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Der Grußaufstellung am Anfang und Ende einer Dressurprüfung ist die Visitenkarte eines jeden Rittes. © www.slawik.com

Niederlande schaffen Gruß in Dressurprüfungen ab

Ein Artikel von Pamela Sladky | 11.12.2015 - 00:07
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Der Grußaufstellung am Anfang und Ende einer Dressurprüfung ist die Visitenkarte eines jeden Rittes. © www.slawik.com

Das gilt zumindest für Prüfungen bis zur nationalen Klasse ZZ-licht, ungefähr mit dem hiesigen M-Niveau zu vergleichen. Möglich macht dies eine Reglementänderung die mit 1. April 2016 in Kraft tritt. Befürworter der Regelanpassung argumentieren damit, dass die Grußaufstellung unnötig den Fluss der Prüfung störe. „Die Grußaufstellung ist reine Zeitverschwendung. Außerdem bringt sie die Pferde aus der Balance - vor allem Junge, die in der Anlehnung noch nicht so sicher sind“, argumentiert etwa die niederländische Richterin Karin Retera im Gespräch mit De Paardenkrant. Sie selbst bezeichnet sich als große Befürworterin der Regeländerung und plädiert für Offenheit gegenüber Neuem. „Wir sollten nicht zu sehr an Altem festhalten. Um die Dressur attraktiver zu gestalten, müssen wir über den Tellerrand blicken. Auch die FEI denkt bereits darüber nach, die Grußaufstellung auf internationalem Level aus den Aufgaben zu eliminieren“, so die Richterin.

Doch nicht bei allen stößt die Reglementänderung auf derartige Zustimmung. Dressurpferde-Weltmeisterin Kirsten Brouwer etwa kann der Streichung der Grußaufstellung wenig Positives abgewinnen. „Ich finde es sehr bedauerlich, wenn auf den Gruß in Zukunft verzichtet wird. Es ist eine schöne Tradition und Teil unseres Sports. Und es bringt auch den Respekt gegenüber der Jury zum Ausdruck“, meint die Reiterin. Das Niveau der Prüfungen sei in den vergangenen Jahren stetig angezogen worden. Umso überraschender sei es, dass plötzlich ausgerechnet das Halten zu anspruchsvoll sein solle.

Für Dressurpferdebesitzer Tim Coomans sollte das Grüßen zumindest in höheren Klassen erhalten bleiben.  „Ich denke bei jungen Pferden ist es ganz gut, wenn sie in Bewegung bleiben. Anders sieht es bei älteren Pferden mit mehr Erfahrung aus. Ich vergleiche Dressur manchmal mit Ballett. Das geschlossene Halt erfordert Kontrolle und Konzentration. Darauf sollten wir keinesfalls verzichten.“

Bei einem Testlauf anlässlich der Hengstturniere in Ermelo Ende November wurden die Prüfungen der Klasse M (etwa hiesiges L-Niveau) erstmals ohne Gruß durchgeführt, was bei Richtern und Zusehern allerdings für gemischte Gefühle sorgte. Ist die Regeländerung am Ende vielleicht doch ein Blindgänger?

Wie eine Grußaufstellung übrigens perfekt gelingt, erklärt Dressurexpertin Dr. Britta Schöffmann in diesem Beitrag.

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