Studie

Pferde lernen am besten mit Futterlob

Ein Artikel von Pamela Sladky | 06.10.2016 - 10:54
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Mit Futterlob lernen Pferde schneller und besser, so das Ergebnis einer britischen Studie. © www.slawik.com

Futterlob gilt in der Pferdeausbildung nach wie vor als umstritten und wird von vielen kategorisch abgelehnt. Andere wiederum sehen es als den Verstärker schlechthin. Dass ein Leckerli zur rechten Zeit den Lernerfolg bei Pferden positiv unterstützt, wurde bereits in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen. Trotzdem greifen viele Reiter lieber auf ein Stimmlob, Tätscheln, Streicheln oder Kraulen am Widerrist zurück, um ihrem Pferd mitzuteilen, dass es etwas gut gemacht hat. Aber kann es ein physisches Lob wirklich mit einem Leckerli aufnehmen, wenn es darum geht, dem Pferd Lerninhalte möglichst effektiv zu vermitteln?

Angesprochen auf diese Frage sagen Sian Ellis und Linda Greening vom Hartpury College im britischen Gloucestershire ganz klar „Nein“. In einem Versuch an fünfzehn Pferden – sechs Stuten und neun Wallache mittleren Alters – verglichen die Pferdewissenschaftlerinnen die beiden Lobformen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den Lernerfolg. Dazu wurden die Pferde in drei Gruppen geteilt. In Gruppe eins wurden Karottenstücke als Motivator eingesetzt. In Gruppe zwei fungierte fünf Sekunden Kraulen am Widerrist als Lob. In Gruppe drei, der Kontrollgruppe, verzichtete das Forscherduo gänzlich auf Lob.

Während der ersten beiden Tage des Versuchs, der Konditionierungsphase, wurde jedes Pferd unter Zuhilfenahme des zuvor zugeteilten primären Verstärkers (Karotte, Kraulen, nichts) mit einem Sekundärverstärker (Clicker) vertraut gemacht. Am dritten, vierten und fünften Tag der Studie (Experimentierphase) ging es an die eigentliche Aufgabenstellung: Die Pferde mussten auf die akustische Aufforderung „touch“ („berühre“) und ein Hinzeigen des Trainers einen orangefarbenen Verkehrspylon berühren. Erfolgte die Berührung nicht innerhalb von zehn Sekunden, wurde der Versuch als fehlgeschlagen registriert. Der Leistungsstandard wurde bei 80 Prozent festgesetzt.

Dieser Wert wurde von keiner der Gruppen erreicht, wenngleich die Futterlob-Pferde das Ziel mit 75,6 Prozent nur ganz knapp verfehlten. Deutlich darunter lag die Kraul-Gruppe mit 39,6 Prozent, gefolgt von der Kontrollgruppe mit 26,4 Prozent.

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Kraulen am Widerrist entspannt Pferde nachweislich. Als Motivationsverstärker ist es allerdings nur sehr bedingt geeignet. © www.slawik.com

Am fünften Tag des Versuchs erreichten drei Pferde – alle aus der Futterlob-Gruppe – den festgesetzten Leistungsstandard: zwei von ihnen kamen auf hohe 96,97 Prozent und eines hatte sogar eine hundertprozentige Erfolgsquote vorzuweisen. Sämtliche Pferde der beiden anderen Gruppen blieben in den Ergebnissen unter 40 Prozent. Und auch in der Reaktionszeit waren die Pferde aus Gruppe eins ihren vierbeinigen Kollegen meilenweit voraus

Futterlob klar im Vorteil

Als Anerkennung für ein gewünschtes Verhalten ist physisches Lob unter Reitern und Trainern weit verbreitet. Vor allem sanftem Streicheln und Kraulen am Widerrist konnte in verschiedenen Studien eine beruhigende Wirkung auf das Pferd nachgewiesen werden. Im Pferdetraining scheinen derartige Liebkosungen aber wenig zielführend, wie Ellis und Greening bestätigen. “Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass Futter gewünschtes Verhalten deutlich effektiver verstärkt als ein Kraulen am Widerrist“, resümierte das Forscherinnen-Duo anlässlich der 13. ISES Pferdewissenschaftskonferenz in Saumur, Frankreich. „Das Kraulen am Widerrist funktioniert möglicherweise nur für manche Pferde als Verstärker.“