Gesundheit

Zwickt der Rücken? Wann ein verändertes Bewegungsprogramm hilft

Ein Artikel von Redaktion | 02.02.2024 - 12:27
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Bewegt sich das Pferd beim Reiten steifer als sonst, können Rückenprobleme die Ursache sein.   © www.Slawik.com

In vielen Situationen kommen Reiter:innen Bedenken, dass ihr Pferd möglicherweise unter Rückenproblemen leiden könnte. Es ist vielleicht seit kurzem widersetzlich, uninteressiert an der Arbeit oder vielleicht auch wechselnd lahm. Beim Putzen des Rückens, Eindecken oder Satteln fällt vielleicht auf, dass sich das Pferd entzieht oder sogar versucht sich zu wehren. Bei der Arbeit zeigt es sich steif, braucht lange zum Aufwärmen, ist apathisch und schlapp, oder – schlimmer noch – missmutig bis sogar aggressiv, und versucht sich durch Steigen oder Buckeln Erleichterung zu verschaffen. Ein Fall für eine Untersuchung? Oder ein Fall für ein verändertes Bewegungsprogramm? Beides!


Rückenschmerzen haben viele Ursachen

Natürlich entsteht nicht jeder mangelnde Kooperationswille und jede Laune durch Schmerz. Wenn sich Veränderungen aber über mehrere Tage gleichmäßig halten oder sogar verschlechtern, sind eine Veränderung des Bewegungsprogramms und eine Untersuchung des Rückens und des Bewegungsapparates zu empfehlen.

Für beide Reihenfolgen kann es gute Gründe geben: Zuerst eine Veränderung des Bewegungsprogramms vorzunehmen ist sinnvoll, wenn die Veränderung weder rasch noch sehr deutlich aufgefallen ist, und dafür Ursachen wie eine Änderung oder deutliche Steigerung des Trainings oder ein nicht (mehr) passender Sattel in Frage kommen. Dass ein solcher rasch angepasst oder auch ausgetauscht werden sollte, bevor jede gerittene Bewegung überhaupt wieder angedacht wird, versteht sich von selbst.

Auch Stressfaktoren wie Neueingliederungen in eine Koppelgruppe, Stallwechsel und Ähnliches können durch die erhöhte Muskelspannung durchaus zu Rückenproblemen beitragen. Diese Zusammenhänge haben viele Reiter:innen sicher auch selbst schon am eigenen Leib bzw. Rücken erfahren. Stress kann allerdings auch über die dadurch eventuell entstandenen Magenprobleme dazu führen, dass die normalerweise stattfindenden Schwingungen des Rumpfes als unangenehm empfunden werden. Dann kommt es schnell zu einer steifen und dann sehr rasch auch schmerzhaften Rückenverwendung. Während bei ersteren ein geändertes Bewegungsprogramm durchaus in der Lage ist, allfällige Verspannungen wieder aufzulösen, lassen sich Magenprobleme nicht einfach wegreiten. Es gilt also gut zu beobachten und aufmerksam für die Signale des Pferdes zu sein, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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Galopp im leichten Sitz kann dabei helfen die Rückenmuskulatur zu lockern.
© www.slawik.com

Do‘s

Je nach Ausmaß und Grund des Rückenproblems können schon kleine, Stress und Muskelspannung vermindernde Ergänzungen der Bewegungsmöglichkeiten nach wenigen Wochen deutliche Verbesserungen bewirken. Der regelmäßige mehrstündige Aufenthalt auf einer Graskoppel gehört hier ebenso dazu wie freier Galopp im leichten Sitz oder Ausreiten über Hügel. Der Kreativität sind hier nur durch die äußeren Bedingungen Grenzen gesetzt, wobei die entspannte Freude des Pferdes an der jeweiligen Bewegung fast das wichtigste Kriterium ist.

Diese Ergänzungen sind übrigens nicht mit einem Rückenaufbauprogramm zu verwechseln! Ohne schmerzarme oder schmerzfreie Rückenbewegung kann jenes nämlich gar nicht erst erfolgreich sein.

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Auch Grasen tut dem Pferderücken gut. © www.Slawik.com

Don‘ts

Neben Ergänzungen des Bewegungsprogramms gibt es einzelne Bewegungen und Lektionen, die zur Unterstützung der freien Rückenbewegung reduziert werden sollten, und zwar insbesondere die höher versammelten Trablektionen. Auf Teile des Bewegungsprogramms, bei denen das Pferd subtil oder weniger subtil erkennen lässt, dass es sich nicht wohlfühlt, sollte man ebenfalls verzichten.


Wann der Tierarzt kommen muss

Die ideale Ergänzung des veränderten Bewegungsprogramms ist (neben der Überprüfung des Sattels) eine chiropraktische Beurteilung und Behandlung, und auch andere komplementäre Methoden und physikalische Unterstützungen spielen hier eine wichtige Rolle.

Eine medizinische Untersuchung des Pferdes (wohlgemerkt: nicht nur des Rückens) ist unausweichlich, wenn sich Probleme plötzlich sehr stark bemerkbar machen, oder bereits durchgeführte Änderungen keine ausreichende Verbesserung bewirken. Diese sollte neben einer detaillierten Abklärung der Beine, des Halses und des Rückens auch mögliche genetische, internistische und eventuell gynäkologische Aspekte berücksichtigen.