Reglement

Dressur: FEI hält an Kandare fest, Sporenpflicht soll fallen

Ein Artikel von Redaktion | 10.07.2023 - 12:02
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Die Kandare wird auch 2024 für Dressurreiter:innen ab Drei-Sterne-Niveau verpflichtend bleiben, die Verwendung von Sporen soll hingegen optional werden.  

Welfare of the horse – das Wohlergehen des Pferdes – war eines der zentralen Themen bei der diesjährigen Überarbeitung der FEI-Regelwerke. Die von der FEI gegründete unabhängige Equine Ethics and Wellbeing Commission hatte im Vorjahr zahlreiche Vorschläge ausgearbeitet, wie man das Pferdewohl im Sport noch weiter fördern könne – nicht zuletzt um die „Social License“, die Akzeptanz des Pferdesports in der Bevölkerung, zu stärken.
 

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Einer dieser Vorschläge betraf die Wahlfreiheit zwischen Kandare und Trense ab CDI3* und CDIO3*. Eine solche hatten auch die nationalen Verbände aus den Niederlanden und Schweden unterstützt. In beiden Ländern können Reiter:innen bis in die höchste Klasse selbst wählen, ob sie ihr Pferd lieber auf Trense oder auf Kandare mit Unterlegstrense vorstellen. Die Erfahrungen, die man damit gemacht habe, seien durchwegs positiv, die Kandarenpflicht beizubehalten stehe dem Wohl des Pferdes entgegen, so die Verbände beider Nationen.

Dieser Einschätzung wollte sich die FEI nicht anschließen. Der Vorschlag wurde abgelehnt. Als Begründung führt der Weltreiterverband an: „Das FEI DTC (Dressage Technical Committee) ist übereinstimmend der Meinung, dass die Verwendung von Trensen oder Kandaren eine technische (sportliche) Angelegenheit ist und keine Frage des Wohlbefindens. Wir verstehen die Problematik der sozialen (Medien-)Wahrnehmung. Aus den Ergebnissen der Online-Umfrage, die diesem Ausschuss zur Verfügung gestellt wurden, konnten wir jedoch weder wissenschaftliche Beweise noch unbestreitbare Daten finden, die es uns ermöglichen, zum jetzigen Zeitpunkt zu einer anderen Schlussfolgerung zu gelangen.“

Auch wenn man sich (noch) nicht dazu durchringen kann, die Verwendung der Kandare optional zu machen, ist das Thema nicht vom Tisch. Vorerst soll ein multidisziplinäres Team mit Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen Studien/Forschungen entwickeln, um alle Vor- und Nachteile einer Wahlfreiheit zwischen Trense und Kandare zu evaluieren. „Sobald diese Studie/Forschung durchgeführt ist, werden wir in der Lage sein, uns eine fundierte, bewusste und ausgewogene Meinung zu diesem Thema zu bilden", so die FEI.

Sporenpflicht fällt

Einen Schritt weiter ist man beim Thema Sporen. Bislang waren sie, außer in Children- und Pony-Bewerben, Pflicht. Wer keine nutzen wollte, durfte sogenannte Sporen-Attrappen verwenden. Eine unsinnige Regelung, wie der International Dressage Officials Club findet, weshalb er die Aufhebung der Sporenpflicht forderte. Dem hat sich FEI angeschlossen.  


Einheitliches Messsystem für Nasenriemen

Ein weiterer Vorschlag der FEI in Anlehnung an die Empfehlungen der Equine Ethics and Wellbeing Commission ist die Einführung eines standardisierten Messsystems für Nasenriemen. Damit soll der Sitz dieses Ausrüstungsgegenstandes in allen Disziplinen einheitlich objektiv beurteilt werden können.

Die Einführung einer solchen Schablone hatten Expert:innen seit vielen Jahren gefordert, bei der FEI war man damit jedoch auf große Skepsis gestoßen. So hatte man unter anderem befürchtet, die Pferde könnten nervös auf das Messgerät reagieren und die umstehenden Personen gefährden. Inzwischen haben die Erfahrungswerte aus Ländern wie der Schweiz, Dänemark und Kanada aber offenbar gezeigt, dass die Handhabung am Turnier völlig unproblematisch ist, sodass ein standardisiertes Messsystem für alle Disziplinen bald Realität werden könnte.