Fahren

WM Junge Fahrpferde: Vize-Weltmeister der Sechsjährigen kommt aus Rohrau in Niederösterreich

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.10.2021 - 16:27
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Eckstern von Eckstein bei der WM der Jungen Fahrpferde in Ungarn.
© Antos Gyula

Karl Perger und Daniela Schmidtgruber betreiben im niederösterreichischen Rohrau seit vielen Jahren einen Ausbildungsstall mit angeschlossener Deckstation, der sich vornehmlich der Zucht und Aufzucht von Hengsten widmet. Ein besonderes Faible hat Familie Perger-Schmidtgruber für das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut. In Österreich weitgehend unbekannt, gilt die Rasse in Deutschland als Kulturgut, nachdem sie in den 1960er und 1970er Jahren fast ausgestorben war.

Die große Stärke des Moritzburgers, wie das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut auch genannt wird, liegt im Fahrsport. Seit Jahren rangieren die gewichtigen Warmblüter bei Fahrchampionaten regelmäßig im Spitzenfeld - so auch bei den diesjährigen Weltmeisterschaften der Jungen Fahrpferde, die von 6. bis 10. Oktober in Szilvásvárad (HUN) stattfanden.  

Mittendrin statt nur dabei: Eckstern v. Eckstein a.d. Stine v. Lombard, ein sechsjähriger Moritzburger aus dem Besitz der Familie Schmidtgruber. An den Leinen seiner deutschen Ausbilderin Jessica Wächter musste sich der Rapphengst lediglich DSP Noble Lady geschlagen geben – einer Stute, die in den vergangenen drei Jahren unzählige Titel und Bewerbe gewonnen hat. Den Siegerhengst der Körung 2017 Vittaro Thekulies, Vize-Bundeschampion 2020 und Bundeschampion 2021 ließ Eckstern hingegen ebenso hinter sich, wie den gekörten Landbeschäler Loriot, Sieger der Eignungsprüfung in Moritzburg und Bundeschampion 2020 bei den schweren Warmblütern. Und auch die leichteren Pferde – von KWPN über Oldenburger und Mecklenburger bis hin zu polnischem und tschechischem Sportpferd – konnten mit den Darbietungen von Eckstern nicht mithalten. „Die Krönung und das Ziel für die zeitaufwendige Vorbereitung ist für uns wie für eigentlich jeden Sportler einmal im Leben an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen“, sagt Daniela Schmidtgruber. „Mit der Teilnahme an der WM der jungen Fahrpferde ging unser größter Herzenswunsch in Erfüllung.“ Dass Eckstern dann sogar eine Silbermedaille mit nach Hause brachte, habe die Erwartungen vollends übertroffen.

Unbekannte Perlen

Ecksterns Erfolg ist eine große Freude, aber beileibe kein Zufall. Mit viel Herzblut widmet man sich in Rohrau der pferdegerechten, behutsamen Vorbereitung der Hengste für Körung, Hengstleistungsprüfung, Bundeschampionate und Turniere. „Wir suchen uns vielversprechende Fohlen aus, lassen sie in Deutschland aufziehen und bringen sie dann zur Körung. Die hat Eckstern in Moritzburg mit tollen Wertnoten absolviert und steht seither als Deckhengst zur Verfügung“, erzählt Daniela Schmidtgruber. Seine Grundausbildung und die Vorbereitungen zur Hengstleistungsprüfung absolvierte der firschgebackene Vizeweltmeister danach in Rohrau, bevor er wieder nach Deutschland ging, wo er von Jessica Wächter trainiert und vorgestellt wird.

„Es stimmt uns ein bisschen traurig, dass wir in Deutschland die nur wenig beachteten Ösis sind, hier in Österreich in Ermangelung adäquater Turnierangebote wiederum nur die Eigentümer bzw. die Liebhaber einer Sonderrasse mit einer deutschen Fahrerin sind“, bedauert Daniela Schmidtgruber. Sie schätzt vor allem die Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit der Rasse. „Moritzburger haben die allerbesten Eigenschaften. Manche unserer Pferde laufen auch im Dressur-Turniersport unter dem Sattel“, so die Niederösterreicherin, deren großer Wunsch es ist, dass die Rasse in Österreich aus ihrem Schattendasein heraustritt. Mit Ecksteins Erfolg bei der Jungpferde WM in Szilvásvárad könnte dieses Ziel ein kleines Stückchen näher gerückt sein.