Valegro hat dem Dressursport seinen Stempel aufgedrückt, wie kaum ein Pferd vor ihm. Zusammen mit seiner Reiterin Charlotte Dujardin hat der niederländisch gezogene Wallach alles gewonnen, was es in der Königsklasse der Dressur zu gewinnen gibt, Rekorde anderer Pferde gebrochen und auch die eigenen immer wieder überboten. Heute ist er Rekordhalter in allen Grand-Prix-Prüfungen.
Doch Valegro ist für unzählige Fans auf der ganzen Welt weit mehr, als eine lange Liste von Erfolgen. Es ist vielmehr die Geschichte, die hinter dem Ausnahme-Duo steckt: Eine junge Reiterin aus einfachen Verhältnissen bekommt während ihrer Probezeit bei Großbritanniens Erfolgsreiter und -trainer Carl Hester die Chance, ein talentiertes Pferd zu reiten. Der Wallach, der seinen Besitzer als Jährling gerade einmal 4.000 Pfund gekostet hat, entspricht nicht gerade dem Prototyp eines eleganten Dressurpferdes. Die weit größeren Probleme: er ist Headshaker, hat ein hitziges Temperament und seine Gänge sind derart groß übersetzt, dass Hester nicht nur einmal mit schmerzendem Rücken aus dem Sattel klettert. Vor allem die überdimensionale Galoppade bereitet in der Ausbildung Schwierigkeiten. Erfahrene Reiterkollegen meinen, sie sei viel zu groß, als dass man sie jemals richtig versammeln könnte. Schließlich erkennt Hester: dieses Pferd ist nichts für ihn. Also bietet er seiner Aushilfsreiterin an, es mit dem Wallach zu versuchen. Charlotte nimmt die Herausforderung an - und die Übung gelingt.
Auf erste nationale Siege und Titel folgt 2011 der Durchbruch auf internationalem Parkett. Bei ihrem Championatsdebüt in Rotterdam tragen Charlotte Dujardin und Valegro mit Platz sechs maßgeblich zum EM-Gold der britischen Mannschaft bei. In der Kür platziert sich das Duo auf Anhieb unter den Top-Ten der besten Reiter Europas. Von da an nimmt der kometenhafte Aufstieg des britischen Dreamteams erst so richtig Fahrt auf. 2012 folgt der erste Weltrekord im Grand Prix-Spécial und wenige Monate danach Olympia-Gold mit dem Team und im Einzel - ausgerechnet bei den Heimspielen in London.
Egal wo sie danach antreten – Valegro und Charlotte Dujardin gehen jedes Mal als Sieger vom Platz. Und das bleibt mit ganz wenigen Ausnahmen auch bis zu Valegros letztem großen sportlichen Auftritt, den Olympischen Spielen in Rio, so.
Wohlverdienter Ruhestand
Die Tage sportlicher Höchstleistungen hat Valegro inzwischen hinter sich. Rio war für den 15-jährigen Negro-Sohn das letzte Turnier. Der finale Schlusspunkt seiner Ausnahme-Karriere steht im Dezember auf der Olympia Horse Show in London an. Dort soll Valegro in feierlichem Rahmen noch einmal für seine Fans tanzen - außer Konkurrenz. Es wird eine letzte Kür einfach zum Genießen. Beweisen muss Valegro der Dressurwelt schon lange nichts mehr.
In Zukunft stehen für den charismatischen Braunen ruhigere Tage an - abseits von Blitzlichtgewitter und der Jagd nach Medaillen, Punkten und Preisgeldern. Im Training soll der x-fache Champion aber weiterhin bleiben. Denn ab und an wird Valegro noch auf Lehrveranstaltungen und Präsentationen den Dressurprofessor geben. Ansonsten darf der 15-jährige Negro-Sohn künftig aber vor allem eins: unter der liebevollen Betreuung auf Carl Hesters Hof einfach Pferd sein.
ps