Springen

Felix Koller verliert Captain Future

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.09.2020 - 15:22
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Felix Koller und Captain Future beim Nationenpreisfinale in Barcelona 2018
© Tomas Holcbecher/holcbecher.com

„Heute Morgen verließ mich leider mein jahrelang treuer Sportpartner und bester Freund Capi in Richtung Österreich“, teilte Felix Koller am vergangenen Mittwoch via Facebook mit. „So viele Erfolge können wir auf unser Konto verbuchen, so viele gemeinsame Erinnerungen haben wir, die uns niemand mehr nehmen kann.“

Die Liste der Erfolge ist tatsächlich lang. Ganz oben dürfte wohl die Silbermedaille stehen, die das Paar 2018 bei der EM der Jungen Reiter in Fontainebleau (FRA) gewann und Koller quasi über Nacht in die Riege der vielversprechendsten Nachwuchsreiter des Kontinents aufstiegen ließ.

Der anschließende Wechsel in die Allgemeine Klasse gelang nahtlos, beinahe spielerisch. Nicht zuletzt deshalb, weil sich mit Felix Koller und Captain Future eine Kombination gefunden hatte, die in allen Belangen ideal zusammenpasste. Nur einen Monat nach EM-Silber waren Koller und der braune Westfale von Cristallo bereits Teil der nächsten Sensation: In Budapest sicherte sich das österreichische Nationenpreisteam mit einem Sieg im Divisionsfinale das Ticket zur Endrunde in Barcelona. Ein Erfolg, den man den Rot-Weiß-Roten im Vorfeld nicht unbedingt zugetraut hatte und an dem Felix Koller und Captain Future mit zwei Nullrunden in ihrem ersten Fünf-Sterne-Springen maßgebliche beteiligt waren.

Unter spanischer Sonne setzte sich der Erfolgslauf des Paares zunächst weiter fort. In der ersten Runde des Finales der besten 18 Nationen der Welt ließ die österreichische Equipe die versammelte Konkurrenz hinter sich und zog als Sieger in die Endrunde der Top 8 ein. Den schweren Parcours, der selbst so manchen internationalen Spitzenreiter straucheln hatte lassen, bewältigen Felix Koller und Captain Future mit nur einem Zeitfehlerpunkt auf dem Konto. Im Finale hatte das Duo danach Pech, ein unmittelbar vor dem Start verlorenes Eisen brachte das Paar aus den Rhythmus, drei Abwürfe waren die Folge. Was blieb war die Bestätigung, dass die beiden Newcomer selbst auf internationalem Spitzenniveau problemlos mithalten konnten.
 

Unglücksjahr 2019

Auch 2019 sorgten Koller und Captain Future für Spitzenergebnisse, etwa beim Fünf-Sterne-Turnier in Falsterbo (SWE), bei dem das Paar im Großen Preis auf Platz sechs sprang. Die Teilnahme an den Europameisterschaften in Rotterdam (NED) sollte ein weiterer Meilenstein in der Karriere der beiden Senkrechtstarter werden, doch dazu kam es nicht mehr. Knapp eine Woche vor Beginn der Europameisterschaften wurde bekannt, dass die FEI Felix Koller wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt hatte. Anlässlich des CSIO in St. Gallen (CH) war bei Captain Future eine Blutprobe entnommen worden, die ein positives Ergebnis auf Diisopropylamin hervorgebracht hatte. Die Substanz wirkt aufgrund ihrer gefäßerweiternden Eigenschaften leistungssteigernd und gilt deshalb als verboten. Später sollte eine Untersuchung ans Licht bringen, dass das Medikament ohne Kollers Wissen während des Turniers durch einen Tierarzt verabreicht worden war. Angesichts der Informationen, die im Zuge der Ermittlungen zu Tage traten, halbierte der Weltreiterverband Kollers Sperre, seit 6. August darf der Oberösterreicher, der als Bereiter bei Paul Schockemöhle in Mühlen angestellt ist, wieder auf Turnieren reiten.
 

Zukunft ohne Captain Future

Seinen Neustart in Wohlde (GER) Ende August beendete das Paar nach einem Springfehler auf dem 18. Platz. Dieser Ritt war gleichzeitig der letzte öffentliche Auftritt des Erfolgsduos. Inzwischen hat Captain Future, der im Besitz des Oberösterreichers Gottfried Hochreiter steht, Mühlen verlassen. Auch wenn Felix Koller dank zahlreicher Berittpferde seines Arbeitsgebers durchaus talentierte Partner zur Verfügung stehen - etwa der elfjährige Oldenburger Chaccbay, mit dem Koller zuletzt das S*-Springen in Wohlde gewonnen hatte -, schmerzt die Trennung von seinem Erfolgspferd. „Ich bin unendlich dankbar, dass ich die Chance hatte, so ein Ausnahmepferd reiten zu dürfen. Ohne Capi wäre ich nicht dort, wo ich heute bin“, weiß Koller. „Leider hatte ich keinen Einfluss auf die Entscheidung des weiteren Werdegangs von Capi, aber die Erinnerungen und Erfahrungen die wir gesammelt haben, werden für immer bleiben! Ich danke Gottfried Hochreiter für das langjährige Vertrauen und die sportliche Unterstützung.“


Zurück nach Oberösterreich

Captain Future wird in Zukunft wieder unter seiner ehemaligen Reiterin, Pia Hochreiter, an den Start gehen. "Pia hat Captain Future vor Beginn ihres Medizinstudiums sehr erfolgreich in Bewerben bis 145 cm  geritten und ihn dann Felix zur Verfügung gestellt", sagt Gottfried Hochreiter im Gespräch mit der Pferderevue. Diese Zeiten will man nun wieder aufleben lassen. Die Voraussetzungen dafür stimmen jedenfalls. "Captain ist super in Form und ich freue mich auf weitere schöne Erfolge", so Hochreiter. Felix Koller stellt Hochreiter ein gutes Zeugnis aus. "Die Zusammenarbeit war sehr professionell. Felix hat mit Captain großartige Erfolge feiern können und sich damit in der Szene einen Namen gemacht. Besonders geschätzt habe ich, dass Felix Captain Future immer sehr fürsorglich und wie einen guten Freund behandelt hat."