Österreichs Juniorinnen-Quartett präsentierte sich in Kronberg vom Start weg in hervorragender Form. Katharina Zajic (W) pulverisierte bereits am Mittwoch bei ihrem gerade mal dritten internationalen Start im Großpferdesattel und ihrer ersten Junioren-EM ihr bisheriges Personal Best um fast drei Prozent und schrieb satte 70,03 % an. Nicht ganz nach Wunsch verlief der EM-Auftakt für Katja Lembacher (ST) und ihren Trakehner Horizont. Das Paar begann gut, doch im Laufe der Prüfung kam es zu einigen kostspieligen Fehlern (62,909 %).
Am Donnerstag legte dann Fanny Jöbstl mit ihrer Stute Simsalabim OLD gekonnt nach. Das Duo zeigte eine locker-lässige und harmonische Runde mit zahlreichen Höhepunkten in allen drei Gangarten. Vor allem in den Verstärkungen griffen die Richter:innen tief in die Punktetasche. Beim Schlussgruß standen über 72 % auf der Anzeigetafel. Ein großartiges Ergebnis für die 17-Jährige und ihre Oldenburger Stute – und auch für das österreichische Team, das damit in den Kreis der Medaillenanwärter aufstieg. Doch noch bevor die beiden das Viereck verlassen hatten, traten alle Jurymitglieder aus ihrem Richterhäuschen um sich zu besprechen – was selten ein gutes Zeichen ist. Lange wurde hin und her diskutiert, eine offizielle Erklärung gab es nicht, doch zwischenzeitlich schien die Steirerin mit 70,015 % in der Ergebnisliste auf.
Im Zweifel für den Reiter
„Fanny ist sehr gut geritten, hat die zweite Schrittpirouette, die nach rechts geht, aber versehentlich auch nach links geritten. Die Richter haben es erst nicht bemerkt, ihr im Anschluss an die Prüfung aber Punkteabzug für ein Verreiten gegeben. Später wurden dann auch noch die Punkte für die falsch gerittene Pirouette korrigiert – was allerdings nicht möglich ist, wenn der Score schon draußen ist“, erklärt Dressur-Referentin Diana Wünschek auf Nachfrage der Pferderevue.
„Das Nicht-Klingeln der Chefrichterin nahm der Reiterin die Möglichkeit, diese Lektion zu wiederholen“, erklärte Katrina Wüst, die Mitglied im Richterkollegium war. "Aber es gibt die Regel ‚Im Zweifel für den Reiter‘ – wie bei einer ausgelassenen Lektion, die nicht geklingelt wird. Dann wird die Note dem Durchschnitt der restlichen Noten angepasst. Das haben wir nach dem verständlichen Einspruch des österreichischen Teams auch gemacht.“ Somit schlug sich Fanny Jöbstls Ritt mit 71,803 % in der Teamwertung nieder – ein Paar Prozent mehr, die letztlich einen großen Unterschied machen sollten.
Als Schlussreiterin lag es danach an Florentina Jöbstl, nach dem ganzen Hin und Her die Nerven zu behalten und noch einmal gut zu punkten. Und das gelang ihr. Mit Bodyguard, der ihrem Bruder Paul bereits zu drei EM-Medaillen – Junioren-Bronze sowie Young-Riders-Silber und –Bronze verholfen hat – lieferte die Steirerin einen ganz starken Ritt ohne Fehler ab. Die Jury honorierte die Leistung mit satten 72,636 % und einem Platz im Spitzenfeld: Rang sieben. „Florentinas Leistung war wirklich besonders stark, vor allem auch vom mentalen Aspekt her. Sie hat das ganze Drama ja mitbekommen und wollte dann besonders gut reiten. Soetwas geht leider oft schief, aber sie hat es toll gemeistert.“
Die Diskussionen um Fanny Jöbstls Ritt führten letztlich dazu, dass in Kronberg nach der Goldenen für Team Deutschland zwei Sätze an Silbermedaillen vergeben wurden: An die österreichische Equipe, die 214,469 Punkte auf dem Konto stehen hatten, und die Reiterinnen aus Dänemark, die auf 214,243 Punkte kamen. Und auch ein Satz Bronzemedaillen fand neue Besitzerinnen: in den Reiterinnen aus Großbritannien (214,030). Für Diana Wünschek ist diese doch recht ungewöhnliche Entscheidung eine „für den Sport und für die Jugend. Ich glaube es sind alle damit zufrieden.“ Einen Protest erwartet sie nicht.
Children mit starken Debüts
In der Altersklasse U14 tritt Österreich mit zwei Einzelreiterinnen an, Marie Sophie Birkmann und Anna Bruckberger. Für beide Mädchen ist es ihr erstes großes Championat und beide ließen mit gelungenen Runden zum EM-Auftakt aufhorchen: Marie Sophie Birkmann (T) ritt Dollar Deluxe bereits am Mittwoch zu 69,203 % - ein neues Personal Best für das Duo, das mit diesem Ergebnis auf Rang 36 landete. Senkrechtstarterin Anna Bruckberger (NÖ) und Beautiful Day – für die die EM das dritte internationale Turnier ihrer Karriere ist – durfte sich gar über 74,215 % und Platz 17 freuen.