Interview

Gerfried Puck: "Ich wollte schon meine Karriere beenden"

Ein Artikel von Ernst Kopica | 14.02.2024 - 12:40
2024_02_06_OEPS_JASMIN_WALTER_JWA_1015_B.jpg

Gerfried Puck hat die Olympischen Spiele in Paris fest im Blick. Es wäre die erste Olympiateilnahme für den langjährigen Springreiter.
© OEPS | Jasmin Walter

Am 22. Februar wird Gerfried Puck seinen 51. Geburtstag feiern und ist damit der Senior im österreichischen Olympiakader der Springreiter. Den Festtag wird der gebürtige Kärntner aber nicht in seiner Heimat feiern, sondern in Doha (Katar), wo er schon zu Jahresbeginn tolle Erfolge feierte. Die Pferderevue nutzte beim Olympiaseminar in Elixhausen die Gelegenheit für ein Interview mit dem Routinier, der schon bei den Europameisterschaften 1999 in Hickstead die rot-weiß-roten Farben vertreten durfte und der nach seinen Aufenthalten in Deutschland, den Niederlanden und der Steiermark seit September 2022 in St. Georgen (Salzburg) seine Zelte aufgeschlagen hat.
 

Pferderevue: Du bist für ein paar Tage in Österreich, wie lief es in Katar für dich?

Gerfried Puck: Ich war schon drei Wochen am Turnier und glücklicherweise sehr erfolgreich. Ich habe einen Großen Preis gewinnen können, war einmal Dritter und einmal Siebenter. Das ist, glaube ich, weltweit die beste Ausbeute gewesen im Jänner 2024. Nun fliegen wir wieder runter und haben noch einmal drei Wochen 5*-Turniere inklusive Global Champions Tour Ende Februar. Dann gibt es eine kleine Pause und wir fangen im April und Mai eigentlich schon mit der Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Paris an.
 

Wie ist es für dich im Winter im warmen Klima zu reiten, was ist der große Vorteil, was ist der Nachteil?

Der Nachteil ist immer, wenn man weit weg reist, dass man nie ganz genau weiß, was einen erwartet. Und natürlich ist ein Flug für die Pferde vielleicht ein größeres Risiko. Doch wenn man mit dem LKW auf der Straße fährt, kann auch was passieren. So gesehen glaube ich, dass sich die Nachteile in Grenzen halten. Der große Vorteil für mich persönlich: Ich war früher sehr gerne in der Halle unterwegs, etwa in den Weltcups. Aber da sind die Springen doch meistens in der Nacht, man ist sehr eingeengt, die Pferde stehen doch ein bisschen mehr unter Stress. Der Vorteil in den Emiraten oder Katar, wo ich mich jetzt die letzten Jahre immer aufhalte, ist eben, dass du im Winter angenehme Temperaturen hast und du hast Turniere im Freien zu normalen Tageszeiten.
 

Wie stark ist die Konkurrenz bei diesen Bewerben?

Wir waren jetzt gemeinsam mit der Nummer 1 der Welt, Henrik von Eckermann, am Start, Simon Delestre ist die Nummer 7 der Welt - also es war qualitativ sehr hochwertig. Quantitativ ist es natürlich nicht so, dass es 70 oder 80 Starter gibt, sondern eher nur 25 bis 30. Aber es ist ein hohes Niveau, die Gegebenheiten sind dort sehr gut und das Preisgeld auch.

Gerfried_Puck_Doha_GP4.jpg

Seine Ausflüge in den Nahen Osten waren für Gerfried Puck bislang von vielen Erfolgen gekrönt. © Doha Tour

Du hast in Mailand im Team eine tolle Leistung gezeigt beim Gewinn der Bronzemedaille. Wie schaut jetzt dein Plan für Olympia 2024 aus?

Der Weg ist natürlich noch weit bis Paris. Equitron Naxcel V ging letztes Jahr in seinem ersten Championat, was er super gemacht hat. Er läuft sehr konstant, es wird ihm sicher nichts zu hoch, das sind seine ganz großen Vorteile und er hat unheimlich viel Kraft und Potenzial. Unser Team hat das Glück, dass wir derzeit sechs Pferde-Reiter-Paarungen haben, die auch konkurrenzfähig sind. Das war auf Championaten häufig nicht der Fall, diese Erfahrungen musste ich leider oft genug machen. Mit der Medaille in Mailand haben wir einmal zeigen und beweisen können, was wir drauf haben. Ich hoffe, dass es dieses Jahr wieder in diese Richtung geht. Es ist wichtig, dass alle fit bleiben und wir dann aus dem Vollen schöpfen können. Und ich bin guter Dinge, dass auch ich dabei sein werde.

In Mailand gab es mit der Zäumung von Equitron Naxcel V ein Problem, ist das jetzt ausgeräumt?

Naja, diese Diskussion gibt es immer wieder noch, weil halt gewisse Bürokraten oder Tierärzte, die eigentlich mit dem Sport wenig zu tun haben, Entscheidungen treffen, die dann für das Pferd und dessen "welfare" gar nicht einmal so gut sind. Wir arbeiten aber daran. Es hat diese Diskussion heuer in Doha schon wieder einmal gegeben.

Der Kampf um das Olympiaticket stellt eine große Herausforderung dar, denn man muss für die Qualifikation gute Leistungen bringen. Wenn man dann aber im Team ist gilt es die Pferde frisch zu halten, damit sie Anfang August wieder voll fit sind. Wie siehst du das?

Das ist von Pferd zu Pferd verschieden. Es gibt welche, die mehr Pausen brauchen, andere, die mehr Erfahrung haben, die gar nicht so viel gehen sollen oder müssen, damit sie dann frisch und fit am Championat antreten können. Dann gibt es natürlich Pferde - so wie meiner - wo es schon gut ist, wenn er an den Ablauf kommt, weil er genügend überschüssige Kraft hat. Die muss man dann irgendwo in die richtige Richtung bündeln, damit er fokussiert bleibt - besonders als Hengst. Equitron Naxcel V wird heuer auch nicht decken, er war letztes Jahr zwei Monate im Einsatz, das wird heuer einmal wegfallen.

Mein Plan ist im Prinzip wieder wie letztes Jahr, also relativ früh beginnen, dann dem Pferd Erfahrungen geben mit großen Stadien und mit vielen Leuten und bunten Sprüngen, denn das wird ja immer moderner. Wir werden wahrscheinlich zwei Nationenpreise bestreiten und darauf achten, dass er dann nicht mehr zu viel macht und hoffentlich wirklich fit in Paris ankommt.

Holcbecher_2023Aug31_23224.jpg

Gerfried Puck und Equitron Naxcel V - ein Paar das nicht nur die Chance auf einen Startplatz im Österreichischen Olympiateam hat, sondern auch das Potenzial im Einzel zu überraschen.
© holcbecher.com

Für dich ist es ja eine spezielle Situation, denn du warst immer im großen Sport, bist schon lange dabei und mit 11th and Bleeker bis 2012 bei Championaten und im Weltcup geritten. Dann gab es den entsetzlichen Stallbrand in der Steiermark. Du musstest durch ein Wellental der Gefühle gehen, auch finanziell. Jetzt aber bist du wieder top und ihr habt die Olympiaqualifikation geschafft. Was machte das für dich persönlich emotional?

Ich muss es einfach ehrlich sagen: Das letzte Jahr war echt eine Genugtuung für mich! Auch die Situation, dass ich jetzt drei, vier wirklich gute Pferde habe. Equitron Naxcel V sticht sicher heraus, weil er absolut championatswürdig ist und sogar - wenn alles passt - auch im Einzelspringen eine Medaillenchance hat. Für mich zählt das extrem viel, weil ich so oft probiert habe mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Daher gibt mir das heute ein richtig gutes Gefühl. Nach dem Brand war ich eigentlich schon so weit, dass ich meine Karriere beenden wollte. Ich dachte mir: Wir bilden junge Pferde aus, trainieren, haben einen Verkaufsstall und ich konzentriere mich auf meine Familie. Aber meine Frau hat mich dann doch ein bisschen in den Hintern getreten und gesagt, okay, jetzt hast du die Pferde, die du eigentlich das ganze Leben gesucht hast. Wir haben die Pferde auch selbst aufgezogen, der Naxcel ist ja schon als Fohlen zu uns gekommen. Jetzt hast du noch einmal eine große Chance, da aufzugeben wäre eigentlich schwachsinnig!


Für Österreichs Springreitsport war Gerfried Pucks Entscheidung weiterzureiten natürlich ein Glücksfall und wir würden es dem sympathischen Sportler gönnen, dass er in Paris die rot-weiß-roten Farben vertreten darf.