Rhodococcus equi gehört zu den häufigsten Verursachen von Atemwegserkrankungen bei Fohlen. Vor allem Fohlen im Alter zwischen ein und sechs Monate alten sind besonders anfällig dafür. © Close Encounters - Fotolia.com
Rhodococcus equi ist vor allem bei Züchtern eine gefürchtete Atemwegserkrankung, die besonders bei Fohlen auftritt und nicht selten zum Tod führt. Für den neu entwickelten Impfstoff des niederländischen Pharmaherstellers Intervet wurden die Bakterien gentechnisch verändert, wodurch deren Pathogenität reduziert werden konnte. Der veränderte Stamm kann bei Pferden keine Erkrankung mehr verursachen und ist deshalb als Lebendimpfstoff zur Anwendung geeignet.
Durchgeführt werden soll der Versuch im Gestüt Lewitz von Pferdezüchter Paul Schockemöhle. Der riesige Pferdezuchtbetrieb im Nordosten Deutschlands bietet optimale Bedingungen, Jahr für Jahr werden hier rund 650 Fohlen geboren, die häufig an R. equi erkranken. Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz auf seiner Homepage informiert, sollen im Rahmen der Freisetzung insgesamt 120 Fohlen über einen Zeitraum von maximal drei Jahren geimpft werden.
Umfassende Sicherheitsvorkehrungen
Im Vorfeld gab es vor allem von Seiten der umliegenden Einwohner aber auch von Tierschützern und Umweltexperten Proteste gegen den geplanten Impfversuch. Nach eingehender Prüfung kamen Fachleute in ihrer Sicherheitsbewertung nun jedoch zu dem Schluss, „dass von dem Freisetzungsversuch keine gentechnikspezifischen schädlichen Einflüsse auf Menschen und Tiere sowie auf die Umwelt zu erwarten sind“.
Dennoch sind die Sicherheitsvorkehrungen sehr umfassend. So wird der gesamte Freisetzungsversuch in einem Stallgebäude durchgeführt, das 12 km vom Hauptstandort des Gestüts entfernt liegt. Frühestens sechs Wochen nach der letzten Impfung dürfen die Pferde auf das Hauptgestüt zurückgebracht werden, allerdings nur dann, wenn sie den gentechnisch veränderten Impfstamm nachweislich nicht mehr ausscheiden. Das Stallgebäude und die unmittelbare Umgebung müssen während der Dauer des Versuchs täglich kontrolliert werden. Stroh, Einstreu und Mist müssen verbrannt werden zudem sind, nachdem die Pferde den Stall wieder verlassen haben, der Stalltrakt, der gesamte Betonboden in und vor dem Stall sowie sämtliche verwendete Gerätschaften einmal jährlich zu desinfizieren.
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder BUND befürchten, dass die Erforschung des Impfstoffes gegen R. equi lediglich dem Ausbau sogenannter „Zuchtfabriken“ diene, in denen Massentierhaltung mit immer mehr Pferde auf immer weniger Raum praktiziert werde. Diese Vorwürfe weist man in Lewitz kategorisch von sich. Pferde seien Herdentiere, sie würden daher in Gruppen in Laufställen gehalten und hätten eingezäunte Ausläufe. „Wir vermeiden Einzelboxenhaltung, anders als in vielen Reitställen“, so der Leiter des Gestüts, Marc Lämmer. Geplant ist der Impfversuch nun für die kommende Fohlensaison.
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