Der Matschpaddock wird zum sich Wälzen genutzt, auch in der Box oder im Unterstand legt sich das Pferd mit Decke hin – gerne auch mal in den frischen Haufen Pferdeäpfel. Es sind also nicht nur unterschiedliche Wetterbedingungen, mit denen Stall- und Outdoordecken fertigwerden müssen. Wie schnell die Decke von außen verschmutzt, hat genauso einen Einfluss darauf, wie oft die Decke gewaschen werden sollte, wie das Pferd mit seinem individuellen Stoffwechsel: Schwitzt es sehr nach oder produziert seine Haut viel Talg, kann häufigeres Waschen auch mitten im Winter nötig sein.
Theresia Thek, Geschäftsführerin der EQUI-THEK Reitsport in Baden, die auch einen Waschservice für Pferdedecken, Schabracken sowie Sattelgurte, Gamaschen und Lammfellpads anbietet, antwortet auf die Frage, wie oft man eine Decke oder Sattelunterlage waschen sollte, dass dies in erster Linie vom persönlichen Hygienebewusstsein abhängt: „Manche Kunden wechseln die Sattelunterlagen täglich, manche erst, wenn diese vor Schmutz und Schweiß schon von selbst stehen. Ich persönlich möchte meine Sachen gerne recht sauber haben und wechsle die Satteldecken nach zwei- bis dreimaliger Verwendung und die Pferdedecken je nach Verschmutzungsgrad alle drei bis vier Wochen.“
Die Waschfrequenz ist aber nicht nur eine Frage des Hygienebewusstseins, sondern auch eine der Funktion: Schweiß, Staub und Schmutz bilden Verkrustungen, die die Klimaporen der Textilien verstopfen. Regelmäßige Reinigung und Pflege dienen somit auch dem Funktions- und Werterhalt der oftmals teuren Decken und sind ein wirksamer Schutz vor Krankheiten. Denn überall dort, wo das Pferd schwitzt, kann Hautpilz entstehen.
Reitsportgroßhändler Günter Keglovits, der unter anderem die Marken Bucas und Christ führt, wäscht in der Regel seine Decken während der Wintersaison einmal und dann am Schluss, bevor sie den Sommer über eingelagert werden. „Jeder Waschgang setzt den Fasern zu. Deshalb sollte man zwar so oft wie nötig waschen, aber unnötige Waschgänge vermeiden.“ Er selbst gibt seine Pferdedecken zum Waschen zum Profi und empfiehlt dies auch seinen Kunden: „Dann kann ich sicher sein, dass alles richtig gemacht wird.“
Aber auch wenn man die Decken zur Reinigung außer Haus gibt, sollte man sie optimal darauf vorbereiten, indem man den gröbsten Schmutz und Haare entfernt. „Für die Außenseite der Decke benutze ich eine grobe Bürste, beispielsweise eine, die man auch für Hufe nehmen kann.“ Bei der Innenseite unterscheidet er je nach Futter der Decke, wie er die Haare oder talgige Stellen entfernt: „Für Nylonfutter nehme ich ebenfalls eine recht grobe Bürste, denn das Material ist unempfindlich. Bei Fleecefutter benutze ich am liebsten eine antistatische Bürste, die nicht zu weich, aber auch nicht zu hart sein darf.“
Das Entfernen von grobem Schmutz und Haaren ist vor allem bei stark verschmutzten Decken essenziell, sonst kann es passieren, dass die Flusensiebe schon während des ersten Waschgangs dicht machen. Das ruiniert auf Dauer nicht nur die Maschine, die Decke wird auch nicht sauber.
Bei zu vielen Haaren empfiehlt auch Thek, die Decken vor dem Waschen abzusaugen oder abzubürsten. „Ich weiß von Kunden, die ihre Decken außen auch mit dem Hochdruckreiniger abspritzen. Aber das Material wird dann schon sehr beansprucht“, sagt sie und ergänzt: „Glatte Innenmaterialien helfen, dass sich nicht so viele Haare in der Decke halten können.“
Das Entfernen der Haare, für das viele auch einen Gummistriegel oder Gummihandschuh benutzen, ist vor allem deshalb wichtig, da „Decken, die innen sehr stark mit Haaren bedeckt sind, nach dem Waschvorgang die Haare innen und außen gleichmäßig verteilt haben“. EQUI-THEK behält sich wie die meisten Deckenwaschservices vor, Equipment zum Waschen abzulehnen. „Bis jetzt kam das noch nicht vor“, lacht Theresia Thek, „wir sind hart im Nehmen, wir ersuchen aber, tote Mäuse und ähnliches vorher zu entfernen.“
Der Waschgang und seine Tücken
Nicht nur die Vorbereitung auf die Wäsche kann eine Herausforderung sein, auch beim Waschen selbst kann man Fehler machen, wie Keglovits weiß: „Sind die Maschinen nicht groß genug, werden auch gut vorgereinigte Decken nicht richtig sauber. Wichtig ist zudem, die vom Hersteller angegebene Temperatur zu wählen, nicht viel darunter und keinesfalls darüber. Wer zu kalt wäscht, erzielt nicht das gewünschte Waschergebnis.“
Um das Material der Decke zu schonen, ist es laut Keglovits wichtig, die Verschlüsse während des Waschvorgangs zu schützen: „Klettverschlüsse sollte man alle schließen, und die Schnallen kann man in kleine Stofftüten stecken, die ein Bändchen mit Tunnelzug haben. Solche werden beispielsweise von Miele angeboten“, sagt Thomas Markl, Verkaufsleiter Miele Professional: „Diese werden über die Schnallen gezogen und können mitgewaschen werden.“ Wer keine solchen Säckchen hat, kann auch einfach ein Tuch um die Schnallen knoten.
Wer selber wäscht – etwa weil er kleinere Pferde oder Ponys hat oder eine Maschine, die groß genug ist –, sollte laut Keglovits darauf achten, die Schleuderzahl nicht zu hoch zu wählen, um das Material zu schonen – etwa mit einem Schonwaschgang. Die geeigneten milden Waschmittel zu verwenden, ist ebenfalls entscheidend. „Wir haben viel Arbeit in optimal zu den Stoffen passende Waschmittel gesteckt“, erklärt Bucas-Vertreter Keglovits.
Jörg Stegemann, Business Director Equestrian der Schweizer-Effax GmbH, betont ebenfalls, wie wichtig es ist, dass das Waschmittel optimal auf die verwendeten Fasern abgestimmt ist: „Haben Sie ein Produkt aus Synthetik wie Fleece oder Softshell, benötigen Sie ein anderes Mittel als bei Produkten mit einer Membran wie z. B. GORE-TEX.“ Seine spezielle Empfehlung für den Waschvorgang lautet, bei jeder Wäsche einen Hygienespüler, der Bakterien bekämpft, im Weichspülerfach mit beizufügen, da die üblichen Waschtemperaturen für Pferdedecken diese nicht ausreichend beseitigen.
Imprägnieren: In der Waschmaschine oder danach?
Darüber, ob man während des Waschvorgangs imprägnieren sollte, gehen die Meinungen auseinander. Keglovits lehnt dies ebenso ab, wie einen Weichspüler zu verwenden: „Beides hat einen ähnlichen Effekt, nämlich dass auch die Innenseite der Decke imprägniert wird, was dazu führt, dass diese Schweiß nicht mehr aufnimmt.“ Dies wiederum begünstigt die Vermehrung von Pilzen und fördert das Bakterienwachstum. „Auf Weichspüler reagieren viele Pferde außerdem allergisch mit Juckreiz oder Hautirritationen wie Pusteln“, hat Keglovits zudem beobachtet.
„Viele herkömmliche Imprägniermittel versiegeln einfach nur die Oberfläche und unterbinden damit die Atmungsaktivität der Membrantextilie“, erklärt Stegemann, dessen Firma einen anderen Weg verfolgt: „Unsere beiden im Waschgang verwendbaren Imprägnier-Spezialisten sorgen dafür, dass jede Faser einzeln umhüllt wird. Das bewirkt eine hohe und dabei faserschonende Imprägnierkraft, die auch bei Decken, die aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt sind, eingesetzt werden kann.“
Bei Weidedecken empfiehlt er deshalb ebenfalls die einwaschbaren Imprägnierungen anzuwenden, um das Pferd vor Regenwasser zu schützen. Keglovits hingegen setzt auf das nachträgliche Imprägnieren mit einem idealerweise vom Hersteller empfohlenen Mittel: „Wir verwenden heute ein Pumpspray“, erklärt Keglovits. Für eine Decke in Warmblutgröße empfiehlt er eine halbe Flasche, das entspricht 250 ml. Sein Extra-Tipp für Pferde, die mit Outdoordecken auf der Weide oder dem Paddock stehen und sich hier wälzen oder mit Decke scheuern, ist, die Decke zwischendurch ein weiteres Mal zu imprägnieren. „Das schließt die Fasern, die bei solchen Aktionen ihre Imprägnierung verlieren und hält die Decke länger dicht.“ Thek hat die Erfahrung gemacht, dass die Dichtheit von Paddockdecken selbst nach mehreren Wäschen erhalten bleibt, ohne dass neu imprägniert werden muss. „Allerdings kann die Membran der Pferdedecken durch Urin und Oberflächenverletzungen zerstört werden.“ Und dadurch leidet die Dichtheit.
Die Kunst des richtigen Trocknens
Auch der Trockenvorgang verdient einige Beachtung: Keglovits rät von Trocknern ab: „Hierbei können sowohl die Einfassungen eingehen als auch die Beschichtungen durch die Hitze leiden“, erklärt der Bucas-Profi. „Die Decke sollte zügig durchtrocknen, länger sich die Feuchtigkeit hält, umso mehr leidet das Waschergebnis.“ Aufs Lufttrocknen setzt aus diesen Gründen bei Decken auch die Firma EQUI-THEK.
Wer selber wäscht, sollte deshalb dafür sorgen, dass er einen Raum hat, in dem das Trocknen gut möglich ist, oder bei entsprechenden Witterungsbedingungen die Decke zügig draußen trocknen lassen. Für andere Ausrüstungsgegenstände aber kann man durchaus auch den Trockner nutzen. „Genau wie bei der Waschmaschine sollte man dabei aber darauf achten, dass die Geräte dafür geeignet sind“, erklärt Markl, „wie die Wasch- und Trockengeräte der Miele Gewerbemaschinen, die speziell auf die Textilarten der Reitsportartikel abgestimmt sind. Die Trockner haben dafür Spezialprogramme für Pferdedecken.“
Maschinen- und Waschservice
Wer waschen lässt, genießt in der Regel die Vorteile, über die professionelle Waschmaschinen verfügen – unter anderem ein spezielles Ablaufventil, das auch mit groben Verschmutzungen zurechtkommt, und eine „patentierte Schontrommel, deren wabenförmige Struktur beim Waschen einen Wasserfilm erzeugt, auf dem auch Reitsport-Zubehör leichter gleitet“, wie Markl erklärt.
Profi-Geräte für acht bis 32 Kilogramm Füllgewicht stehen inzwischen den Einstellern auch in etlichen größeren Betrieben zur Verfügung und können auch mit Wertmarken oder Münzen bedient werden. „Alle Geräte können mit Kassiergeräten mit Münzeinwurf, Wertmarken oder bargeldloser Zahlung ausgestattet werden, und der Preis ist individuell programmierbar“, erklärt Markl weiter. Ihm ist wichtig, dass die Profi- Waschmaschinen für die Reinigung von Sattelunterlagen und Pferdedecken mit Spezialprogrammen passend zum Reitsport ausgestattet sind: „Diese Programme können bei Bedarf vor Ort den unterschiedlichsten Anforderungen angepasst werden. Je nach Textilart kann ein 60-°C- bzw. 30-°C-Programm für die Hauptwäsche gewählt werden. Die Vorwäsche besteht aus zwei kalten Vorspülgängen, danach erfolgt eine Vorwäsche mit 40 °C bzw. 30 °C. Die Schleuderdrehzahlen sind im Bereich zwischen 300 und der gerätespezifischen maximalen Drehzahl in 100er-Schritten regelbar. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Drehzahl auf 0 U/Min. zu setzen. Ein spezielles Schonprogramm wurde zudem für Decken mit hohem Wollanteil entwickelt, und auch ein zusätzliches Imprägnierprogramm kann ausgewählt werden.“ Er empfiehlt bei der Nutzung einer solchen Maschine, alle Wasch- und Zusatzmittel über eine automatische Dosieranlage zuzuführen. „Hier wird immer das richtige Mittel in der richtigen Menge zur richtigen Zeit dosiert.“
Wer einen Waschservice nutzt, der sollte auf alle Fälle einrechnen, dass er mehr Zeit mit einer zweiten identischen Decke oder mit zwei dünneren Decken überbrücken muss, bis die Decke wieder zum Einsatz kommen kann. „Bei uns wird vor Ort gewaschen, dadurch sind die Decken nach wenigen Tagen wieder abholbereit“, sagt Thek, „und wir waschen das ganze Jahr über.“ Auch das ist nicht überall der Fall. Es lohnt sich also, diese Dinge rechtzeitig abzuklären. Lohnen können sich auch Sammelaktionen im Stall oder Verein und andere Rabatte wie Thek erklärt: „Sehr praktisch ist unsere Waschkarte für Dauerrabatt auch bei einzelnen Teilen. Bei Großmengen bieten wir zudem Abholung und Zustellung an, und auch Expresswäsche ist nach Absprache möglich.“
Praxistipps für Lammfell und mehr
Bei Satteldecken, Pads und Unterlagen aus Lammfell ist es laut Keglovits am wichtigsten, ein Lammfellwaschmittel und keinesfalls ein Wollwaschmittel zu verwenden: „Wollwaschmittel machen das Leder brüchig, man benötigt ein rückfettendes Waschmittel.“ Wer lange etwas von einem Ausrüstungsgegenstand aus Lammfell haben möchte, muss auf Qualität setzen: „Dann ist gewährleistet, dass Fell und Stoff zusammenpassen und sich nicht durch das Waschen so verändern, dass sie anschließend gegeneinander arbeiten. Das ist für den dämpfenden Effekt unter dem Sattel kontraproduktiv und kann für Reiter und Pferd richtig unangenehm sein, weil der Sattel anfängt, diese gegenläufigen Bewegungen mitzumachen.“
Vor dem Waschen kämmt er das Lammfell mit einer Zupfbürste aus dem Kleintierbedarf auf, um es vorzureinigen und Verfilzungen zu lösen. Auch Lammfell darf nur in den Trockner, wenn der Hersteller es auf dem Waschetikett erlaubt. Zudem sollte es nicht in der prallen Sonne, aber dennoch zügig durchtrocknen.
Bei Westernpads gilt seiner Ansicht nach: Je einfacher man die Pads, etwa durch Einschubtaschen, vor dem Waschen entleeren kann, umso besser kann man sie auch in einer geeigneten Maschine waschen.
Für weiße Turnierschabracken hat Thek noch einen Extra- Tipp: „Am besten nach jedem Turnier waschen lassen, damit die Verschmutzungen nicht so stark ins Gewebe eindringen können.“
Und Halsteile gibt Keglovits zum Waschen – genau wie Fliegendecken – am liebsten in ein Netz. Natürlich erst, wenn auch hier die Schnallen geschützt und möglicher Klett geschlossen wurde.