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Können Trensen plötzlichen Herztod bei Pferden auslösen?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.11.2015 - 00:35
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„Der plötzliche Herztod beim Pferd ist ein von Menschen gemachtes Problem, das seinen Ursprung im Pferdemaul hat und ernsthafte Probleme in der Kehle, der Lunge und dem Herzen verursacht. Ein Gebiss macht bei großer Anstrengung das Lippensigel zunichte, zerstört, was eigentlich ein Vakuum im Pferdemaul sein sollte, und verhindert, dass sich das Gaumensegel luftdicht schließt. All das führt dazu, dass die Luftröhre kollabiert. Der Tod ist schließlich eine Folge von akuter Atemnot, Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge und Herzversagen“, schreibt der US-Amerikaner Dr. Robert Cook in seiner jüngst veröffentlichten Studie.

Bereits im Jahr 2000 veröffentlichte der mittlerweile emeritierte Tiermediziner Cook eine Studie, die den Einsatz von Gebissen als grundlegend tierschutzwidrig beurteilte. Über drei Jahre hinweg hatte Cook anhand von 100 Pferden die Wirkung von Gebissen auf die Physiologie des Pferdes erforscht und dabei nach seiner Ansicht grundlegende Probleme enthüllt, die die Verwendung von Gebissen höchst zweifelhaft erschienen ließen.

Nun hat Cook eine neue Studie veröffentlicht, die die Ursache von Lungenblutungen und plötzlichem Herztod bei Galopprennpferden in der Verwendung von Gebissen ortet.

Asphyxie - ein Problem erschwerter Atmung

Lungenblutungen sind bei Rennpferden keine Seltenheit. Lange wurde vermutet, dass Blut an beiden Nüstern von geplatzten Äderchen in der Pferdenase oder dem Rachen herrühren. Erst 1970 gelang es Cook nachzuweisen, dass das Blut seinen Ursprung in der Lunge hat und damit nichts anderes ist, als ein Lungenödem - beim Menschen ein ernster medizinischer Notfall. Was diese Blutung auslöste, darüber war man sich lange im Unklaren. Erst 30 Jahre später stellte Cook erstmals die Vermutung an, dass Asphyxie, ein Zustand von Kreislaufschwäche und Atemdepression bis hin zum Atemstillstand, der Auslöser für Lungenblutungen bei Rennpferden und in weiterer Folge von plötzlichen Todesfällen sein könnte. Dieser Verdacht hat sich für Cook in den vergangenen Jahren erhärtet. In seiner neuesten Studie sieht der Veterinär allerdings nicht mehr eine Erkrankung des Kehlkopfes als Ursprungsproblem, sondern die Verwendung eines Gebisses.

“Die Plötzlichkeit, mit der der Tod eintritt, lässt seinen Ursprung bereits vermuten zumal es nur wenige Dinge gibt, die ein Pferd innerhalb von Sekunden töten können. Ein Pferd kann Wochen ohne Nahrung überleben, Tage ohne Wasser aber nur wenige Sekunden ohne Luft“, schreibt Cook.

Beobachte man Pferde beim Laufen in freier Wildbahn, dann sähe man geschlossenen Lippen, geschlossene Mäuler, ein geöffnetes Genick und eine ungehindert gestreckt getragene Kopf-Hals-Partie, die dem Pferd als Balancierstange diene. „Durch die Verwendung eines Gebisses laufen viele Pferde mit beigezäumtem Genick, aufgesperrtem Maul, herausgestreckter Zunge, eingezwängter Kopf-Hals-Partie und völlig außer Balance“, erklärt Cook. All dies führe dazu, dass die Atmung der Pferde ungleich größerer Belastung ausgesetzt sei und ernsthaften Problemen damit Tür und Tor geöffnet würden.

Risikominimierung durch gebisslose Zäumungen

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Im Rennsport wird die Atmung des Pferdes maximal beansprucht. © gani dteurope / fotolia.com

Für Cook liegt die Lösung für das Problem auf der Hand – und ist denkbar simpel. Die gebissbedingte Asphyxie und all ihre Folgen könnten mit einer einfachen Änderung des Rennreglements aus der Welt geschafft werden, nämlich dann, wenn Gebisse verboten und der Einsatz von gebisslosen Zäumungen verpflichtend vorgeschrieben würden.

Eine solche Regeländerung, so Cook, würde nicht nur das Verletzungsrisiko deutlich minimieren sondern auch das Leben von Rennpferden entscheidend verlängern sondern gleichzeitig auch das öffentliche Ansehen des Rennsportes verbessern.

Die Studie "Bit-induced asphyxia in the racehorse as a cause of sudden death" von Dr. Robert Cook wurde am 17. November bei Equine Veterinary Education veröffentlicht. Eine Online-Version der Studie gibt's hier

Quelle