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Ein Sattel muss nicht nur dem Pferd passen, sondern auch seinem Reiter. © www.slawik.com

Besser reiten mit dem passenden Sattel

Ein Artikel von Pamela Sladky | 09.06.2016 - 09:35
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Ein Sattel muss nicht nur dem Pferd passen, sondern auch seinem Reiter. © www.slawik.com

Dass ein Sattel dem Pferd passen muss, damit es schmerzfrei Leistung erbringen kann, ist hinlänglich bekannt – auch wenn es immer noch eine Vielzahl an Pferden gibt, die mit völlig unpassender Ausrüstung auf dem Rücken herumlaufen. Doch damit es mit dem Reiten richtig gut klappen kann, muss sich nicht nur das Pferd wohl fühlen, sondern auch der Reiter, denn der Sattel ist deren wichtigstes Bindeglied. Nur wenn er beiden Parteien passt, ist harmonisches und gesundes Reiten möglich.

„Wenn ein Sattel dem Reiter nicht passt, hat das negative Auswirkungen zum einen auf den Reiter und zum anderen als Dominoeffekt auch auf das Pferd. Findet man im Sattel nicht sofort und ohne Anspannung von falschen Rücken-, Becken- und Beinmuskeln die Balance und Losgelassenheit, klemmt man mit den Beinen, zieht man am Zügel, lässt man die Pobacken nicht locker und krümmt den Rücken. Offene Knie, wunde Sitzbeinhöcker, aber auch Langzeitschäden wie Bandscheibenverletzungen können die Folge sein. Die Beschwerden betreffen relativ rasch den gesamten Körper des Reiters, z. B. auch Schultern und Nacken“, erklärt Sattelexperte Dietmar Kulczycki von König Pferd.

Ausgeklügelte Systeme

Besonders für weniger geübte ReiterInnen ist ein passender Sattel wichtig. Je besser der Sitz, desto eher ist man in der Lage, durch den Erhalt der eigenen Körperspannung Mängel in der Passform auszugleichen. Doch auch Profis wollen optimal sitzen. So werden für den in manchen Springprüfungen abgehaltenen Pferdetausch die eigenen Sättel auf die Pferde der Konkurrenten gelegt. Über Sinn und Unsinn dieser Regelung lässt sich freilich streiten, doch sie macht deutlich, wie wichtig der passende Sattel auch für den Reiter ist.

Ungeachtet dessen quälen sich nach wie vor viel zu viele ReiterInnen mit ungeeignetem Untersatz herum. Und wundern sich häufig, warum es beim Reiten immer wieder scheinbar unlösbare Probleme gibt. Mal fällt es unendlich schwer, im Becken vernünftig mitzuschwingen, dann gerät man trotz angestrengter Bemühungen immer wieder in einen Stuhl- oder Spaltsitz oder rutscht haltlos auf dem Pferderücken herum. Mögliche Indizien dafür, dass Reiter und Sattel nicht zusammenpassen.

„Manche Reiterinnen und Reiter halten über viele Jahre hinweg an einer Sitzgröße fest, die in ihrer Jugendzeit noch passend war, oft auch dann, wenn sie ihr figürlich schon längst entwachsen sind. Klar ist es dann schwierig, den richtigen Sitz zu finden“, weiß Desmond O’Brien, ehemaliger Sattlermeister der Spanischen Hofreitschule in Wien und namhafter Dressurausbilder.

Doch auch bei Neuanschaffungen ist man nicht zwingend vor unpassenden Modellen gefeit. „Oft sieht sich der Sattler oder Händler nur an, ob der Sattel dem Pferd passt. Der Reiter wird gar nicht aufs Pferd gelassen. Und später kommt dann das böse Erwachen.“ Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollte man beim Sattelkauf einige Dinge beachten damit im Idealfall nicht nur das Pferd sondern auch der Reiter zu einem optimal passenden Sattel kommt.

Der richtige Tiefpunkt

Um genau feststellen zu können, wo der Sattel den Reiter platziert, muss das Pferd geschlossen auf ebenem Untergrund stehen. Betrachtet man das Paar nun von der Seite, wird man schnell sehen, wo der tiefste Punkt im Sattelsitz liegt. Hier befindet sich auch der Schwerpunkt. Liegt er zu weit vorne, wird der Reiter in der Bewegung durch den hinteren Teil des Sattels nach vorne gestoßen und gelangt so in den Spaltsitz. Er hängt auf der Schulter des Pferdes und hat das Gefühl bergab zu reiten. In diesem Fall kommt es unweigerlich zu einer Überbelastung der Vordergliedmaßen und des Schulterblattes. Das Pferd wird in seinem Raumgriff blockiert und besonders in Wendungen, wenn die Schulter weiter unter den Sattel greifen muss, Probleme bekommen.

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Drei Sättel im Vergleich: Der Dressursattel (links) ist mit einem sehr tiefen Sitz ausgestattet. Durch die steile Winkelung des Hinterzwiesels wird der Reiter sehr genau platziert. Bei derartigen Sätteln muss ganz besonders drarauf geachet werden, dass die Sitzfläche nicht zu kurz bemessen ist. Ein Ganpferdesattel (Mitte) mit der für diese Sättel typischen flachen Sitzfläche. Der Barocksattel (rechts), eine Mischung aus mordernem Dressur- und herkömmlichem Barockmodell, hat eine extreme Sitzkurve. Hier wird der Reiter stark im Sattel fixiert. © www.slawik.com, Lothar Lenz

Liegt der Schwerpunkt zu weit hinten, hat der Reiter Schwierigkeiten, seinen Sitz korrekt auszubalancieren, die Beine wandern nach vorne, ein Stuhlsitz ist die Folge. In dieser Position kann man nicht mehr locker dem Bewegungsablauf des Pferdes folgen und gerät meist hinter die Bewegung. Zudem wird der Pferderücken im weniger tragfähigen Lendenwirbelbereich überbelastet. Das Pferd verspannt sich, drückt den Rücken weg. Nicht selten entstehen tiefe Kuhlen auf dem Pferderücken, der übermäßige Druck lässt die Muskulatur atrophieren.

Angesichts der angeführten Probleme wird schnell klar: Nur wenn der Tiefpunkt korrekt liegt, kann sich der Reiter ohne übermäßige Kraftanstrengung korrekt auf dem Pferderücken ausbalancieren und richtig einwirken. Dann wird auch das Reitergewicht optimal verteilt und eine Überbelastung vermieden. „Ideal sind Sättel, die vom tiefsten Punkt nicht gleich bogenförmig nach oben gehen, sondern noch ein Stück gerade verlaufen, so dass das Becken frei schwingen kann,“ analysiert Dr. Josef Kastner, Spezialist für Biomechanik und Bewegungsanalyse.

Die richtige Sitzgröße

Die Sitzgröße oder auch -länge ergibt sich aus dem Abstand zwischen Vorder- und Hinterzwiesel sowie der Ausformung der Sitzmulde. Die Sitzgröße wird in Zoll angegeben und liegt bei Englischsätteln meist zwischen 16 und 18,5 Zoll. Bei Westernsätteln werden andere Messpunkte angewandt, wodurch die Maßangaben deutlich differieren. So entspricht ein 15,5-Zoll-Westernsattel einem Englischsattel mit einer 17-Zoll-Sattelfläche. Welche Sitzgröße die richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Von Länge und Breite des Gesäßes, von Umfang und Länge der Oberschenkel und vom Schnitt des Sattels.

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Diese Sitzfläche ist eindeutig zu klein. Wer sich so in den Sattel klemmt, behindert die eigene Beweglichkeit massiv und schadet damit nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Pferd. © Lothar Lenz

„Bei meinen Kursen sehe ich häufig, dass Reiter in zu kleinen Sätteln sitzen. In einem solchen Fall wird der Sattel zu weit hinten belastet, der Schwerpunkt verlagert sich zurück, die Kissen werden in diesem Bereich stärker zusammengedrückt. Dadurch verlagert sich der Schwerpunkt noch weiter nach hinten. So geht der Druck, den der Reiter im Sattel ausübt nicht senkrecht in das Pferd hinein, sondern wird nach hinten in die sogenannte ,Nierenpartie‘ abgeleitet. Wird dieser Bereich zusätzlich belastet, fällt es dem Pferd besonders schwer, den Rücken richtig aufzuwölben, und es verliert an Gang“, erklärt O’Brien die Auswirkungen.

Zusätzlich klemmt ein zu kleiner Sitz den Reiter ein, das Becken wird blockiert, es kann nicht mehr locker in der Bewegung mitschwingen. Wird die Pufferwirkung des Beckens behindert, knallt der Reiter dem Pferd bei jedem Tritt in den Rücken. Während sich der Anfänger in einem Sattel mit kleiner Sitzfläche oft sicherer fühlt, benötigt der fortgeschrittene Reiter zunehmend mehr Bewegungsfreiheit, um auch bei voranschreitender Ausbildung des Pferdes korrekt einwirken zu können.

Ein zu großer Sattel ist damit wahrscheinlich das geringere Übel. Trotzdem ist auch diese Variante nicht optimal, denn sie verleitet den Reiter dazu, sich mit den Oberschenkeln festzuhalten. Der Sitz wird krampfig und eine feine Hilfengebung erschwert.

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Liegt der Schwerpunkt des Sattels zu weit hinten, wird der weniger tragfähige Lendenwirbelbereich des Pferdes überlastet, das Pferd hat deutlich größere Schwierigkeiten den Rücken wie gewünscht aufzuwölben. © www.slawik.com

Die Oberschenkellage darf nicht zu steil sein und sollte einen Winkel von 15 Grad nicht unterschreiten, da sonst das Becken nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten kann. Die Beweglichkeit der Hüfte ist dann in der Streckung stark eingeschränkt.

Ob die Sitzfläche die richtige Größe hat, stellen Sie fest, wenn im Vollsitz zwischen Gesäß und Sattelkranz noch etwa eine Handbreit Platz hat. Das Becken muss ungehindert nach vorne und hinten abgekippt werden können.

Aber Vorsicht: Verlassen Sie sich nicht auf eine einmal festgestellte Sitzgröße, denn verschiedene Hersteller messen die Länge der Sitzfläche bisweilen unterschiedlich. Durch ungleiche Messverfahren können die angegebenen Werte um bis zu zwei Sitzgrößen variieren. Deshalb sollten Sie unbedingt immer probesitzen, bevor Sie einen Sattel kaufen!

Zu tief ist auch nicht gut

Jede Sitzfläche wird von einem Vorder- und einem Hinterzwiesel eingerahmt, Ausformung, Breite und Höhe können jedoch stark variieren. Die flachsten Vorder- und Hinterzwiesel sind bei Gangpferdesätteln zu finden, besonders steile und hohe Ausformungen findet man beispielsweise bei Camarguesätteln.

Während Sättel mit flachen Zwieseln dem Reiter mehr Spielraum bieten, rahmen hohe Zwiesel den Reitersitz stark ein, was vielen ReiterInnen zwar ein angenehmes Sicherheitsgefühl gibt, aber wenig Spielraum für das Becken lässt.

Waren früher vor allem Flachsättel in Gebrauch, sind heute insbesondere bei Dressursätteln Tiefsitzer gefragt. Sie sollen dem Reiter das Gefühl geben, besonders nah am – oder besser im – Pferd zu sitzen und selbst bei Pferden mit exaltierten Gängen einen ruhigen Sitz verleihen.

Trotz der Vorteile muss man bei der Auswahl besondere Sorgfalt walten lassen. Ist die Winkelung der Zwiesel zu steil, wird der Reiter zu sehr in den Sattel gepresst, fällt ins Hohlkreuz, das Becken blockiert und kann der Bewegung des Pferdes nicht mehr geschmeidig folgen. Ist der Reiter derart fixiert, sind Rückenschmerzen vorprogrammiert. Nicht nur beim Pferd, sondern auch beim Menschen. „Sättel mit sehr hohem Sattelefter sind durchaus mit Vorsicht zu genießen. Unsere Tests in diese Richtung haben gezeigt, dass die Nachteile die Vorteile überwiegen. Ein solcher Sattel kann bei einem Sturz ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellen, weil der Reiter mitunter nicht so schnell aus dem Sattel und damit weg vom Pferd kommt“, erläutert Karl Niedersüß, Inhaber der Österreichischen Traditionssattlerei, die Probleme, die ein zu tiefer Sitz mit sich bringen kann. Ein Grund von mehreren, warum im Hause Niedersüß derartige Sättel nicht produziert werden.

Pauschen – Segen oder Fluch?

Pauschen, die auf dem Ober- oder Unterblatt des Sattels angebracht werden können, sollen dem Reiter unterstützenden Halt für die gewünschte Knie- und Beinlage bieten. „Vor allem im Behindertenreiten versucht man sehr instabilen Rücken durch spezielle Sattelformen mehr Halt zu geben. Gleichzeitiger Effekt ist dabei allerdings immer, dass dadurch die Bewegungsfreiheit im Sattel nicht mehr gegeben ist. Das ist im Schritt zwar wenig problematisch, doch im Trab oder Galopp werden die Ausgleichsbewegungen in der Hüfte verhindert“, erklärt Sitzexperte Dr. Josef Kastner.

Mittlerweile gibt es eine breite Auswahl an Pauschen unterschiedlicher Stärke, die vor, teilweise aber auch hinter dem Reiterbein fixiert werden können. Viele Reiter sind begeisterte Pauschen-Anhänger, weil sie ihnen das Gefühl vermitteln, ruhiger zu sitzen.

So sehr Pauschen durchaus hilfreich sein können, werden sie nicht selten missbraucht, Sitzschwächen mechanisch beizukommen. Doch anstatt den Reiter positiv zu unterstützen, wird dieser von der orthopädischen Sitzhilfe eingeklemmt und in seiner Bewegung stark eingeschränkt.

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Große Formpauschen können den Reitersitz zwar stabilisieren, schränken dabei aber auch häufig die Bewegungsfreiheit ein. © fotolia.com

Was auf den ersten Blick ein ruhiger Sitz zu sein scheint, ist in Wirklichkeit das genaue Gegenteil: Der menschliche Körper kann die Bewegungen des Pferdes nicht mehr weich abfedern. Zwar hat der Reiter das Gefühl ruhig zu sitzen, doch das Becken ist unflexibel und leitet alle Stöße ungefedert in seinen Rücken und jenen des Pferdes weiter. Echte Balance erreicht man nicht durch eine erzwungene Ruhehaltung, sondern nur dann, wenn sich der Reiter im Sattel frei bewegen und den Bewegungen des Pferdes geschmeidig folgen kann.

„Auf meinen Kursen gebe ich häufig Sitzkorrekturen, die den Reitern zeigen, wie viel besser es sich anfühlt, frei und uneingeklemmt auf dem Pferd zu sitzen. Viele sind dann so erstaunt und begeistert von der Tatsache, wie einfach es plötzlich ist, den richtigen Sitz zu finden, ohne dabei festgehalten zu werden, und wie sich gleichzeitig die Einwirkung und damit die Losgelassenheit des Pferdes verbessert, dass sie sich gleich noch vor Ort die Pauschen von ihren Sättel abmontieren lassen,“ erzählt Desmond O’Brien von seinen Erfahrungen.

Auf die Frage, warum heute vor allem Sättel mit tiefem Sitz und großen Pauschen derart große Beliebtheit erfahren, analysiert Dietmar Kulczycki von König Pferd: „Das liegt hauptsächlich an der mangelhaften Ausbildung des losgelassenen geschmeidigen Sitzes. Früher waren die Reiteleven jahrelang für die Sitzschulung an der Longe. Zum anderen sind aber auch besonders die Warmblutpferde aufgrund der immer aufwändigeren Bewegungen anspruchsvoller zu reiten.“

Die Entscheidung für einen Sattel mit oder ohne Pauschen muss jeder Reiter individuell fällen und selbst herausfinden, wie viel Pausche dem eigenen Sitz zuträglich ist ohne zu sehr zu fixieren. Dabei ist vor allem auch auf die jeweilige Bügellänge zu achten. Oberschenkellänge und Knielage und -winkelung geben Lage und Form der Pauschen vor – nicht umgekehrt!

Die Sitzbreite

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Manche Dressursättel verlangen einen extrem gestreckten Sitz. Wird der Bügel etwas kürzer geschnallt, verändert sich dabei die Winkelung des Oberschenkels und die Reiterknie geraten leicht über das Sattelblatt. © fotolia.com

Die Sitzbreite des Sattels wird vor allem durch die Pferderückenform geprägt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass man auf einem schmalen, blütigen Pferdetyp weniger stark gespreizt zum Sitzen kommt als auf einem Kaltblut mit breitem Rippenbogen.

Doch auch der Sattel kann darauf Einfluss nehmen. So wird die Winkelung des Sitzprofils umso schmaler, je höher sich die Position über dem Pferderücken befindet. Je breiter der Sitz, desto mehr verteilt sich das Gewicht des Reiters auf dessen Oberschenkel. „Trotzdem sollten die Oberschenkel nicht zu weit abgespreizt werden, denn dann werden sie automatisch nach vorne geschoben, woraus sich meist ein Stuhlsitz ergibt. Bei den heute üblichen Sportsätteln ist dieses Problem eigentlich kaum noch vorhanden, doch bei manchen Westernsätteln ist Vorsicht geboten“, erläutert Dr. Kastner. „Zu schmal darf der Sattel aber natürlich auch nicht sein, für die Gesäßknochen muss genügend Auflagefläche vorhanden sein“, erklärt er weiter.

Bei zu schmalem Sitz werden die Sitzbeinhöcker und der Schambereich deutlich stärker belastet, was vor allem bei Frauen zu Wundreiten führen kann. Um diesem Problem vorzubeugen, haben mache Hersteller spezielle „Amazonensättel“ kreiert, die durch Aussparungen in der Sitzfläche mehr Komfort für die weibliche Anatomie bieten sollen. „Das ist ein Trend, der in Zukunft noch stärker Beachtung finden wird, seit sich die Hersteller bewusst geworden sind, dass die Beckenanatomie von Frauen und Männern doch differiert“, ist sich Sattelspezialist Kulczycki sicher. „Deshalb gibt es mittlerweile eigene Dressur- und Springsättel für Frauen, die den speziellen Gegebenheiten des weiblichen Beckens, der Beine und der Wirbelsäule Rechnung tragen. Schließlich werden die meisten Sättel hauptsächlich für Männerbecken gemacht, was sich historisch begründen lässt."

Steigbügelaufhängung

Die Steigbügelaufhängung sollte aus Sicherheitsgründen fest im Sattelbaum integriert sein. Ist sie tief im Baum versenkt und wird das darüberliegende Leder ausgespart, werden unnötige Wölbungen vermieden, die am Reiterbein unangenehm drücken oder schmerzhaft reiben können.

Für den korrekten Reitersitz spielt die Position der Steigbügelaufhängung eine wichtige Rolle. Sie liegt im Idealfall etwas vor dem tiefsten Punkt der Sitzfläche, damit das Bein korrekt eingerichtet werden kann. Häufig kommt es vor, dass – insbesondere bei Westernsätteln – die Steigbügelaufhängung viel zu weit vorne angebracht ist. Dadurch wird das Reiterbein nach vorne gezogen, nur mit einer gehörigen Portion Kraftanwendung kann es in der richtigen Position gehalten werden. Deshalb fällt der Reiter mit der Zeit unweigerlich in den Stuhlsitz. Ist die Steigbügelaufhängung zu weit hinten, passiert das genaue Gegenteil, der Reiter gerät aus der Balance und fällt mit dem Oberkörper nach vorne und damit in den Spaltsitz.

Die Qual der Wahl

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Sitzprofi Dr. Josef Kastern betont bei seinen Seminaren immer wieder, wie ungeheuer wichtig ein passender Sattel für den geschmeidigen Reitersitz ist. © Privat

„Das Angebot wird immer breiter, die Sättel spezialisierter. Das ist grundsätzlich gut, doch es erschwert auch die Chance den Richtigen auszuwählen. Heute kann man keinen Sattel mehr auf gut Glück im Internet, auf Messen oder nur über den Ladentisch kaufen. Käufe nach dem Motto „der Sattel hat dem Friesen meiner Freundin auch gepasst – und ich habe ja auch einen Friesen“ bringen oft nicht das gewünschte Ergebnis. Immer besser ausgebildete Experten können dagegen bei der Auswahl des richtigen Sattels professionell helfen“, ist Dietmar Kulczycki überzeugt.

„Wer vor der Kaufentscheidung eines neuen Sattel steht, sollte sich von der gesamten Auswahl die beiden Sättel nehmen, die dem Pferd am besten passen, und beide probesitzen und -reiten. Und den, in dem man sich wohl und zu Hause fühlt, den sollte man nehmen“, rät Desmond O’Brien.  

Passt der Sattel?

Um festzustellen, ob Ihnen ein Sattel wirklich passt, sollten Sie ihn in allen Gangarten mit montierten Steigbügeln probereiten. Der Sattel soll Sie automatisch richtig hinsetzen, d. h. die Beine müssen locker und ohne Kraftanstrengung in die Schulter-Sitzbein-Absatz-Vertikale fallen. Sie werden weder in einen Stuhl- noch in einen Spaltsitz gedrängt. Eventuell vorhandene Pauschen dürfen den Sitz nicht behindern, die Knie sollen nicht über die Pauschen rutschen.