „Aber die Perspektive für dieses sehr natürlich vorgestellte und sich sehr natürlich bewegende Pferd ist eine 8,2“, schloss Wüst den Richterkommentar.

Die Jury-Wertung von 8,12 Punkten (8,56 hatte es in der Qualifikation erhalten) bescherte Get you the Moon am Ende den mehr als respektablen elften Platz. Ein großartiger Erfolg für die österreichische Warmblutpferdezucht und für die Familie Angerer im Speziellen, die mit dem guten Abschneiden ihrer Stute überglücklich ist.
 

Ein wahr gewordener Traum

„Das ist der wahr gewordene Traum eines jeden Züchters“, sagte Dietfried Angerer, der bereits die Heimreise mit dem Auto von Ermelo zurück nach Salzburg angetreten hatte, als wir ihn am Telefon erwischten. „Besser kann man es sich nicht erträumen. Mit einem sechsten Platz ins Finale, das ist unser Züchterhighlight schlechthin.“

Rundum glücklich und zufrieden ist die Familie Angerer auch mit Lisa Horler, die Get you the Moon hervorragend ausgebildet und vorgestellt hat. „Lisa macht das wirklich top. Im vergangenen Jahr sind die beiden ja Bundeschampion geworden. Das ist nicht zuletzt dem guten Management zu verdanken. Die Stute ist immer top vorbereitet und liefert auf dem Punkt ab. Jetzt im Finale ist das zwar nicht ganz gelungen, aber das Ergebnis ist trotzdem sensationell und es freut uns, dass wir das Österreichische Warmblut so gut vertreten konnten. Wenn von dreien einer ins Finale kommt, dann kann man, denke ich, wirklich zufrieden sein“, resümiert Dietfried Angerer.

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Global Player OLD überlegen

Zum überlegenen Sieger und damit zum Weltmeister in dieser Altersklasse krönte sich Global Player OLD, Silbermedaillengewinner des Bundeschampionats der vierjährigen Hengste im Jahr 2020, unter Eva Möller (GER). In der Qualifikation hatte sich der Hengst von Grand Galaxy Win x Don Schufro aus dem gemeinsamen Besitz von Paul Schockemöhle und Andreas Helgstrand noch auf Platz drei einreihen müssen. Heute führte kein Weg an ihm vorbei. Mit zweimal der Bestnote zehn für Durchlässigkeit und Perspektive, einer 9,8 für den Trab sowie jeweils einer 9,5 für Schritt und Galopp, sahnte der beeindruckende Hengst 9,76 ab.

„Weil es in der Qualifikation so eng war, war der Druck im Finale sehr groß. Wir haben alles gegeben und freuen uns umso mehr, dass es so gut geklappt hat", sagte Möller, die seit drei Jahren im Satteld es Hengstes sitzt. Eva die Zügel des sechsjährigen Hengstes übernommen hat. „Global Player macht alles richtig, er ist talentiert, kooperativ, topfit und verbindet problemlos Zucht- und Sportkarriere. Das ist seine Stärke, er konzentriert sich auf den Sport und ist super zuverlässig“, so die stolze Reiterin.

Eine 9,38 gab es für den Qualifikationssieger, den sich mit großer Leichtfüßigkeit bewegenden Dänen Hesselhoej Down Town von Hesselhoej Donkey Boy x Blue Hors Zack unter Jeanna Hogberg (SWE). Manchmal hätte das Hinterbein gerne noch etwas mehr unter den Körperschwerpunkt arbeiten dürfen. Auch dieser ausdrucksstarke Braune steht im Besitz von Andreas Helgstrand, der in dieser Altersklasse zwei der drei möglichen Medaillen für sich verbuchen konnte. Für Hogberg wurde die Silbermedaille zum bittersüßen Abschied. In Kürze geht die Schwedin zurück in ihre Heimat, weil ihre Anstellugn bei Helgstrand Dressage ausläuft.

Für eine der großen Überraschungen sorgten die Bronzemdaillengewinner, der gekörte KWPN-Hengst Lennox U.S. von Grand Galaxy Win x Rousseau, vorgestellt von der erst 17 Jahre alten Jill Bogers (NED). Das Paar hatte zuvor bereits den niederländischen Meistertitels auf M-Niveau geholt und war bei der Junioren-EM zu Rang fünf geritten. „Wir haben in dieser Saison bereits einige großartige Ergebnisse erzielt, aber heute hat alles gepasst. Es fühlte sich wie unser bester Ritt aller Zeiten an. Es war  fantastisch zu sehen, dass unsere Ergebnisse meinem Gefühl entsprachen!“, freute sich Bogers. Von der Jury gab es viel Lob für die harmonische Vorstellung. „Es ist eine schöne Partnerschaft, voller Vertrauen, gepägt von eienr guten Zusammenarbeit“, resümierte die Jury die mit 9,5 bewertete Prüfung.


Wiederholungstäter Kjento

Wenige Stunden zuvor krönte sich das lackschwarze Bewegungswunder Kjento von Negro x Jazz unter Charlotte Fry mit einem Sieg bei den Siebenjährigen zum gefeierten Doppelweltmeister. Wie schon im Vorjahr im Finale der Sechsjährigen gingen der Jury bei der Kommentierung des Hengstes aus der Zucht von A.J. van Os und im Besitz von Van Olst Horses die Superlative bei der Beschreibung von Kjentos Trab aus. Entsprechend gab es für den bewegungsstarken Beau die Höchstnote zehn für diese Gangart. Auch der stets im Bergauf gesprungene Galopp, der sich scheinbar mühelos verkürzen und verlängern lässt, und der taktreine Schritt wurden gelobt. Unterm Strich bekam Kjento, von dem seine Reiterin sagt, er sei „das perfekte Pferd“, 85,786 %.

Silber ging mit Destello an ein Pferd, das quasi in letzter Sekunde noch für die WM nominiert worden war. Der elegante Oldenburger Fuchs von Dimaggio x Fürst Fugger gab in Ermelo sein internationales Debüt und lieferte gleich in beeindruckender Weise ab. „Wir hatten keine Erwartungen, als wir hierher kamen, wir wollten einfach seine Qualitäten zeigen. Er hat sehr wenig Erfahrung in solch einer beeindruckenden Umgebung, daher ist er für mich ein Gewinner“, schwärmte seine Reiterin Beatrice Hoffrogge (GER). Mit 83,957 % setzte sich der elegante Destello noch vor den Mit-Titelfavoriten Escamillo von Escolar x Rohdiamant, der mit seinem Reiter Manuel Dominguez Bernal (ESP) 83,072 % anschrieb. „Escamillo war heute heiß, aber er hat so viel Qualität. Ich freue mich sehr über unseren dritten Platz", so der Spanier.

Auch für den österreichisch gezogenen Quantum Glück v. Quantensprung x Friedensfürst war die WM in Ermelo das allererste Turnier auf internationalem Parkett. Unter Martin Hauptmann erzielte der Fuchs aus der Zucht von Isabella Willibald 68,357 %. Die waren gut für Platz 31. Im zweiten Anlauf wurden es mit den Einzelnoten 7,8 für den Trab, 6 für den Schritt, 7,4 für den Galopp, 7,2 für die Durchlässigkeit und 7,3 für die Perspektive als Dressurpferd 67,531 % und der 21. Platz.


Lyngbjergs St. Paris überrascht bei den Fünfjährigen

Bereits am Samstag fiel die Entscheidung bei den Fünfjährigen. Hier setzte sich die Dänische Warmblutstute Lyngbjergs St. Paris von Blue Hors St. Schufro x Blue Hors Rockefeller in einem ungemein spannenden Finale mit 9,12 Punkten als Gesamtwertung durch. In der Qualifikation hatte sie sich noch auf dem dritten Rang eingereiht, doch im Finale konnte die von ihrer Reiterin und Mitbesitzerin Victoria E. Vallentin vorgestellte Stute noch einmal zulegen. „Ich reite viele Pferde, aber sie ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe sie als Zweijährige von der Weide weg gekauft und bin sie immer selbst geritten. Wir haben uns entschieden, sie für lange Zeit zu behalten, also ist das heute etwas ganz Besonderes", so Vallentin.

Nur 0,6 Punkte dahinter reihte sich der stattliche Hannoveraner Hengst Vitalos (Vitalis x De Niro) der Hengststation Helgstrand/Schockemöhle unter Leonie Richter ein. „Vitalos ist ein unglaublich kraftvolles und williges Pferd und Leonie hat uns eine so schöne Prüfung gezeigt“, kommentierte Juryvorsitzende Monique Peutz, die Vitalos‘ allgegenwärtige Bergauftendenz, seinen Fleiß und seine kräftige Hinterhand lobend hervorhob. „Er scheint eine große Begabung für die versammelte Arbeit zu haben, und wir glauben, dass dieses Pferd eine glänzende Zukunft vor sich hat.“

Für den großgewachsenen Oldenburger Hengst Fashion Prinz OLD (Fürst Romancier x Sarkozy) aus der Zucht des Gestüt Lewitz und im Besitz des Hof Kasselmann reichte es an diesem Tag nur für die Bronzemedaille. Am Donnerstag hatte er mit Frederic Wandres (GER) im Sattel die Qualifikation gewonnen. Heute brachte er mit einer glatten 9,0 das drittbeste Ergebnis ins Ziel. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Pferd. Er misst deutlich über 1,90 m, braucht also etwas mehr Zeit als die Stute. Aber ich weiß, was er kann, also werden wir uns die Zeit nehmen, ihn auf das nächste Jahr vorzubereiten. Unser Ziel ist nächstes Jahr Gold“, gab Wandres die Marschrichtung für das kommende Jahr vor.

Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.