Training

Tschüss Monotonie: Das bringt Abwechslung ins Dressurtraining

Ein Artikel von Dr. Britta Schöffmann | 29.09.2020 - 12:47
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Lösen, Arbeiten, Entspannen, Übergänge, Wendungen, Versammlung und Verstärkungen – all das lässt sich zur Abwechslung auch bei einem Ausritt im Gelände üben.  

Schon Otto von Bismarck betonte, dass Abwechslung die Seele des Lebens sei. Auch wenn er dabei vermutlich nicht an seine Rösser gedacht hat, so lässt sich doch annehmen, dass auch Pferde motivierter bei der Sache sind, wenn sie nicht bloß nach Schema F gearbeitet werden. Ganz wichtig sind dabei drei Grundsätze:

  • In der Kürze liegt die Würze.
  • Loben bringt immer mehr als Strafen.
  • Ein Blick über den eigenen Tellerrand hat noch niemandem geschadet.

Die Sache mit der Kürze

Kürze heißt nicht, dass ein Pferd nur kurz geritten werden soll. Im Gegenteil. Eine Stunde unter dem Reiter sollte es schon sein, damit sich überhaupt ein Trainingseffekt – also eine Verbesserung von Muskel- und Herz-/Kreislaufleistung – einstellen können. Kurz sollten stattdessen die einzelnen Sequenzen gehalten werden, in denen mit dem Pferd innerhalb einer Reitstunde gearbeitet wird.

Ein Blick in die Reitställe verrät, dass viele Reiter das genaue Gegenteil machen. Da wird schon beim Lösen Runde für Runde monoton im Kreis herumgetrabt oder ein und dieselbe Übung wieder und wieder durchexerziert. Das kann die Lieblingslektion sein, wie zum Beispiel ein gut gelingender Mitteltrab, oder eine Lektion, die nicht wie gewünscht klappt und deshalb dem Pferd gebetsmühlenartig immer wieder abverlangt wird. Ganz gleich, worum es sich handelt: ein „zu viel“ und „zu oft“ ist immer falsch. Es ermüdet, wo es vorbereiten und überfordert, wo es fördern soll – sowohl körperlich als auch mental.

Während der eine oder andere Reiter seinem Pferd eine körperliche Überforderung noch anmerken mag, ist eine mentale Überforderung (oder auch Unterforderung) schon deutlich schwieriger zu erkennen, dafür bedarf es viel reiterlichen Wissens und Gefühls. Reagiert ein Pferd auf reiterliche Hilfen mit Widersetzlichkeit, ist es häufig überfordert – reagiert es schreckhaft oder unkonzentriert, ist es oft unterfordert.

Bei Unterforderung reicht es meist, eine Lektion einzubauen und die entsprechenden Hilfen als Aufforderung dazu zu geben, um das Pferd neu zu konzentrieren. Das muss nicht unbedingt etwas besonders Anspruchsvolles sein, eine einfach Volte, ein Schenkelweichen oder ein Übergang zwischen zwei Gangarten können schon ausreichen, das Pferd wieder auf seinen Reiter zu fokussieren und das Miteinander spannender und befriedigender zu gestalten. Liegt dagegen eine Überforderung vor, gilt es, möglichst umgehend einen Schritt zurück tun und die Anforderung zurückschrauben.

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Kurze, knackige Sequenzen im Wechsel mit Pausen halten Pferde bei  Laune. Anstrengende Versammlungsarbeit sollte immer wieder in einem frischen Vorwärts aufgelöst werden. © www.Slawik.com

Eine Überforderung kann entstehen, weil das Pferd körperlich nicht in der Lage ist, eine gestellte Aufgabe zu lösen, sei es, weil es bereits müde ist oder aber sein Gebäude es nicht zulässt. So kann beispielsweise ein Pferd mit einer sehr steilen Schulter einfach keinen ausdrucksvollen Mitteltrab zeigen, egal, wie oft der Reiter diesen übt. Mentale Überforderung beruht häufig auf Kommunikationsproblemen: Das Pferd versteht nicht, was es tun soll. Übt der Reiter dann verbissen weiter, kommt zur mentalen noch die körperliche Überforderung hinzu, die wiederum die mentale Überforderung verschlimmert – ein Teufelskreis, in den ein geschickter und erfahrener Reiter gar nicht erst kommt, denn er kennt das Zaubermittel dagegen: Pausen!

Aus der menschlichen Hirnforschung weiß man, dass Lernfortschritte am ehesten und nachhaltigsten eintreten, wenn der Lernstoff nicht nur interessant, sondern auch in kleinen Häppchen vermittelt wird. Noch weiter verbessern lässt sich der Lernfortschritt, wenn die Pausen mit anderen Anforderungen ausgefüllt werden. Diese Abwechslung innerhalb des Lernens ist es, die auf Dauer die Konzentrationsfähigkeit verbessert und Lernen leichter macht. Aufs Pferd bezogen bedeutet das, dass drei, vier Wiederholungen (je nach Lektion auch weniger) auf jeder Hand durchaus ausreichen, dann sollte bereits etwas anderes geritten werden, bevor man zurück zur vorigen Lektion geht und diese erneut abfragt und somit vertieft.

Das Prinzip kurzer Sequenzen gilt auch für den Grundcharakter des Trainings. Jegliche Versammlungsarbeit muss dem Ausbildungsstand und der Kraft eines Pferdes angepasst sein. Ein junges Pferd kann nicht eine ganze Arbeitsphase hoch versammelt geritten werden, aber auch ein weiter ausgebildetes Pferd darf nicht 20 Minuten lang mit höchster Versammlung, also mit Piaffe, Passage und Galopp- Pirouetten getriezt werden. Zur Erholung sollte Versammlungsarbeit zwischendurch immer wieder mit einer Verstärkung aufgelöst und belohnt werden. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Vor allem Trabverstärkungen belasten den Sehnenapparat der Pferdebeine extrem. Das Geheimnis sinnvoller Arbeit liegt deshalb immer in der gesunden Abwechslung zwischen Versammeln und Verstärken. Klappt alles wie gewünscht, sollte man sich als Reiter zufriedengeben und nicht vor lauter Begeisterung noch 20 fliegende Galoppwechsel oder Traversalen anhängen.

Die x-te Wiederholung ein und derselben Übung ist nicht nur schädlich, monoton und demotivierend, sie verhindert auch den gewünschten Lernfortschritt. Wie so oft im Leben gilt deshalb auch beim Reiten das Motto „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“!


Zutaten für effizientes Pferdetraining

Zuckerbrot und Peitsche?

Für richtig absolvierte Lektionen loben, für Fehler strafen? Machen Sie es zur Abwechslung – hier sind wir wieder beim Thema – einmal anders: Das Pferd macht etwas richtig – Sie loben. Das Pferd macht etwas falsch – Sie ignorieren. Warum? Weil es für Pferde beim Ausüben von Lektionen kein falsch (Fehler) oder richtig gibt. Pferde reagieren auf Hinweise (Hilfen) ihrer Reiter und bieten das an, von dem sie glauben, dass es gewünscht ist. Je eindeutiger und klarer eine Hilfe und je besser die gewünschte Lektion bereits vom Pferd erlernt wurde, desto eher weiß es, was es tun soll und reagiert entsprechend. Ist die Hilfe nicht eindeutig, ist das Pferd gezwungen, zu interpretieren. Im günstigsten Fall trifft es durch Zufall den Wunsch seines Reiters, im ungünstigsten nicht – und der Reiter ärgert sich über den vermeintlichen „Fehler“, den das Pferd gemacht hat. Dabei war er mit seiner unglücklichen Hilfengebung selbst der Verursacher!

Es ist deshalb im Sinn des harmonischen Reitens und somit vor allem im Sinn des Pferdes, über „Fehler“ einfach hinwegzusehen und stattdessen die gewünschte Lektion noch einmal zu wiederholen, diesmal mit optimaler Einwirkung. Klappt’s nun besser, folgt ein unmissverständliches Lob. Wie das aussieht, hängt vom Pferd und seinen individuellen Vorlieben ab. Erlaubt ist alles, was den Lernfortschritt optimal unterstützt.

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Ein ehrliches, freudiges Lob motiviert das Pferd, sich das nächste Mal noch mehr anzustrengen. © www.Slawik.com

Für die tägliche Arbeit heißt das: Ihr Pferd hat einen Fehler gemacht? Nein, der Fehler lag bei Ihnen selbst! Statt hauen, ziehen, reißen und ärgerlich werden, kurz überlegen, welche Hilfen hätten gegeben werden müssen oder wo Ihr eigener Einwirkungsfehler gesteckt haben könnte: unruhige Schenkel (wie soll ein Pferd unterscheiden, was ein klopfender Schenkel und was eine Schenkelhilfe ist?), unausbalancierter Sitz (wie soll das Pferd sein Gleichgewicht halten, wenn jemand auf seinem Rücken vor und zurück pendelt?), falsche Gewichtsverlagerung (Ihr Pferd hat vergeblich versucht, dies auszugleichen)? Es gibt jede Menge Probleme und Problemchen, die der Reiter unbewusst verursacht und ungerechterweise seinem Pferd zuschreibt. Deshalb zur Abwechslung von alten Gewohnheiten trennen und nicht gleich den Schuldigen im Pferd suchen, sondern vor der eigenen Tür kehren. Auf Dauer motiviert dies ein Pferd deutlich mehr als (ungerechtfertigte) Strafen. Nie vergessen: Wenn das Pferd nach der Reitstunde wieder in den Stall oder auf die Weide geht, soll es sich schon auf die kommende Arbeit „freuen“ – und sich nicht beim Anblick von Reiter und Sattel schaudernd abwenden.

Blick über den Tellerrand

Droht Routine in Monotonie überzugehen, lohnt sich ab und an ein Blick über den eigenen Tellerrand. Die Frage „Wie machen es andere Reiter in anderen Disziplinen oder gar Reitweisen?“ kann durchaus hilfreich sein, um aus dem Alltagstrott auszubrechen oder neue Wege zur Erreichung eines gesteckten Ziels einzuschlagen. Vor allem bei triebigen und von Natur aus eher faulen Pferden lohnt sich beispielsweise der Blick in die Vielseitigkeitsreiterei. Abseits von Reithalle und Viereck lässt es sich nicht nur wunderbar ausreiten und entspannen, auch an der dressurmäßigen Gymnastizierung kann im Gelände gefeilt werden. Lösen, Arbeiten, Entspannen, Übergänge, Wendungen, Versammlung und Verstärkungen – all das passt auch in den Busch. Die fremde Umgebung, Umweltreize sowie unterschiedliche Bodenverhältnisse bedeuten eine neue Herausforderung bei der Bewältigung bekannter Übungen. Das bringt aufmunternde Abwechslung ins Trainings-Einerlei und kann so ganz nebenbei auch das Erlernen bzw. Verbessern mancher Lektionen beflügeln.

Was man im Einzelnen reitet, wird letztlich vom Gelände vorgegeben. Auf engen Wegen sind vermutlich keine Trabvolten möglich, wohl aber vielleicht ein ebenfalls biegendes Schulterherein. Galoppverstärkungen einen schönen Wald- oder Feldweg entlang erhalten häufig mehr Ausdruck, da eine lange Galoppstrecke ohne das Wissen um einen am Ende der langen (Viereck-) Seite kommenden Übergang das Pferd zum Galoppieren regelrecht einlädt und ihm ermöglicht, seinen Rücken „aufzumachen“, sich also im Wechsel beim weiten Ausgreifen größtmöglich zu strecken und in der Schwebephase zu runden. Dabei wird auch die so wichtige Bauchmuskulatur trainiert. Diese Arbeit ist für alle Pferde wichtig, besonders aber auch für solche, die sich weniger gut an die Reiterhand herandehnen. Wichtig: Nicht immer dieselbe Galoppstrecke wählen, da es sonst bei künftigen Ausritten dort zu Spannungen und Wegstürmen kommen kann.

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Seitengänge lassen sich im Gelände fast überall reiten.

Dasselbe gilt für den Heimweg! Dort lässt sich aber wiederum meist gut das Antretenlassen in halbe Tritte oder erste Piaffe- oder Passagetritte spielerisch und zwanglos antesten, denn der Stall lockt …

Der Phantasie sind beim Dressurreiten im Gelände kaum Grenzen gesetzt. Das Reiten durch große Lacken, flache Teiche oder Bäche zum Beispiel nimmt dem Pferd nicht nur die Scheu vor Wasser, es spricht auch den gesamten Muskelapparat des Pferdes an, sichert und verbessert im Schritt den klaren Viertakt, fördert in Trab und Galopp Schubkraft und Schulterfreiheit und bewirkt somit aufwendigere Gänge. Und letztlich macht es einfach Spaß!

Bergauf- und Bergabreiten verbessern Versammlung und Rückentätigkeit, da hier auf natürliche Weise Muskelpartien des Pferdes zum Einsatz kommen, die sonst nicht oder deutlich weniger arbeiten. Bietet sich irgendwo ein Hügel oder gar ein Berg an, lässt sich wunderbar am Schritt arbeiten: Schritt bergauf geritten sichert den Takt, kräftigt die Hinterhandmuskulatur und stabilisiert damit auch die Kniegelenke des Pferdes. Durch das beim Bergaufmarschieren notwendige Aufwölben des Rückens wird dieser außerdem gelockert und gestärkt sowie die Dehnungsbereitschaft, sprich die natürliche Bereitwilligkeit zum Vorwärts-Abwärts, verbessert. Reitet man dagegen häufig bergab, muss das Pferd seine Hanken, also die großen Gelenke der Hinterhand, mehr beugen, was wiederum der Versammlungsarbeit entgegenkommt.

Liegen kleinere Baumstämme über den Weg? Einfach mal drüberreiten, dies fördert, ähnlich wie auch Cavaletti, Aufmerksamkeit und Konzentration des Pferdes und bringt so ganz nebenbei noch ein höheres, aktiveres Abfußen und damit mehr Beweglichkeit mit sich. Die Kombination von Bergauf und Bergab, das Reiten auf einer Wellenbahn also, verbessert außerdem noch die Trittsicherheit und schult das Gleichgewicht von Pferd und Reiter. Falls das Pferd bereits fliegende Galoppwechsel oder gar Serienwechsel beherrscht, lassen sich diese ebenfalls im Gelände sehr schön qualitativ verbessern. Und wer die Möglichkeit hat, die „Fliegenden“ auch noch im Wechsel mal leicht bergauf, mal leicht bergab zu reiten, wird spüren, wie sich das eigene Körpergefühl und auch das des Pferdes verbessert. Viele Reiter fühlen in solchen Momenten auch die einzelnen Galoppphasen bewusster und können dies später ins Viereck übertragen.

Geschmeidig wie ein Doma-Vaquera-Pferd

Probleme mit der Geschmeidigkeit des Pferdes? Ganz klar steht hier das Reiten von Wendungen, Seitwärtsbewegungen und Seitengängen jeglicher Art ganz oben auf dem Trainingsplan. Aber wie wär’s zur Abwechslung mal mit einem Garrochakurs? Der Einsatz der knapp vier Meter langen Holzstange der spanischen Rinderhirten erfordert Geschicklichkeit von Reiter und Pferd. Wer mit der Garrocha perfekt umgehen kann, ist in der Lage, sogar im Galopp zu arbeiten, sich unter, vor und hinter der am Boden stehenden Stange durchzuwinden und dabei fliegende Wechsel und Pirouetten zu präsentieren.

Ganz so kompliziert muss es aber nicht gleich sein. Der Garrocha-Anfänger tut sich meist schon im Schritt schwer und muss erst lernen, die Stange zu führen. Um im Anfängerkurs nicht ganz so ungeschickt auszusehen, ist es durchaus sinnvoll, bereits zu Hause das ein oder andere vorzubereiten. Ganz wichtig für das Reiten mit der Garrocha sind der absolute Schenkelgehorsam des Pferdes, eine sichere einhändige Zügelführung sowie ein gut ausbalancierter Reitersitz. Zunächst also erst alle erforderlichen Seitwärtsbewegungen (Schenkelweichen, Vorhandwendung) und Seitengänge (Schulterherein, Travers und Traversalen) sowie Volten, Kurzkehrtwendungen und Rückwärtsrichten beidhändig im Schritt bzw. aus dem Schritt üben.

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Bei der Arbeit mit der Garrocha ist eine perfekte Hilfegebung vom Reiter gefragt. © www.slawik.com

Klappen die Lektionen flüssig und in schnellem Wechsel, kann man das Ganze einhändig reiten. Lässt man die freie rechte Hand (die später die Garrocha hält) einfach seitlich herabhängen oder trägt man sie über dem Kopf, verhindert man, bei drohendem Misslingen der Übung instinktiv nach dem Zügel greifen zu wollen. Befolgt das Pferd im einhändig gerittenen Schritt gehorsam und möglichst umgehend die reiterliche Einwirkung, lässt sich das Ganze auch im Galopp einhändig (Zügel links) reiten.

Wenn’s mit den Lektionen noch nicht so richtig klappt, zunächst einmal nur einfache Wendungen wie Zirkel und Volten ausführen und damit vor allem die Gewichtshilfen sowie die Kontrolle der äußeren Pferdeschulter über den äußeren Zügel optimieren. Traditionell wird mit der Garrocha auf Kandare geritten, allerdings sollte zur Schonung des Pferdes zunächst noch einhändig auf Trense geritten werden. Erst wenn das Pferd alle Wendungen, Stopps und Turns auf geringste Hilfen absolviert und der Reiter die lange Holzstange beherrscht, kann er den Schritt zur Kandare wagen.

Insgesamt erfordert (und fördert) die Beschäftigung mit der Garrocha vom Pferd viel Beweglichkeit und Reaktionsschnelligkeit und vom Reiter ein hohes Maß an Konzentration und Körperbeherrschung sowie eine perfekte Einwirkung. Davon profitiert jedes Pferd, denn eine genaue Hilfengebung ist die unabdingbare Voraussetzung dafür, ein Pferd erfolgreich zu gymnastizieren und letztlich auch bei Laune zu halten – egal, in welcher Disziplin.

Cavletti als Motivations-Booster

Ebenfalls für Abwechslung im Trainingseinerlei sorgen Cavaletti. Den Einsatzmöglichkeiten der Bodenricks sind dabei kaum Grenzen gesetzt: Sie können in allen drei Grundgangarten zur Sicherung des Taktes eingesetzt werden, zur Verbesserung des Ausdrucks und zur Förderung der Konzentration. Entsprechend der vorigen beiden Prinzipien – kurze Sequenzen, Strafen vermeiden – sollte der Reiter nun nicht bei jeder Runde über die Cavaletti reiten, sondern nur einige wenige Male. Und wenn das Pferd eines umtritt oder zwei gleichzeitig nimmt – was soll’s. Ignorieren und einfach wiederholen.

Im Vergleich zu Bodenstangen haben Cavaletti den Vorteil, dass sie nicht wegrollen und dem Pferd so zwischen die Beine geraten können. Am besten stellt man drei, im Höchstfall vier Cavaletti hintereinander auf. Weniger sollten es nicht sein, da sonst der Trainingseffekt gleich null ist, mehr gerade zu Beginn aber auch nicht, da sich ein Pferd im Notfall aus vier Cavaletti noch mit einem Satz herausretten kann. Sind es mehr, könnte ein unerfahrenes Pferd stürzen.

Cavaletti können zur allgemeinen Motivationsförderung eingesetzt werden, aber auch zur Lösung von Problemen. Neigt ein Pferd zum Beispiel im Schritt zur Taktverschiebung (Richtung Pass), kann das Reiten über Cavaletti helfen, den Takt zu verbessern und zu sichern. Dazu werden die Cavaletti in der niedrigsten Einstellung im Abstand von etwa 80 cm (Großpferd) auf einer geraden Linie aufgestellt und im Schritt überritten.

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Knappe Abstände zwischen den Cavaletti fördern Takt und Erhabenheit, weite Abstände Takt und Raumgriff. ©www.Slawik.com

Alternativ bzw. ergänzend kann man die Bodenricks auch fächerförmig auf die gebogene Linie einer Acht-Meter-Volte stellen und zwar so, dass die Kreislinie etwa in der Mitte der Cavaletti verläuft. Wird nun die Schrittvolte genau auf acht Meter geritten, wird in erster Linie der Takt gesichert. Ein wenig weiter außen geritten (größerer Kreisbogen), werden Takt und Raumgriff verbessert, ein wenig mehr innen geritten (kleinerer Kreisbogen) Takt und Erhabenheit. Durch das bewusste und akzentuierte Anheben der Beine wird das Pferd dazu gebracht, seinen gesamten Körper mehr zu bewegen und so seine Rückenmuskulatur zu lockern – beides Voraussetzung für einen klaren Takt.

Bei erfahrenen Pferden kann man die Anforderungen erhöhen, indem man unregelmäßige Reihen aufstellt – z. B. Cavaletto – Cavaletto – kein Cavaletto – Cavaletto. Auf diese Weise lernt das Pferd, sich mehr zu konzentrieren. Denselben Effekt erreicht man auch, wenn die Höhe der Cavaletti variiert, wobei hier auch noch die Trittsicherheit verbessert wird.

Bei aller Abwechslung gilt: nicht mit dem Training übertreiben und immer ausgiebig loben. Dann bleibt das Pferd bei der Arbeit mit seinem Reiter motiviert und macht freudig mit.