Schon 2024 hat Magdalena Fischer der Österreichischen Staatsmeisterschaft im Springreiten ihren Stempel aufgedrückt. Damals war der Titel eine Überraschung. Diesmal war er ein Statement. Nur vier Monate nach der Geburt ihres Sohnes kehrte die 28-Jährige in den Spitzensport zurück – und verteidigte ihren Titel in eindrucksvoller Manier. Ein Gespräch über ein Leben zwischen Reitplatz und Windelwechsel, den Mut zum Comeback und den Willen, Unmögliches möglich zu machen.
Pferderevue: Maggi, im Vorjahr warst du ja von allen am meisten überrascht von deinem ÖSTM-Titel. Hast du diesmal mit der Titelverteidigung zumindest spekuliert?
Magdalena Fischer: Ja in der Tat wollte ich letztes Jahr einfach gut dabei sein, aber damit, dass Chappi vier Nullrunden abliefert, hatte ich echt nicht gerechnet. Heuer hatte ich mir – trotz Babypause – die Titelverteidigung als großes Ziel gesetzt. Da die Staatsmeisterschaft nur vier Monate nach der Geburt unseres Sohnes war, wusste ich, dass ich mich in der Schwangerschaft fit halten muss, um nach der Geburt möglichst schnell wieder im Sattel sitzen zu können. Natürlich hatten wir nicht die Anzahl an Runden, die wir letztes Jahr zur Vorbereitung reiten konnten, aber ich habe auf unser beider Routine vertraut. Durch die top Vorbereitung mit meinem Trainer Martin Schäufler hab ich mich sogar besser gefühlt als letztes Jahr. Ich selbst hab mir heuer wohl den meisten Druck gemacht, weil ich zeigen wollte, dass das scheinbar Unmögliche möglich ist, und man auch so kurz nach einer Schwangerschaft an der vorigen Leistung anknüpfen kann. Chappi war trotz der Hitze sehr frisch und ich habe voll auf sein Können vertraut.
Wie hast du das Staatsmeisterschaftswochenende erlebt?
Die Stimmung am Turnier war wie immer bestens. Helmut Morbitzer hat sich gemeinsam mit seinem Team alle Mühe gegeben, um die Staatsmeisterschaft das Besondere sein zu lassen, was sie eigentlich auch sein sollte. Umso bedauerlicher ist es, dass die Teilnehmerzahl noch einmal geringer war als im Vorjahr. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen die Staatsmeisterschaft als Sichtung für Championate ein Fixtermin für die Sportlerinnen und Sportler war und allein in der Allgemeinen Klasse weit über 30 Teilnehmer um den Einzug ins Finale der besten Zwölf gekämpft haben. Ich hoffe sehr, dass der Verband seine Schlüsse daraus zieht und die Voraussetzungen dafür wiederherstellt, um der Staatsmeisterschaft den Stellenwert zu geben, den sie haben sollte.
In Ebelsberg ist ja jetzt Schluss mit Turnieren. Du bist doch einige Male in Linz geritten. Wie geht es dir damit, dass dort alle Zelte abgebrochen wurden?
Bei der Meisterschaftsehrung hatte ich definitiv ein weinendes Auge, in dem Bewusstsein, dass das meine letzte Runde auf diesem Platz war. Linz war für mich neben Lamprechtshausen und Wr. Neustadt immer eins meiner Lieblingsturniere. Seit einigen Jahren war natürlich auch die Nähe zu unserem Stall ein großer Vorteil für mich und meine Pferde. Aus Sicht des Reitsports ist die Nichtweiterführung ein großer Verlust für Sportler und Pferde. Ich persönlich werde das Reiten auf dieser Anlage sehr vermissen und immer an die tollen Erfolge und schönen Momente dort zurückdenken.
Du hast es vorhin schon erwähnt, du bist seit Kurzem Mama. Was hat dir geholfen, nach der Geburt deines Sohnes wieder in den Spitzensport zurückzufinden?
Ganz klar: der starke Wille und Ehrgeiz, wieder sportliche Leistung zu bringen – aber auch ein großartiges Umfeld, das mich voll unterstützt. Mein Partner, meine Familie und mein Trainerteam helfen mir, den Alltag zu organisieren. Natürlich kann ich mich nicht mehr ausschließlich auf den Sport konzentrieren, aber das ist auch gut so – unser kleiner Sohn steht im Mittelpunkt und bringt so viel Freude. Alles dreht sich jetzt ein bisschen anders, aber das macht die ganze Sache noch schöner.
Wie lange bist du selbst noch im Sattel gesessen?
In der Schwangerschaft bin ich bis zur 13. Woche auf dem Pferd gesessen. Cervia Mitte August 2024 war mein letztes Turnier und dann bin ich auch zu Hause nicht mehr aufgestiegen. Ich selbst hätte schon das Gefühl gehabt, noch länger reiten zu können, aber das hab ich dann mit meinem Mann Willi entschieden. Das Risiko war uns einfach zu groß. Und für welchen Grund würde ich sonst aufs Reiten verzichten, wenn nicht für diesen?
Wer hat Deine Pferde, insbesondere Chappeloup, für dich fit gehalten?
Chappi haben wir gezielt abtrainiert. Ich selbst habe ihn zweimal in der Woche an der Longe gearbeitet. Meine rechte Hand, Sebastian, ist ihn locker geritten aber vor allem auch viel ausgeritten. Sonst ist er viel auf die Koppel und aufs Paddock gegangen. Nach Weihnachten haben wir ihn dann wieder aufgebaut und Mitte Jänner haben wir ihn zu Martin Schäufler gebracht, der ihn konditionell und kraftmäßig wieder in Topform gebracht hat. Mitte März war er dann zurück bei uns und ready fürs Turnier.
Du hast mit Chappeloup in den ÖSTM der letzten beiden Jahre vier fehlerfreie Runden über 1,60 m gezeigt. International seid ihr aber meist eher auf 1,45 m unterwegs. Warum?
Für die internationalen Starts auf 1,45-m-Niveau gibt es mehrere Gründe. Zum einen habe ich Chappeloup als junges Pferd bis 1,45 m ausgebildet, 2021 haben wir ihn dann aber verkauft. Erst nach gut zwei Jahren kam Chappi zurück zu uns, allerdings hat es über ein halbes Jahr gedauert, bis er wieder sicher über 1,50 m sprang. Ich wollte ihm einfach ausreichend Zeit geben. Zum anderen bin ich keine Berufsreiterin, sondern arbeite als Volksschullehrerin. Das macht es mir schwer möglich außerhalb der Ferienzeit auf große internationale Turniere zu fahren, zumal diese meist am Mittwoch beginnen und ich in diesem Beruf keinen Urlaub nehmen kann. Deshalb bin ich die letzten Jahre großteils internationale Turniere in Österreich bzw. rund um Linz geritten, weil ich so Donnerstagfrüh noch in der Klasse stehen und erst dann aufs Turnier fahren konnte. Jetzt werde ich aber die Karenzzeit nutzen, um mit Chappi auch international auf 3*-Niveau zu starten und dort hoffentlich Fuß fassen zu können.
Welche Ziele hast du dir für die nähere Zukunft sportlich gesetzt?
Da mir der Staatsmeistertitel eine Wildcard für die Global Champions Tour in Wien im September eingebracht hat, ist das natürlich das nächste große Ziel. Bis dorthin werden wir noch einige nationale sowie internationale Turniere reiten, um uns bestmöglich darauf vorzubereiten. Und natürlich würde mich freuen einmal für Österreich bei einem Nationenpreis an den Start zu gehen. Und wer weiß, wo uns die Reise dann noch hinführt, träumen darf man ja!