Gesundheit

Mondblindheit: Tigerschecken besonders gefährdet

Ein Artikel von Redaktion | 12.01.2023 - 13:27
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Schön, aber problematisch: Das Tigerschecken-Gen lässt das Risiko, an "Mondblindheit" zu erkranken, deutlich ansteigen.
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Bereits seit längerem gelten Appaloosas als besonders gefährdet an Equiner Rezidivierender Uveitis (ERU) zu erkranken. Inzwischen weiß man: Die getupften Pferde aus den USA sind nicht die einzigen, die ein deutlich erhöhtes Risiko für die Augenerkrankung haben. Auch Knabstrupper und Noriker sind gehäuft betroffen. „Verantwortlich dafür sind zwei Genmutationen, LP (leopard complex spotting allele) und PATN-1, welche interagieren und zusammen eine große Bandbreite an Phänotypen, von Weißgeborenen über Volltiger bis hin zu Stichelhaarigen, erzeugen können. Diese Pferde sind auffällig, schön und daher natürlich besonders beliebt“, schreibt Veterinärmedizinerin Verena Maria Herb, Spezialistin für Augenerkrankungen an der Vetmeduni Vienna in der aktuellen Ausgabe des VetJournals.
 

Risiko bis zu 20 mal höher

Forschende an der Kalifornischen Universität Davis (UC Davis) fanden heraus, dass das LP-Gen drastische Auswirkungen auf das Risiko, an ERU zu erkranken, hat. „Homozygote Tigerschecken-Appaloosas (LP/LP) haben ein knapp 20-fach höheres Risiko, an ERU zu erkranken, als homozygote Nicht-Tigerschecken (lp/lp). Bei heterozygoten Appaloosas (Lp/lp) ist das Risiko immerhin noch sechsfach erhöht, bei homozygoten Tigerschecken-Knabstruppern (LP/LP) achtfach gegenüber Nicht-Tigerschecken (N/N)“, so Dr. Herb.

Das Risiko für ERU steige bei Appaloosas zudem mit jedem Lebensjahr um den Faktor 1,15. Je älter die Pferde bei der Diagnosestellung seien, desto fortgeschrittener sei auch der Verlauf, führt Dr. Herb weiter aus.

Lange unerkannt

Was die Mondblindheit bei Tigerschecken besonders problematisch macht: Anders als die „klassische“ Verlaufsform, die schubartig auftritt und aufgrund ihrer Schmerzhaftigkeit und den damit verbundenen Symptomen leichter zu erkennen ist, bleibt die Tigerscheckenunveitis häufig lange Zeit unentdeckt. „Die schleichende Uveitis verursacht keine auffälligen Schübe, schwelt aber auf niedrigem und zerstörerischem Niveau jahrelang unerkannt, bis das Auge erblindet oder es zu schmerzhaften Komplikationen kommt“, erklärt Dr. Herb.

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Schau mir in die Augen: Besitzer:innen von Tigerschecken sollten die Augen ihres Pferdes einmal jährlich durch einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin untersuchen lassen.
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Regelmäßige Vorsurgeuntersuchungen wichtig

Besitzer:innen von Tigerschecken sind deshalb gut beraten, die Augen ihres Pferdes ab einem Alter von drei Jahren jährlich von einem erfahrenen Veterinär bzw. einer erfahrenen Veterinärin untersuchen zu lassen. Ein Gentest kann zudem Aufschluss darüber geben, wie hoch das Risiko einer ERU beim eigenen Tier ist. „ … die Früherkennung ist wichtig, denn jeder Entzündungsschub verursacht Schmerzen und irreversible Schäden im Auge, und jedes Rezidiv erhöht das Risiko für  Erblindung sowie Folgekomplikationen“, mahnt Dr. Herb.