Paralympische Spiele Tokio

Pepo Puch und Sailor's Blue mit neuem Bestwert zu Kür-Silber

Ein Artikel von Pamela Sladky | 30.08.2021 - 15:49
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Ein Lehrstück an Harmonie und Durchlässigkeit zeigten Pepo Puch und Sailor's Blue im Kürfinale des Grade II bei den Paralympischen Spielen in Tokio.
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Es wurde der angekündigte Showdown zwischen den beiden Para-Superstars Pepo Puch und Lee Pearson im Kür-Finale des Grade II. Und was für einer! Eröffnet wurde der Schlagabtausch von Großbritanniens Ausnahmereiter und seinem zehnjährigen Warmblutwallachs Breezer. Bislang war die Kür für das britische Duo die Achillesferse gewesen. Bei vier Starts hatte es nur zwei wertbare Ergebnisse zuwege gebracht. Nicht so dieses Mal. Trabarbeit, Schritt, Schenkelweichen, alles gelang wie aus einem Guss. Am Ende standen für das britische Paar 82,447 % zu Buche  – ein neuer persönlicher Bestwert für Pearson und Breezer und ein neuer paralympischer Rekord im Grade II.  

Direkt im Anschluss gingen Pepo Puch und Sailor’s Blue ins Viereck. Und vom Beginn weg ritt das Paar auf Angriff. So sehr Puch nach dem Team Test mit der Ausführung seiner Haltparade gehadert hatte, diesmal gelangen sie annähernd perfekt. Noten bis 8,5 gab es hierfür von der Jury. Zu George Gershwins "Rhapsody in Blue" begann das Paar mit den beiden Schrittvolten nach links und rechts und auch hier regnete es Achter für die Ausführung. Das nachfolgende Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen gehörte zu den besten des Tages. Fünfmal Note 8!

Danach ging es schwungvoll im Trab weiter. Leicht, locker, mit bestechender Harmonie und sicher im Rhythmus. Absolutes Highlight: die geschmeidige dreifache Schlangenlinie. Diese Lektion war dem Richtergremium sogar eine 9 wert. In den Trabverstärkungen spielte Puch das Gangpotenzial seines 13-jährigen Hannoveraners voll aus. Ganz großes Kino! Nicht ganz optimal gelang dann der Übergang vom Trab zurück in den Schritt mit direkt anschließendem Schenkelweichen nach links. Da dauerte es ein paar Schritte, bis Sailor‘s Blue richtig in die Lektion fand. Zum Abschluss zeigte das Paar noch einmal ein Spitzen-Halt. Ein hervorragendes Ende für einen ebensolchen Ritt. Doch war das genug, um Lee Pearson von der Spitze zu verdrängen?

Nicht ganz. Die Jury bewertete Puchs Ritt mit 81,007 %, damit trennte den Steirer und Sir Lee am Ende nur ein Hauch. Für Puch bedeutete diese Wertung die zweite Silbermedaille bei diesen Paralympischen Spielen – und eine neuer persönlicher Bestscore mit Sailor’s Blue.

Mit ihren 80-Prozent-Ritten spielten Puch und Pearson in einer eigenen Liga. Auf dem Bronzerang reihte sich wie schon im Einzel Paralympics-Debütantin Georgia Wilson mit Sakura ein - allerdings bereits mit deutlichem Rückstand (76,754 %).

Perfekte Harmonie

Gab sich Pepo Puch in den vorangegangenen Bewerben stets sehr selbstkritisch, war er diesmal rundum zufrieden. „Es war ein phänomenaler Ritt, einfach fantastisch. Ich könnte vor lauter Freude über unsere Leistung einen Rückwärtssalto machen“, jubelte der 55-Jährige, der für das dritte Edelmetall in Japan für das Paralympic Team Austria sorgte. Die Farbe der Medaille war im Equestrian Park von Tokio an diesem Tag tatsächlich Nebensache. „Als Reiter strebe ich nach der perfekten Harmonie mit meinem Pferd, und heute kann ich wirklich sagen, dass wir es nicht hätten besser machen können.“

Großen Dank richtete er auch an Luggi Mayer, der bei der Musikauswahl und beim Feinschliff geholfen hatte - von der ersten bis zur neunten Version, die nun in Tokio gelaufen ist. Dazwischen lagen viele Ritte mit Metronom, um die perfekte Kür auszutüfteln. „Wir mussten einige Male zurück an den Start, immer wieder etwas ändern – aber es hat sich ausgezahlt.“

In den nächsten Wochen wird das Silber-Medley nicht mehr ganz so oft laufen. „Am Anfang findet man es lässig, aber die letzten drei Monate habe ich es mindestens einmal am Tag gehört. Jetzt brauchen alle im Team eine Pause“, so Puch.

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