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Mit warmer Kleidung und ein paar Ideen lässt sich auch die kalten Jahreszeit gut überstehen! © Pamela Sladky

Fit durch den Winter

Ein Artikel von Pamela Sladky | 09.11.2011 - 22:09
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Summary: --- Alt: --- Keyword: "Malcolm, Schnee, Winter" --- Doc.Name: "Fit_durch_den_Winter_Pamela_Sladky.jpg" © Pamela Sladky

Viele PferdebesitzerInnen zerbrechen sich spätestens seit dem Umstellen der Uhren auf die Winterzeit den Kopf darüber, wie sie die Fitness ihrer Vierbeiner über die Wintermonate erhalten und ihnen genügend Abwechslung bieten können. Ganz besonders dann, wenn die Böden der Außenplätze zu tiefen Matschlöchern oder buckeligen Eislaufplätzen werden und der Komfort einer Reithalle nicht zur Verfügung steht.

Zeit für Basisarbeit

Bleibt Ihr Pferd nicht gerne stehen, hat es Angst vor Plastikplanen und Flatterbändern oder macht es Probleme beim Hufschmied? Dann ist während der Wintermonate Zeit, diese Dinge in Angriff zu nehmen. Auch wenn das Gehorsamstraining für das Pferd körperlich nicht anstrengend ist – seine grauen Zellen bringt dieses Training allemal in Schwung, und Sie können sich im Frühjahr über Ihr braves Pferd freuen. Zum Gehorsams- und Geschicklichkeitstraining zählt auch der besonders unter den WesternreiterInnen beliebte Trail. Trailtraining an der Hand und im Sattel bedarf keiner speziell guten Bodenverhältnisse und ist damit bestens geeignet für kalte Wintertage. Die langsame, aber konzentrierte Arbeit an Hindernissen wie dem Tor, der Brücke oder dem Stangen-L ist nicht nur nützlich, sondern bringt Pferd und ReiterIn auch eine Menge Spaß.

Stretching für Pferde

Zirzensische Lektionen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und bieten sich perfekt für das Winterfitnessprogramm Ihres Pferdes an. Selbst wenn Sie noch keine Erfahrung mit diesem Bereich haben, können Sie auch im Alleingang eine ganze Menge mit Ihrem Pferd erarbeiten. Unterstützung finden Neulinge in den zahlreichen Büchern und Videos, die mittlerweile zu diesem Thema erhältlich sind.

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Dieses Pferd scheint ganz von selbst zu wissen, das Stretching eine gute Sache ist ... © Tomas Caspers

Um von Zirkuslektionen zu profitieren, muss Ihr Pferd Kompliment, Plié und Co nicht in Perfektion beherrschen, bereits die vorbereitenden Dehnungsübungen helfen ihm, die Wintersteifheit loszuwerden und seine Mobilität zu erhalten. Vorsicht bei kalten Temperaturen und Pferden, die frisch aus der Box kommen: Die großen Dehnungen, die bei zirzensischen Lektionen stattfinden, bedürfen eines aufgewärmten Pferdekörpers. Einige Minuten im frischen Schritt und sanfte Dehnungsübungen helfen, Bänder und Muskulatur auf bevorstehende Anforderungen optimal vorzubereiten.

Arbeit an der Hand

Wenn Sie Ihr Pferd gerne dressurmäßig fördern möchten, schlechte Bodenverhältnisse das übliche Dressurtraining unter dem Sattel aber nicht zulassen, ist die klassische Arbeit an der Hand das Mittel der Wahl. Seitengänge wie Schulterherein, Renvers oder Travers lassen sich praktisch überall erarbeiten, selbst Forststraßen und Wiesenwege sind dafür geeignet. Neben der optimalen Gymnastizierung der einzelnen Muskelgruppen fördert das Training an der Hand im Gelände auch die Konzentrationsfähigkeit Ihres Pferdes. Spätestens beim Trab an der Hand wird nicht nur Ihr Pferd, sondern auch Sie selbst auf Touren kommen.
Als Variation der Handarbeit bietet sich das Fahren vom Boden aus an, das in seiner weiterentwickelten Form in der klassischen Arbeit am Langen Zügel mündet. Sie stellt eine neue Herausforderung an die Kommunikation, die Position knapp hinter dem Pferd verlangt eine sehr präzise Hilfengebung und eine sehr feine Kommunikation zwischen Pferd und AusbilderIn. Sämtliche Lektionen der Dressur sind auf diesem Weg zu erarbeiten – ausreichend Trainingspotential für mehrere Winter. Ein derart vorbereitetes Pferd eignet sich obendrein ausgezeichnet für das besonders in Schweden und Norwegen beliebte Skikjöring.

Schrittarbeit

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Fürs Dressurreiten bieten sich auch verschneite Winterwege an. Sind sie griffig genug, lässt es sich auch gut am Trab feilen. © Kathrin Hemkendreis - Fotolia.com

Der korrekten Schrittarbeit wird im täglichen Training häufig zu wenig Beachtung geschenkt. Die kalte Jahreszeit bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, um an Lektionen in dieser Gangart zu feilen. Das bewusste Reiten im Schritt fördert das Gefühl des Reiters und der Reiterin für die Bewegung seines/ ihres Pferdes, Raumgriff und Taktreinheit können so besser erfühlt und entwickelt werden. Seitengänge im Schritt fördern die Geraderichtung des Pferdes, Schenkel- und Zügelgehorsam werden verfeinert und bieten die optimale Basis für weiterführende Arbeit im Frühjahr. Für diese Arbeit bietet sich nicht nur das Viereck an. Verschneite Wege und Straßen sind ebenso zur Gymnastizierung und zum Üben der Seitengänge geeignet. Dies wird sich nach dem Winter doppelt bezahlt machen: Führt Ihr Pferd diese Lektionen selbst auf unebenem Boden sicher aus, wird es sich im nächsten Frühling im vertrauten Viereck umso leichter tun.

Zu guter Letzt ist ein Ausritt im Pulverschnee bei strahlendem Sonnenschein wohl eines der schönsten Erlebnissen im Leben eines Reiters bzw. einer Reiterin. Ist der Untergrund nicht rutschig, laden verschneite Wege zu ausgedehnten Galoppreprisen ein. Vergessen Sie vor lauter Freude jedoch nicht, daß Ihr Pferd im tiefen Schnee viel mehr Kraft benötigt und es schnell zu Überforderung kommen kann.

Die Möglichkeiten der Beschäftigung sind mannigfaltig und bringen jede Menge Licht in die Tristesse der dunklen Jahreszeit. Ihrer Phantasie sind bei der Wahl der Übungen praktisch keine Grenzen gesetzt – erlaubt ist, was Spaß macht. Für den Fall, dass das Wetter ein Training im Freien einmal gänzlich vereitelt, machen Sie es sich daheim mit einem guten Buch gemütlich. Am besten Einschlägiges aus dem Bereich der Pferdeliteratur.

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Ein Galopp durch weichen Pulverschnee ist etwas ganz Besonderes. Trotzdem sollte man nicht auf einen schützenden Helm vergessen. © Edoma - Fotolia.com

Fünf Grundregeln für ein erfolgreiches Wintertraining

Um Trainingsrückschritte über die kalte Jahreszeit so gering wie möglich zu halten, wird Pferdehaltern in unseren Breiten einiges an Selbstdisziplin abverlangt. Dabei ist eines sicher: selbst ohne schützendes Dach über dem Kopf kann man mit seinem Pferd auch in den kommenden Monaten viel Spaß haben, wenn man die fünf Grundregeln für erfolgreiches Wintertraining beachtet:

1. Die richtige Einstellung macht’s.

Größtes Hindernis, das dem Wintertraining entgegensteht, ist meist der „innere Schweinehund“, den es zu überwinden gilt. Die Aussicht auf schlechte Böden, grausiges Wetter und eisige Temperaturen tut das ihre dazu. Wer es dennoch schafft, sich trotz widriger Umstände zu einer Trainingseinheit mit seinem Pferd aufzuraffen, ist hinterher mit Sicherheit überrascht und froh darüber, wie positiv die gemeinsame Zeit genutzt werden konnte.

2. Flexibles Zeitmanagement.
Der Winter bringt es mit sich, dass Tageslicht zur Mangelware wird. Wer an klassische Bürozeiten gebunden ist, wird sein Pferd unter der Woche in der Regel nur noch bei künstlichem Licht zu sehen bekommen. Damit beschränkt sich die Zahl der Aktivitäten auf ein Minimum, sofern man nicht über einen beleuchteten (und benutzbaren) Außenplatz verfügt. Wenn Sie sich damit nicht zufriedengeben möchten, sollten Sie die frühen Morgenstunden für Ihre Fahrt zum Pferd ins Auge fassen. Diese haben den Vorteil, dass – selbst wenn man im Dunkeln beim Pferd ankommt – es während des Trainings doch noch hell wird. Das motiviert gleich doppelt! Viele Arbeitgeber sind meist flexibler als man glaubt und genehmigen einen etwas verspäteten Arbeitsbeginn für zwei bis drei Mal die Woche gerne, wenn man dafür abends länger bleibt.

3. Gut verpackt ist halb gewonnen.
Wenn man einer alten Bauernweisheit Glauben schenken mag, gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Ausrüstung. Regen, Schnee und Wind lassen sich warm eingepackt selbst von uns wärmeverwöhnten Höhlenbewohnern gut ertragen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes heißer Tip ist dabei die Schuhheizung: Es gibt kaum etwas Lästigeres als kalte Füße. Sie verleiden selbst den ambitioniertesten Pferdebesitzern die Aktivität im Freien und wirken sich zudem schädlich auf unseren Organismus aus. Eine Schuhheizung, wie sie auch für Schischuhe im Handel erhältlich ist, schafft schnell Abhilfe und sorgt für wohlige Wärme.

4. Weniger ist mehr.
Häufig reichen schon 20 Minuten konzentrierter Arbeit aus, um dem Pferd die dringend benötigte Abwechslung zu bieten und seinen Bewegungsapparat in Schuss zu halten. Freilich, einen gewissen Konditionsverlust werden Sie damit nicht verhindern können, aber sobald der erste Schnee fällt und der Boden es zulässt, bietet sich das Ausdauertraining im Gelände an.

5. Kreativität ist gefragt.
Sehen Sie die Winterzeit als Herausforderung an Ihre Kreativität. Ein möglichst abwechslungsreiches Programm abseits der Norm wird auch Ihrem Pferd viel Spaß bereiten und verwandelt Trainingsfrust in Arbeitslust.

Buchtipp

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Summary: --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "It's_Showtime.jpg" © Cadmos

It’s Showtime
Zirkuslektionen: Lernspaß für Pferd und Mensch

Sylvia Czarnecki
ISBN 978-3-8404-1013-0
erhältlich über AV-Buch: bestellen

Ein Buch aus der Praxis für die Praxis: Die Autorin beschreibt auf der Grundlage des Lernverhaltens des Pferdes artgerechte Wege zur Erarbeitung von Lektionen wie Kompliment, Knien, Liegen, Sitzen und spanischer Schritt. Hierbei baut sie auf ihre jahrelange Erfahrung, statt einem starren Konzept zu folgen.

Sylvia Czarnecki hat mit ihrem Kaltblut vor Jahren ihre Leidenschaft für Zirkuslektionen und Tricktraining mit Pferden entdeckt. Sie gibt deutschlandweit Kurse zum Thema Zirkuslektionen und Clickertraining mit Pferden.

Buchtipp

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Summary: --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "Gymnastizierende_Arbeit_an_der_Hand.jpg" © Cadmos

Gymnastizierende Arbeit an der Hand
Schritt für Schritt zu Losgelassenheit und Selbstvertrauen

Oliver Hilberger
ISBN 978-3-86127-449-0
erhältllich über AV-Buch: bestellen

Dieses Buch führt Schritt für Schritt in die Grundlagen und ersten Lektionen vom Boden aus ein, die auch dazu dienen, die spätere Arbeit unter dem Sattel und die Schulung in schwierigeren Übungen deutlich leichter gestalten zu können.

Oliver Hilberger erläutert systematisch den Weg zur korrekten und spielerisch leichten Ausbildung des Pferdes vom Boden aus. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der Seitengänge, denen für die Gymnastizierung eine zentrale Rolle zukommt. Die Bilder lassen die schriftlichen Erläuterungen hervorragend nachvollziehen.