Moderner Fünfkampf

Fünfkämpfer proben den Aufstand

Ein Artikel von Pamela Sladky | 09.12.2021 - 12:53
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Das letzte Wort in Sachen Moderner Fünfkampf und Pferdesport scheint noch nicht gesprochen. © U.S. Army - Brittany Nelson, IMCOM Public Affairs Lizenz

Als der Fünfkampf-Weltverband (UIPM) am 4. November offiziell machte, dass Reiten anlässlich der Olympischen Spiele 2024 in Paris zum letzten Mal Teil des Modernen Fünfkampf sein sollte, gingen die Emotionen hoch. Während viele Reitsportler und Pferdefreundinnen die Entscheidung bejubelten und mit großer Erleichterung sahen, reagierten Pentathlet:innen auf der ganzen Welt mit Unverständnis und Entsetzen. Mit der Abkehr vom Pferd würde der Moderne Fünfkampf seiner Identität und Tradition beraubt, so die Kritik. Das machten rund 700 Aktive und hoch dekorierte ehemalige Fünfkämpfer:innen in einem offenen Brief an ihren Verband mehr als deutlich.

Bemängelt wurde nicht nur die Entscheidung an sich, sondern auch die Art und Weise, wie sie zustande kam. Weder die Nationalen Verbände noch die Sportlerinnen und Sportler seien im Vorfeld gehört worden. Darüber hinaus sei der Beschluss des UIPM-Vorstands an eine Reihe von Ungereimtheiten geknüpft, die dessen Legalität ernsthaft in Frage stellen. Eine davon: Laut Statuten ist der Vorstand gar nicht berechtigt eine derart einschneidende Entscheidung im Alleingang zu treffen.

Der UIPM-Vorfand bestreitet eine Verfassungswidrigkeit und beruft sich auf die sogenannte Force Majeure-Klausel, einen Fall höherer Gewalt, der ein solches Vorgehen rechtfertigen würde. Doch diese Voraussetzung sehen Sportler:innen und Funktionär:innen nicht erfüllt. Der dänische Fünfkampf-Verband hat deshalb Berufung beim Schiedsgericht für Sport (CAS) gegen den Beschluss des Weltverbandes eingelegt.

„Moderne Femkamp Danmark hält dies wie viele andere nationale Verbände für eine falsche und illegale Entscheidung“, erklärte der dänische Verband in einer Aussendung. „Das Management der UIPM hatte viele Jahre Zeit, gegen mangelndes Reitkönnen vorzugehen, was bei den diesjährigen Olympischen Spielen in einem viel zu schlechten Reitniveau gipfelte. Wenn die Regeln es nicht verbieten, dass schlechte Reiter an den Olympischen Spielen teilnehmen, ist das das Ergebnis. Es liegt in der Verantwortung von UIPM, Dinge in Ordnung zu bringen, und wir denken, dass dies auch getan werden kann. Wenn jedoch nichts unternommen wird, ändert sich auch nichts“, so der dänische Verbandspräsident Benny Elmann-Larsen. Seine Hoffnungen ruhen nun darauf, dass das CAS die Entscheidung des UIPM-Vorstandes, das Reiten aufzugeben, rückgängig macht. Seiner Ansicht nach stehen die Chancen dafür "gut".
 

Wir alle lieben Pferde

Dass der Pferdesport auch in Zukunft Teil des Modernen Fünfkampfes bleibt, darauf hofft auch der Brite Joe Choong, der in Tokio Gold in dieser Disziplin geholt hatte. Allerdings bedürfe es einer eingehenden Überarbeitung, damit der Teilbewerb fair durchgeführt werden könne - fair gegenüber den Pferden, aber auch den Athletinnen und Athleten gegenüber.

„Seit mindestens 2004 gibt es Athletenproteste wegen des Reitens, darunter 2014 ein Sitzstreik in Mexiko, bei dem sich die Athleten weigerten, um das Wohlergehen der Pferde zu konkurrieren. Eine meiner Freundinnen war bei diesem Wettbewerb dabei und erzählte, dass das Pferd, das sie bekam, so erschöpft und unterernährt war, dass es sich einfach hinlegte, bevor sie überhaupt aufsteigen konnte! Kein Sportler denkt an die Pferde als Werkzeug, doch sobald wir im Rahmen der Wettbewerbsgesetze antreten, werden wir ein Produkt dieser Regeln. Eine der absurdesten Regeln ist, dass der Athlet nach einem Sturz so schnell wie möglich wieder auf das Pferd steigen muss, um Zeitstrafen zu vermeiden – Gesundheits-  oder Veterinärkontrollen gibt es nicht, was einfach schrecklich ist! Als Reaktion auf einige dieser Regeln schlagen die Nationalen Verbände seit 2014 jedes Jahr Ideen und Aktualisierungen für die Reitveranstaltung vor. Jedes Mal wurde uns versprochen, dass die Probleme gelöst werden, getan hat sich aber nichts. Der Präsident hatte 28 Jahre Zeit, um den Sport zu verbessern, und jetzt zu sagen, dass der einzige Weg in die Zukunft darin besteht, das Reiten abzuschaffen, fühlt sich wie ein letzter Versuch an, seine eigene Nachlässigkeit zu vergessen und die Verantwortung für die Krise zu übernehmen, in die er uns geführt hat“, schreibt sich Choong in einem Beitrag auf insidethegames.biz kein Blatt vor den Mund.

Es sei klar, dass es Veränderungen brauche, doch die Aufgabe sei keineswegs so unlösbar, wie der Weltverband das glauben machen möchte. „Die öffentliche Meinung ist definitiv gegen uns, aber ich sehe das nur als Herausforderung, allen das Gegenteil zu beweisen. Fünfkampf ist ein großartiger Sport mit großartigen Athleten. Wir alle lieben Pferde, und jetzt brauchen wir nur noch Führung, um der Welt zu zeigen, wie großartig wir wirklich sein können", so Choong.