Natürlich handelt es sich dabei um Victoria Max-Theurer, deren Mutter Sissy 1980 in Moskau Dressurgold holte, und Lea Siegl, deren Vater Harald Mitglied des österreichischen Vielseitigkeitsteam bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen war. Beim Medientag in Elixhausen reflektierten die beiden über ihre jeweiligen olympischen Erfahrungen und Erwartungen.
Victoria Max-Theurer war seit Athen 2004 bei allen Olympischen Sommerspielen mit dabei. © OEPS | Jasmin Walter
Pferderevue: Vici, du bist seit 20 Jahren ein Fixpunkt im österreichischen Olympiaaufgebot, was bedeutet das für dich?
Victoria Max-Theurer: Es macht einen dankbar und auch ein klein wenig stolz. Alle Spiele seit 2004 waren charakteristisch sehr unterschiedlich. In Athen gab es das erste Wow-Erlebnis, damals sozusagen im Außenquartier ein klein wenig ab vom Schuss. Und dann Hongkong: ganz weit weg von Peking und mit wenig Zuschauern. London dann eine Explosion der Emotionen. Einerseits natürlich die Finalteilnahme, andererseits mit einer so lebendigen und so unglaublich bunten Stadt. Das war ein Wahnsinn, da hat ja alles mitgelebt. Du bist auf die Straße gegangen, in die Pubs, und es war alles bummvoll. Und dann zum Schluss in der Kür, du reitest die letzte Schlusslinie und nimmst diese Menge an Menschen wahr, das war schon gigantisch. Und ich nehme an, dass Paris von der Stimmung und von der Atmosphäre dem am nächsten kommen wird. Rio war grundsätzlich für uns Reiter gut organisiert, aber einfach weit weg vom Schuss und auch mit wenig Zuschauern. Von Tokio braucht man gar nicht reden, da war zuschauertechnisch gar nichts los. Und für mich war das damals auch eine gewisse Lebensschule.
Du warst dort, musstest aber zusehen, da Abegglen leider nicht fit war. Welche Gefühle brachte das mit sich?
Man lernt Demut, man lernt viel Demut und man weiß, manchmal geht es auf, manchmal geht es nicht so auf, wie man es sich wünscht. Man kann sich immer theoretisch top vorbereiten, aber es geht auch einmal etwas in die Hose. Das passiert, es gibt auch Ausfälle. Es lässt einen in gewisser Weise auch ein wenig gelassener an das Ganze herangehen, weil man einfach schon viel gesehen hat und man weiß, was auf einen zukommt.
Bei den Olympischen Spiele in Paris gemeinsam im Team reiten? Vici Max-Theurer und ihr Lebenspartner Stefan Lehfellner sind auf dem besten Weg sich diesen Traum zu erfüllen.
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Auch wenn du beim Olympiasieg deiner Mutter noch nicht auf der Welt warst, Olympia war bei euch zu Hause doch sicher immer ein Thema?
Ja, ein ständig präsentes Thema, mit dem du immer konfrontiert wirst. Ein Olympiasieg in der Familie ist allgegenwärtig, wenn du denselben Sport betreibst.
Wie viel Druck macht das?
Keinen, weil du ja deinen eigenen Weg gehen musst. Für mich ist es eher Motivation und stolz macht es natürlich auch.
Aber hat es zum Beispiel, bevor du das erste Mal in Athen gestartet bist, dass man jemanden zu Hause hat, der sagt, pass auf, das wird auf dich einprasseln oder ist das egal?
Das war eigentlich kein Thema. Es ist eher so, dass du deine eigenen Erfahrungen sammelst. Athen war überhaupt so eine Mischung aus Gefühlen, die man eh nicht beschreiben kann. Einfach überwältigend! Wir hatten uns als Team bald qualifiziert und ich hatte mit Falcao ein Pferd, das mich ein Leben lang begleitet hat und das ich bei zwei Olympischen Spielen reiten durfte. Das war schon was sehr Emotionales und die Spiele Athen waren mit Sicherheit die unvoreingenommensten und unbeschwertesten, wo du dich reinfallen lässt und alles wirklich so ganz aufsaugst.
Wenn wir von familiären Banden reden, jetzt hast du ein bisschen eine andere Situation, jetzt ist dein Lebenspartner auch dabei. Wie ist das für dich?
Auch spannend und auch sehr mega! Wenn man gemeinsam an einem Strang ziehen kann und sich im Training ergänzen kann, das ist schon toll. Aber das war auch auf den beiden Championaten, die wir schon gemeinsam absolvierten, etwas, was uns sehr verbindet. Die Ausgangsposition für Paris ist sehr gut, jetzt schauen wir, ob dann wirklich alles so aufgeht, wie wir uns das wünschen.
Papa Harald Siegl war 2004 in Athen für Österreich am Start, Lea peilt nach Tokio 2021 bereits die zweite Olympiateilnahme an.
© OEPS | Jasmin Walter
Lea, dein Vater Harald war 2004 mit seinem Pferd Gigant in Athen bereits bei Olympischen Spielen dabei und wurde 45. Ist das ein Vorteil für eine Sportlerin oder ist das manchmal auch ein Nachteil?
Lea Siegl: Ich denke, es ist ein Vorteil, weil ich kann davon profitieren kann, besonders von seiner Erfahrung. Ich bin sehr froh, dass er auch in dem Sport ist und ich habe so viel lernen können von ihm. Er ist ja jetzt noch mein Trainer, er kennt mich einfach am besten und kennt auch meine Pferde am besten. Ich bin auch froh, dass er uns bei so großen Events bestmöglichst unterstützen kann und auch selbst schon die Erfahrungen gemacht hat. Er weiß, wie es ist, wenn man da dabei ist, dass man angespannt ist. Das ist eigentlich nur von Vorteil.
Du bist quasi als Einzelreiterin gesetzt für Paris und hast keinen Qualifikationsdruck mehr. Weißt du schon welches Pferd für den Schlosspark von Versailles am besten in Frage kommt?
Mein Favorit für Paris ist Fighting Line. Ich habe derzeit zwei Pferde, die zur Wahl stehen. „Fighti“ ist einfach wendiger und für den flachen Kurs mit vielen Kurven besser geeignet als Van Helsing. Es wird wahrscheinlich sehr schwer werden, dass man dort in die Zeit kommt und ich glaube, dass das Gelände sehr entscheidend sein wird. „Fighti“ liegt so eine Strecke, der verliert keine Zeit in den Kurven und braucht keine Zeit zum Bremsen. Da er schon in Tokio war, hat er auch die entsprechende Erfahrung. Er ist 17 Jahre alt, da hat man vielleicht vor ein paar Jahren gedacht, schauen wir, ob der Jüngere (Van Helsing) dann zu dem Zeitpunkt schon besser ist. Aber so wie es jetzt aussieht wird der „Fighti“ eigentlich immer besser. Es ist überhaupt noch nicht zu merken, dass er alt ist oder nicht mehr so viel Kraft hat, sondern er ist in Topform. Und wenn das so bleibt, dann möchte ich auf jeden Fall mit ihm nach Paris.
Wir wünschen beiden Reiterinnen, dass deren Olympiaerfolgsgeschichten in Paris ihre Fortsetzung finden!