Autoreinigung

Ran an den Dreck: So werden Reiterautos sauber – und bleiben es auch!

Ein Artikel von Andreas Haude | 18.01.2023 - 14:06
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Vertrauter Anblick: Reiterautos müssen viel schlucken und sind meist alles andere als porentief rein.
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Den Pferdeanhänger von Sand, nasser und verdreckter Einstreu und Pferdeäpfeln nach der Benutzung zu befreien, das ist für die meisten Reiterinnen und Reiter ganz selbstverständlich. Immerhin trägt ein sauberer Anhänger zum Wohlbefinden und zur Gesundheit des Pferdes bei, zum anderen dient die Pflege auch dem Werterhalt des Fahrzeugs. Beim eigenen Auto sieht es mit der Pflege meist ganz anders aus. In Windeseile sammeln sich in dessen Innenraum Sand und Erdkrumen auf dem Boden, sowie Pferdehaare und anderer Schmutz auf den Polstern. Zusätzlich liegen mit Matschresten und Stroh behaftete Reitstiefel im Fußraum, die schmuddelige Reithose auf der Rückbank, und sonstige Utensilien wie Pferdedecken, Halfter, Striegel oder Bürsten verteilen sich lose im Laderaum. Es gibt wohl kaum Reiter:innen, die ein solches Szenario nicht kennen. Und, Hand aufs Herz, die meisten drücken mehr als ein Auge zu und arrangieren sich mit diesem Chaos. Dabei ist ein sauberes Reiterauto gar kein Mirakel.

Ausräumen und saugen

Damit angesammelter Dreck nicht tief in Polster und Teppich hineingerieben wird, sich dort festsetzt und so dauerhaft unschöne Spuren auf den Oberflächen hinterlässt, empfehlen Reinigungsprofis wie Markus Herrmann, Präsident des in Bonn ansässigen Bundesverbands Fahrzeugaufbereitung, den Wageninnenraum wenigstens einmal monatlich zu säubern und gründlich zu saugen. Vorher sollte man sämtliche Gegenstände aus dem Auto entfernen. Das schließt alle Fächer und Ablagen sowie den Kofferraum und einen eventuellen zweiten Ladeboden mit ein. Positiver Nebeneffekt: So schafft man Ordnung, denn hinterher zurückgeräumt wird nur, was man wirklich braucht. Auch alle Fuß- und eventuelle Kofferraummatten werden herausgenommen, gründlich ausgeklopft und anschließend abgesaugt.

Ebenfalls gründlich gesaugt werden alle Polster, der Fußboden und der Laderaum. Herrmanns Trick für lästige, weil fest haftende Tierhaare im Innenraum: ein simpler Gummi-Haushaltshandschuh. „Damit zieht man die Haare aus Polstern und dem Teppich raus, weil sie gut am Gummi anhaften.“ Der Sauger sollte direkt hinter dem Handschuh geführt werden, damit die Haare sich nicht gleich wieder irgendwo festsetzen. Bei besonders hartnäckig anhaftenden Pferde- oder Hundehaaren können eine Fusselbürste, eine Fusselrolle oder auch starkes Klebeband helfen. Dieses einfach mit der Klebeseite nach außen um die Hand wickeln und die betroffenen Stellen bearbeiten.

Um beim Saugen in alle Ecken und Ritzen zu gelangen, ist ein langer, dünner Düsenaufsatz unabdingbar. Ein Bürstenaufsatz hilft, Kratzer beim Absaugen von Cockpit, Lüftungsdüsen und sonstigen Armaturen zu vermeiden. Deren Kunststoffoberflächen sollten zuätzlich nur mit einem feuchten Lappen abgewischt werden, denn manche Reinigungsmittel können bei ihnen zu Eintrübungen führen.

Bürsten, entfusseln, feucht reinigen

Wenn es nicht ausreicht, die Textilflächen zu saugen, weil beispielsweise Pferdetalg anhaftet oder der Schmutz bereits tiefer sitzt, sollten sie laut Herrmann am besten gebürstet und gestriegelt werden: „Um Polster auf Dauer nicht zu beschädigen, empfehle ich dafür hochwertige Bürsten mit geschliffenen oder abgerundeten Kunststoffborsten oder mit Naturborsten.“

Alternativ könne man auch Gummibürsten verwenden. So angelöste Partikel werden anschließend ebenfalls weggesaugt. Wichtig ist dabei, eventuell feuchten Schmutz vor dem Bürsten erst trocknen zu lassen, weil man ihn ansonsten nur reinreibt.

Sind nach dem Absaugen noch Flecken vorhanden, kann man sie mit tiefenwirksamen Reinigern einsprühen. Anschließend wird der Schaum mit einer Bürste, einem Schwamm oder einem Lappen in Polster oder Teppich einmassiert und nach wenigen Minuten Einwirkzeit mit einem Nass-Trockensauger abgesaugt.

Einfacher ist die ganze Prozedur mit einem sogenannten Waschsauger: Er versprüht das Reinigungsmittel als feinen Nebel und saugt die Flüssigkeit samt Dreck direkt wieder auf. Wer kein solches Gerät zur Hand hat, kann es sich zum Beispiel in Baumärkten leihen. Bei der Verwendung von Schaumreinigern sollte man jeweils den gesamten Sitz bearbeiten, weil sonst zwischen behandelten und unbehandelten Flächen Farbunterschiede auftreten können. Ebenfalls wichtig: Nach einer feuchten Reinigung muss die mitentfernte Imprägnierung erneuert werden, um so die textilen Oberflächen wieder zu versiegeln und sie besser vor neuerlichen Verschmutzungen zu schützen. Und in jedem Fall muss der Innenraum gut durchlüftet und getrocknet werden, um Schimmelbildung vorzubeugen.

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Gegen Mief im Reiterauto hilft meist schon eine gründliche Reinigung und die Beseitigung des Geruchsauslösers. Auch Hausmittel wie Kaffe und Natron leisten gute Dienste. Hilft das alles nichts, kann eine Ozonbehandlung beim Profi nötig sein.
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Profibehandlung gegen Gerüche

Sollte es selbst nach solch einer gründlichen Reinigung im Auto immer noch unangenehm riechen, kann eine Ozonbehandlung helfen. „Sie ist aber nur dann sinnvoll und wirksam, wenn zuvor der Geruchsherd wie Reste von Pferdedung oder eingetrocknete Flüssigkeiten praktisch vollständig entfernt wurden“, betont Gerry Holzweber, Geschäftsführer von Gerry Holzweber Autoreinigung „Beauty for your Beast“ in Wien. Denn der Schmutz stelle weiterhin einen Nährboden für Bakterien dar, die letztlich für die Geruchsbildung verantwortlich seien.

Bis diese Bakterien zerstört sind, dauert es etwas länger: mindestens eine bis zwei und manchmal sogar bis zu 24 Stunden. Für die Behandlung wird ein spezieller Generator ins Auto gestellt, der den Innenraum mit Ozon benebelt. Das reagiert sowohl mit tief im Wagen sitzenden Geruchsmolekülen als auch mit Bakterien, Keimen, Mikroorganismen, Pilzsporen sowie Schimmel- und Hefekulturen, eliminiert so Gerüche und zerfällt danach in harmlose Sauerstoffmoleküle. Eine für SUVs oder Geländewagen in der Regel ausreichende ein- bis zweistündige Ozonbehandlung gibt es laut Holzweber ab 59 Euro. Intensivere oder mehrmalige Behandlungen kosten zwischen 195 und 329 Euro.

Wer es gern preiswerter oder weniger aufwändig hat, kann auch zu bewährten Hausmitteln greifen, um unangenehme Gerüche zu vertreiben: Ein luftdurchlässiges Stoffsäckchen, das mit einigen Esslöffeln Natron und optional ein paar Tropfen duftenden ätherischen Öls befüllt wird, nimmt schlechte Gerüche auf, statt sie nur mit anderen Duftstoffen zu überdecken. Als besonders wirksam bei buttersäurehaltigen Gerüchen wie verschütteter Milch oder auch Erbrochenem hat sich Kaffeemehl erwiesen. Frisch gemahlener Kaffee kann ebenso wie die Natronmischung in einem Duftsäckchen im Auto platziert oder einfach in einem offenen Gefäß ins Fahrzeug gestellt werden.
 

Schmutz vorbeugen mit Schonbezügen, Auskleidungen und Boxen

Um es gar nicht erst dazu kommen zu lassen, dass Polster und Teppich stark verschmutzen, kann man natürlich vorsorgen. Schonbezüge für die Vordersitze, eine Decke für die Rückbank sowie Fußmatten aus Gummi anstatt aus Textil sind zwar nicht unbedingt hübsch anzusehen, helfen aber. Aber auch sie müssen einigermaßen regelmäßig ausgeschüttelt, abgesaugt oder gewaschen bzw. nass abgewischt werden, wenn sich anhaftender Schmutz nicht verteilen soll.

Darüber hinaus sind für die Koffer- und Laderäume aller gängigen Automodelle passgenaue Auskleidungen oder Gummiwannen zu haben, entweder im Zubehörhandel oder direkt bei den Herstellern. Sie verhindern, dass Schmutz unmittelbar auf den Ladeboden und in die Ritzen gelangt. Selbst nasse oder matschverschmierte Reit- oder Gummistiefel können so dem Innenraum nichts anhaben.

Noch besser sind verschließbare Plastikboxen, die nicht nur den Dreck auffangen, sondern zusätzlich Gerüche zurückhalten und obendrein im Auto für Ordnung sorgen, weil in ihnen wichtige Reiterutensilien wie Decken, Halfter, Striegel oder auch Pelletsäcke Platz finden.