SICHER UNTERWEGS

Sicherheitscheck Pferdeanhänger: Was Sie vor der Fahrt überprüfen sollten

Ein Artikel von DI Romo Schmidt | 13.04.2022 - 17:22
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Nach einem gewissenhaften Sicherheitscheck können Pferd und Reiter:in beruhigt auf Reisen gehen.
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Das äußere Erscheinungsbild eines Pferdeanhängers sagt oftmals wenig über seine „inneren Werte“ aus. Doch wie überprüft man also das „Interieur“ des eigenen Hängers oder das eines geborgten? Was sind die potenziellen Gefahrenstellen?
 

Schlimme Unfälle

Immer wieder liest man in der Tages- und Fachpresse von tragischen Unglücken beladener Pferdehängergespanne. Dabei sind die meisten Unfälle auf Mängel am Fahrwerk (Bremsen, Reifen, Achsen, Zugvorrichtung) und im Hängerboden (Einbrechen der Hufe durch morsche Böden) zurückzuführen. Selten – dafür aber mit verheerenden Folgen – verursacht zum Beispiel ein durch Rostfraß gebrochener Achszapfen an der Radaufhängung das gefürchtete Schlingern des Hängers während der Fahrt, das im Extremfall zum Umkippen führen kann.

Häufiger schon sind platte Reifen, verursacht durch porösen Gummi oder zu niedrigen Luftdruck, die bei höheren Geschwindigkeiten das Gespann zum Schleudern bringen können. Defekte Auflaufbremsen haben längere Bremswege zur Folge, was speziell im Notfall entscheidende Meter kosten kann.
 

Sicherheits-Checks

Das Innenleben seines Pferdeanhängers sollte man regelmäßig auf Mängel oder Verschleißerscheinungen hin überprüfen. Dabei darf man sich nicht nur auf die Pickerl-Überprüfung verlassen, denn Hängerboden, Klappen, Einstiegsöffnungen, Verschlüsse sowie Seitenwände werden von den §57a-Prüfern meist – wenn überhaupt – nur oberflächlich in Augenschein genommen, weil man zum Teil gar nicht an diese herankommt. Der §57a-Prüfer müsste schon den gesamten Gummibelag eines Hängers herausnehmen, um den darunter befindlichen „nackten“ Hängerboden auf durchfaulte Stellen hin zu untersuchen. Dies wird aber in der Regel nicht durchgeführt.

Böden und Rampen

Während in neueren Hängern – vor allem den Vollpoly- und Aluminium-Pferdeanhängern – unverrottbare AluPlast- oder Alu-Böden aus miteinander fest verbundene Aluminium-Vierkantprofilen verwendet werden, bestehen die Böden älterer Hänger aus Siebdruckplatten, die auf dem Fahrwerksrahmen befestigt sind. Erste Mängel erscheinen in der Regel nach acht bis 14 Jahren, bei feuchtem Standort auch früher.

Um den Boden auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen, gehen Sie wie folgt vor: Legen Sie sich unter den Hänger und klopfen Sie den Boden mit einem Schraubenzieher an den Kanten ab. Dabei sollte die Platte fest und stabil sein, und es dürfen sich keine einzelnen morschen Holzstückchen lösen. Nicht nur bei einem neu erworbenen Gebrauchthänger sollte der Boden getestet werden, auch Ihr Hänger zu Hause braucht einen regelmäßigen Qualitätscheck.

Rampen bestehen ebenfalls aus Holz mit einem darüber aufgeklebten Gummibelag. Schlagspuren auf dem Gummi weisen auf eventuelle Schäden unter der Matte hin. Lässt sich die Rampe nur schwer schließen oder liegt sie geschlossen nicht plan zwischen den Seitenwänden, können der Hänger oder die Rampe verzogen sein. Durch schlechte Lagerung des Hängers mit offener Heckplane bzw. -klappe kann das Holz der Rampe rasch verrotten, da der Regen dort permanent herunterläuft. Daher sollte man Hänger stets auf einer befestigten Fläche abstellen, am besten unter Dach.

Tipps für ein langes und defektfreies Hängerleben

  • nicht auf einer Wiese lagern, am besten auf asphaltiertem Grund parken;
  • Handbremse in der Standzeit nicht anziehen, Unterlegkeile verwenden;
  • Hänger nicht zu lange stehen lassen, besser ab und zu fahren;
  • Auflaufeinrichtung ab und zu über den Schmiernippel schmieren.

Fahrwerk

Moderne Pferdeanhänger besitzen Längslenker- Konstruktionen oder Trapez-Sicherheits-Fahrwerke, ältere Hänger hingegen Wechselrahmen- oder Quer- und Längsträger-Fahrwerke. Allen gemein ist, dass ihre Einzelteile exakt aufeinander abgestimmt sind und schon das Versagen oder die Unregelmäßigkeit eines Bauteils das komplexe System des gesamten Fahrwerks stören und die Fahrsicherheit gefährden kann.

Der Rahmen ist der Teil des Fahrwerks, auf dem die Aufbauten befestigt sind. In der Regel ist er das am längsten haltbare Bauteil eines Pferdeanhängers. Erst ab etwa 20 Jahren und bei häufigem Gebrauch im Winter (Streusalz) können sich verrostete Bereiche bilden. Diese kann man nur entdecken, wenn man den Hänger von unten inspiziert und ihn auf Durchrosten hin überprüft.

Die meisten Zweipferdeanhänger besitzen zwei Achsen mit Einzelradaufhängung und Stoßdämpfung. Beschädigte Achsen kann nur der Fachmann überprüfen. Ist eine Achse defekt, muss eine neue eingebaut werden. Größte Gefahr geht auch vom Achszapfen aus. Ist er angebrochen – was zum Glück sehr selten vorkommt –, kann das Rad abreißen und der Hänger ins Schleudern oder Kippen geraten.

Viele Pferdeanhänger haben oft lange Standzeiten. Vor jeder Benutzung sollten daher die Reifen auf Beschädigungen, Überalterungen (Rissbildung) und den richtigen Luftdruck überprüft werden. Durch langes Stehen altern Reifen infolge unterschiedlicher Witterungseinflüsse genauso wie bei ständiger Nutzung, es zeigen sich Risse – oder die Luft entweicht. Deshalb sollte man Hängerreifen nach ca. sechs Jahren tauschen, auch wenn man wenig fährt und das Profil noch den Vorschriften entspricht. Das Reifenprofil eines Pferdeanhängers muss mindestens 1,6 mm aufweisen.
 

Zugvorrichtung/Bremsen

Das Bremssystem eines Pferdeanhängers besteht in der Regel aus Trommelbremsen und dem Auflaufdämpfer, einem Stoßdämpfer an der Anhängerkupplung. Beide müssen ab und zu gewartet werden, sonst kann der Auflaufdämpfer Schaden nehmen. In Trommelbremsen kann man nicht hineinschauen. Deshalb sollte man hin und wieder eine Testfahrt mit leerem Hänger durchführen und ruhig einmal deutlicher bremsen. Der Hänger sollte dabei gleichmäßig zum Stillstand kommen. Unruhige Bremsmanöver durch eine defekte Auflaufbremse können für Pferde zum Alptraum werden. Defekte Bremsen können übrigens für das Zugfahrzeug zur enormen Belastung werden, denn es muss dann die ganze Bremskraft aufbringen.

Bei älteren Hängern findet man häufig auch Mängel bei der Elektrik. Meist sind die Kontaktstifte des elektrischen Steckers beim Hänger bzw. die Öffnungen der Buchse am PKW angerostet oder mit Schmutz überzogen, so dass sie keinen elektrischen Strom mehr weiterleiten. Deshalb sollte man immer einen Kontaktspray mitführen, der zumindest provisorisch den Stromfluss aufrechterhält. Schließlich sollte man vor dem Verladen überprüfen, ob alle Sicherungsstifte an der Heckklappe, der Trennwand und den Sicherungsstangen da sind, das Heckrollo bzw. die obere Klappe funktionieren und alle Sicherungsgummis vorhanden sind.

Zwölf Regeln für sicheres Hängerfahren

  • Fahren Sie Ihr Pferd immer so, als wäre es das erste Mal!
  • Beachten Sie die höchstzulässige Anhängelast des Fahrzeugs und unterschätzen Sie das Gewicht der geladenen Pferde nicht.
  • Je schwerer das Zugfahrzeug, desto stabiler ist das Gespann (schwere Dinge ins Auto packen).
  • Sichtkontrolle des Hängers vor jeder Fahrt.
  • Sorgfältig ankuppeln und auf das Einrastgeräusch der Anhängekupplung achten.
  • Das Stützrad ganz hochziehen und so arretieren, dass es sich nicht selbsttätig lösen kann.
  • Bei einer abnehmbaren Anhängerkupplung das Bremssicherungsseil in die Abschleppöse des Autos hängen.
  • Lichter (Bremsen, Blinker, Rückfahrscheinwerfer) vor jeder Fahrt auf Funktion kontrollieren
  • Regelmäßig Reifendruck des Hängers prüfen, auch am Reserverad.
  • Nicht zu schnell (erlaubte Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h im Ortsgebiet, 70 km/h Freiland, 80 km/h Autobahn) und immer vorausschauend fahren.
  • Schnelle Lenkmanöver und abruptes Bremsen vermeiden.
  • Erhöhte Vorsicht bei Seitenwind, z. B. auf Brücken oder nach Tunnels, bei Bodenwellen und Spurrillen