Schmutzige Pferdedecken sind nicht nur unansehnlich und eine Beleidigung für die Nase, sie sind auch in ihrer Funktion beeinträchtigt und damit ein Gesundheitsrisiko für ihre Träger. Expert:innen... Mehr lesen ...
Markus Medick, Gründer der Ridcon GmbH, widmet sich seit drei Jahrzehnten der Entwicklung und Herstellung idealer Böden für den Reitsport. Vom Unterbau bis zur Tretschicht, von der Sandgewinnung bis zur täglichen Reitbahnpflege: Im Interview erklärt er, worauf es ankommt, und wie die Zukunft der Reitböden aussehen könnte.
Herr Medick, welche Trends gibt es aktuell bei den Reitböden?
Seit etwa drei, vier Jahren gibt es bei den „normalen“ Reitplätzen jenseits des Profi-Sports einen ganz starken Trend weg von künstlichen Zuschlagstoffen. Das hat natürlich mit der Umweltverträglichkeit und der Entsorgung zu tun: Was passiert mit den Böden, wenn sie einmal nicht mehr am Reitplatz liegen? Früher hat das niemanden interessiert, aber jetzt achten die Ämter darauf. Den alten Reitboden einfach irgendwo unterzupflügen, das kann man heute nicht mehr machen. Außerdem gelangen die Kunststoffpartikel ja bei jedem Abmisten oder im Außenbereich durch Wind und Wetter in die Umwelt, und auch in die Atemluft, wenn der Boden nicht ordentlich gewässert wird. Fast jeder Hersteller von Reitböden beschäftigt sich momentan mit diesem Thema, es wird fieberhaft nach Alternativen zum Kunststoff gesucht.
Wie können solche kunststofffreien Mischungen aussehen?
Statt auf die künstlichen Vliese oder Fasern setzen wir bei Ridcon aktuell auf abgestufte Sandmischungen mit entsprechenden Kornformen. Das sind Mischungen aus Sanden verschiedener Korngrößen, ganz individuell abgestimmt für die jeweilige Nutzung und die Pflegemöglichkeit, die die Kunden haben. Diese Mischungen kommen in Hinblick auf die Elastizität, Scher- und Standfestigkeit an die künstlichen heran, aber die Herstellung ist viel aufwändiger und erfordert sehr viel Know-how. Die Sande müssen nach dem Abbau gesiebt und nach Korngrößen getrennt werden – dann kann man sie später genau in der Zusammensetzung mischen, die man braucht. Das ist sehr aufwändig und daher natürlich teuer.
Das heißt, günstigen Sand aus der nächsten Sandgrube auf den Reitplatz zu kippen, macht auf Dauer nicht glücklich?
Ob man mit diesem Sand glücklich wird oder nicht, merkt man bereits in den ersten Wochen. Hat man viel Glück, funktioniert der Natursand sehr gut. In vielen Fällen jedoch nicht. Selbst wenn mein Nachbar so einen Natursand hat, der gute Dienste leistet, kann es sein, dass die nächste Ladung Sand aus derselben Grube bei mir nicht funktioniert, weil dieser vielleicht zwei Meter tiefer abgebaut wurde. Sand ist ja ein Naturprodukt, daher kann man nie wissen, welche Körnung man bekommt. Vlies, Fasern, Sandgel oder ähnliches zuzumischen, um die Eigenschaften anzupassen, ist da die einfachste Lösung gewesen.
Wie wird so eine neue Mischung denn entwickelt, welche Forschung steckt dahinter?
Es steckt viel Forschung dahinter! Einerseits wird im Labor gearbeitet, aber wichtiger sind die praktischen Tests. Dafür braucht man zumindest einige Hundert Quadratmeter, auf denen man die neue Mischung aufbringt und dann über einige Saisonen testet. Deshalb dauert die Entwicklung so lange! Wir haben aktuell nach einer zweijährigen Testphase ganz vielversprechende Ansätze, aber darüber verrate ich noch nichts (lacht). Unsere Ansprüche sind ja auch hoch: Wenn ich eine Tretschicht beim Kunden aufbringe, dann muss die hundertprozentig passen. Müssten wir diese 100 oder 150 Tonnen Sand wieder abholen und entsorgen, weil der Kunde nicht zufrieden ist, dann würde das sehr teuer.
Ausschlaggebend ist auch der Unterbau des Bodens. Wo ist da der neueste Stand der Technik?
Für mich sind Reitplatzgitter da optimal. Unser Reitplatzgitter ProGrid 40 Evolution ist elastisch und erspart dem Kunden damit einige Zentimeter Tretschicht. Zusätzlich schützt es den Unterbau des Bodens, weil es die aufprallenden Kräfte verteilt. Hat man kein Gitter und zu wenig Tretschicht, dann kommen die Pferde irgendwann auf den Untergrund durch, besonders wenn man sie auch mal freilaufen und scharren lässt, und die Steine gelangen in die Tretschicht! Natürlich sind diese Gitter nicht billig, aber sie zahlen sich allemal aus. Auch dann, wenn die Tretschicht getauscht werden muss: Das Gitter hält den Radlader problemlos aus, man kann einfach in die Bahn fahren und den Sand rausschieben. Ohne Gitter muss man den Unterbau danach immer aufwändig wieder stabilisieren
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Das gesamte Interview zum Thema Reitplatzboden lesen Sie in der Juniausgabe der Pferderevue. Welche Themen Sie in diesem Heft außerdem erwarten, erfahren Sie hier.
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