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Sattelgurt: Warum der individuell richtige so wichtig ist wie ein passender Sattel

Ein Artikel von Claudia Götz | 09.09.2021 - 14:48
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Prinzipiell unterscheidet man zwischen Kurz- und Langgurt, mittlerweile  gibt es zahlreiche unterschiedliche Modelle – im Bild der Gurt Kieffer Ultrasoft®. © Anja Wechsler, München | Georg Kieffer Sattlerwarenfabrik GmbH

Wenigen Reitern ist bewusst, wie wichtig ein gut sitzender Sattelgurt fürs Pferd ist. Für Sattelexperte Markus Zwerlin ist klar: „Der Sattelgurt ist genauso wichtig wie der Sattel.“ Eine gewagte Behauptung? Mitnichten! „Ein Gurt, der drückt oder zwickt, der den Sattel nicht oder in einer falschen Position hält, verursacht mindestens genauso viele Probleme wie ein nicht passender Sattel.“

Doch woran liegt es, dass dieser simple Ausrüstungsgegenstand solch eine große Rolle spielt? "Der Gurt hat Einfluss auf die Mechanik des Pferdes, und zwar nicht nur im Rumpfbereich“, erklärt die deutsche Human- und Pferdephysiotherapeutin Helle Katrine Kleven in ihrem Buch „Biomechanik und Physiotherapie für Pferde“.

Ausschlaggebend ist zunächst das Material, vor allem seine Stabilität, aber nicht nur. Auch Form und Länge des Gurtes wirken sich erheblich aus. Studien zeigen, dass nicht passende Gurte die Fähigkeit der Pferde, mit den Vorder- und Hinterbeinen auszugreifen, merklich behindern können. Kleven erklärt die Zusammenhänge so: „Der größte Druck entsteht hinter dem Ellbogen in dem Moment, in dem das Pferd auffußt. Hier wird ein Hautreflex ausgelöst und durch ständigen Druck dauerhaft stimuliert. Direkt unter der Haut liegt die oberflächliche Faszie. Ist sie – z. B. durch zu festes Gurten oder einen unpassenden Gurt – in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, kann sich dies auch auf die tiefer liegenden Faszien und damit die Mechanik des ganzen Pferdes auswirken.“

Alle Muskeln der Vorhand, angefangen vom Hautmuskel über die Muskeln des Schultergürtels – die Atemhilfsmuskulatur und die Brustmuskeln –, beeinflussen die Bewegungen der Vorhand maßgeblich. Und all diese Muskeln können durch einen unpassenden Gurt beeinträchtigt werden, genau wie auch betroffene Teile des knöchernen Skeletts: „Der Gurt liegt auf dem sensiblen Brustbein und über den Rippen. Was das bedeutet, kann man an sich selbst ausprobieren, indem man mit dem Finger mit etwas Druck über die Rippen streicht. Das ist nicht sehr angenehm. Darum ist es so wichtig, dass der Gurt entsprechend gepolstert ist und die Schnallen nicht auf den Brustkorb drücken. Zu festes Anziehen des Gurts kann außerdem ungünstigen Druck auf die Rippengelenke und das Herz ausüben.“ Auch hierzu gibt es Studien, die dies belegen.

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Kurzgurte werden vor allem bei Dressursätteln verwendet. Der hier abgebildete passt nicht gut, weil das Vorderbein in seinen Bewegungen eingeschränkt wird.
© www.Slawik.com

Kurz oder lang?

Wer einen Sattel kauft, kann zwischen Kurz- oder Langgurt wählen, auch wenn Langgurte heute vorwiegend bei Vielseitigkeits- und Springsätteln verwendet werden und Kurzgurte bei Dressursätteln. „Manche Reiter sind der Ansicht, dass der Langgurt den Sattel besser fixiert und das Nachgurten auf dem Pferd leichter möglich ist“, so Harald Ruckerbauer, der Pferdesatteldruckmessung in ganz Österreich durchführt. „Langgurte verteilen den Druck besser“, erklärt Markus Zwerlin, „Kurzgurte wiederum haben den Vorteil, dass das Reiterbein näher ans Pferd kommt, da die Verschnallung nicht unter dem Sattelblatt liegt.“ Kleven betont, dass „ein Kurzgurt unbedingt so lang sein muss, dass der Ellbogen beim Zurückführen des Vorderbeins nicht mit den Gurtschnallen in Berührung kommt.“

Die korrekte Länge hat noch einen weiteren Vorteil: „Die Sattelstrippen üben einen sehr hohen punktuellen Druck am Rumpf aus. Je kürzer der Gurt, desto länger ist die Auflagefläche der Sattelstrippen – und desto höher auch der Druck, den sie ausüben.“ Deshalb empfiehlt Kleven einen Kurzgurt, der fast bis zum Sattelblatt reicht.

Die Entscheidung fürs Material

Waren bis vor wenigen Jahrzehnten nahezu nur Schnurengurte in Verwendung, kam in den letzten Jahren eine Vielzahl an Materialien hinzu. Weit verbreitet ist Leder. Und das aus gutem Grund: „Das Naturmaterial ist besonders haltbar und formstabil, jedoch pflegeintensiv“, fasst Markus Zwerlin die Eigenschaften zusammen. Das sieht auch Harald Ruckerbauer so und ergänzt: „Ledersattelgurte werden in verschiedenen Formen angeboten und können deshalb sehr gut an das Pferd angepasst werden. Wichtig ist, dass das Leder weich ist, sich aber nicht ausdehnt und keine scharfen
Kanten aufweist.“ Zwerlin warnt deshalb vor billigen Kopien aus Indien. „Die sind oft instabil – auch wird dort leider nicht immer so gegerbt, dass ein dauerhafter Hautkontakt mit dem Leder gesund ist.“ 

Bei sogenannten Softledern muss man seiner Ansicht nach differenzieren, wofür die Bezeichnung steht: „Meist ist Kunstleder gemeint. Das rutscht gerne, ist nicht stabil und erlaubt keine anatomischen Gurtformen.“

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Ledersattelgurte gibt es in vielen verschiedenen Formen. Im Bild: ein anatomisch geformerter, asymmetrischer Gurt.

Gar nicht so angenehm: elastische Strippen

Ein Nachteil der Ledergurte: Sie sind oft nur mit Gummizug zu bekommen. So sanft udn angenehm sie vielen Pferdebesitzer:innen erscheinen mögen, so nachteilig kann sich der Elastikeinsatz aufs Pferd auswirken. Unter anderem „befindet sich eine Nahtkante am Übergang des Gummis zum Leder, die für das Pferd sehr unangenehm sein kann“, erklärt Kleven. Wenn schon elastische Strippen, dann an beiden Enden des Gurtes. „Ein Gummizug auf der einen und ein starrer Zug auf der anderen Seite führen zu einer unterschiedlichen Spannung am Rumpf, die dort zu Blockaden führen kann“, begründet Kleven ihre Abneigung gegen eine einseitige Elastizität des Gurts.

Harald Ruckerbauer präferiert ebenfalls Gurte ohne Elastikstrippen: „Die Elastikeinsätze leiern aus, und der Gurt kann dann zu fest gegurtet werden.“ Für Zwerlin liegt „der einzige Vorteil in der Bequemlichkeit des Reiters – der Gurt geht leichter zu.“ Auch er empfiehlt: „Unbedingt ohne! Ganz besonders bei runderen Pferden.“ Wird ein minderwertiger Gummi verwendet, ist seiner Ansicht nach die Gefahr, zu eng zu gurten, noch größer „und die Sättel rutschen nur noch“.

Neopren, Stoff und Gel

Vielfach in Verwendung ist – vor allem bei Kurzgurten – auch Neopren. Der Synthesekautschuk hat hervorragende thermische Isoliereigenschaften und ist deshalb vor allem als Material für Taucherbekleidung bekannt. Die gute Isolation ist auch der Grund dafür, warum manche Pferde unter Neopren stark schwitzen. Zwerlin und Ruckerbauer sind sich einig über die Vo- rund Nachteile von Neopren: Es ist nicht geeignet für anatomisch geformte Gurte – denn dafür ist es zu wenig stabil –, sondern nur in Form eines ganz gerade geschnittenen Gurts sinnvoll. In diesem Fall ist es ein tolles Material für kleines Geld, das gut liegt und in der Maschine waschbar ist.

Aber vorsicht: „Die Gurtschnallen müssen beim Neopren-Kurzgurt gut abgepolstert sein, sonst entsteht permanent ein unangenehmer Druck auf die Faszie, die Muskulatur und die darunterliegenden Rippen. Das ist bei Neoprengurten oft mangelhaft gelöst“, weiß Helen Kleven.

Auch bei Stoffgurten ist hier Vorsicht geboten. Und sie haben noch weitere entscheidende Nachteile: Stoffgurte aus Baumwolle sind kaum zu bekommen – und die aus Nylon oder anderen Kunstfasern wirken sich oft negativ aus. „Die Kanten erzeugen Druckstellen und Abschürfungen“, sagt Zwerlin, „viele Pferde werden am Ellbogen sogar wund oder offen.“

Stoffgurte aus atmungsaktivem Material können diese Nachteile ausgleichen, vor allem, wenn sie Ellbogenfreiheit gewährleisten. Da Studien gezeigt haben, dass der Druck auf Ellbogen und Brustbein das Hauptproblem ist, setzen einige Hersteller vermehrt auf Gurte mit Geleinlagen – immer in Kombination mit anderen Materialien wie Leder, Kunstleder oder Neopren. Ruckerbauer stört an ihnen, dass „manche Pferde damit – vor allem in der Kombination mit Neopren oder Kunstleder – sehr stark schwitzen und sie meist nur in gerader Form angeboten werden“. Durch die Geleinlagen kann aufgrund der Stärke des Materials auch der Ellbogen in der Bewegung behindert werden. „Ein geschweift ausgeführter Ledergurt mit Geleinlagen kann vor Druckstellen schützen sowie das Brustbein entlasten, ist stabil und leicht zu reinigen“, findet hier Markus Zwerlin.

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Viele Jahre waren sie völlig aus der Mode gekommen, inzwischen sieht man Schnurengurte wieder häufiger. Eine erfreuliche Entwicklung! ©www.Slawik.com

Mit Tradition: Schnurengurt und Lammfell

„Was Ingrid Klimke längst weiß, wurde auch wissenschaftlich bestätigt: Der Kordelgurt verteilt den Druck auf den Brustkorb sehr gleichmäßig und wird sehr gut von den Pferden angenommen“, sagt Helen Kleven. Kein Wunder also, dass Schnurengurte gerade wieder im Kommen sind. Wobei: Im Westernbereich waren sie auch nie so aus der Mode wie in Dressur und Springen. Auch Harald Ruckerbauer ist vom guten alten Schnurengurt überzeugt - mit Einschränkungen: „Sie sind ideal für empfindliche Pferde. Aber bei vielen Kurzgurt-Modellen sind die Schnallen nicht unterlegt. Das bringt hohe Druckpunkte. Gute Schnurengurte sind meist durch die Verwendung von hochwertiger Wolle sehr teuer.“ Dieses Problem sieht auch Zwerlin: „Die Qualität, die funktioniert, wollen sich die meisten Reiter nicht mehr leisten. Die heute erhältlichen sind aus Nylon und sehen nur so aus wie die früheren Schnurgurte. Heute würde ein Gurt aus Hanfschnüren, wie früher gebräuchlich, 200 bis 300 Euro kosten.“

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© www.Slawik.com

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Auch ein anderes natürliches Material – das Lammfell – ist bei Gurten in Verwendung: Als Überzug über den Gurt muss man laut Zwerlin darauf achten, gute Qualität zu kaufen. „Sonst verrutscht es gerne und bildet im schlimmsten Fall Falten, die scheuern.“ Das kann bei fixen Lammfellapplikationen freilich nicht passieren.  „Ein Gurt mit angenähtem Lammfell hat durchaus Vorteile bei der Druckverteilung", meint Harald Ruckerbauer. Allerdings sind sich beide Experten einig, dass ein fix mit dem Gurt verbundenes Lammfell recht pflegeintensiv ist: „Es ist schlecht zu reinigen und verklumpt daher schnell“, so Zwerlin. Dann erzeugt es den gegenteiligen Effekt dessen, was man erreichen möchte, denn Klumpen bedeuten vermehrten Druck. Zudem steigt die Gefahr, dass sich Pilze und Bakterien einnisten.

Das gilt übrigens auch für eine aktuelle Modeerscheinung, Gurte aus Memoschaum.  „Memoschaum saugt sich mit Schweiß voll – und Bakterien siedeln sich vermehrt an. Im Winter ist das Material hart wie Holz. Wird es warm, kommt beim Einsatz als Gurt zu viel Druck auf das Material – und es verliert seine Wirkung", moniert der steirische Sattelexperte.

Die passende Gurtform

Neben den unterschiedlichen Materialien sind heute auch verschiedene Gurtformen erhältlich, die jeweils für bestimmte Aufgaben- oder Problemstellungen geschaffen wurden. Eine Verjüngung im Ellbogenbereich haben viele Gurte, sie werden also direkt nach den Schnallen schmäler. „Diese Ellbogenfreiheit ist gut, jedoch nur notwendig, wenn die Gurtlage sehr weit vorne ist“, so Zwerlin. Letzteres ist häufig bei Pferden mit relativ steiler Schulter der Fall. Gurte mit Ellbogenfreiheit sind in der Regel asymmetrisch geschnitten, das heißt, die Verjüngung ist nur an einer Seite des Gurtes gegeben, die andere verläuft gerade.

Gurte mit verbreiterter Mitte werden häufig als geschweift bezeichnet, manchmal auch als anatomisch. „Die verbreiterte Mitte dient zur Reduktion des Drucks auf das Brustbein und soll eine bessere Druckverteilung gewährleisten“, so Ruckerbauer. Ob dies tatsächlich der Fall ist, hängt unter anderem von der Qualität des Materials und dem Körperbau des Pferdes ab.

Bei Pferden mit sehr rundem Rumpf und wenig Widerrist, bei überbauten Pferden oder Pferden, die aufgrund von Übergewicht oder wenig Bauchmuskulatur bauchig sind, passiert es häufig, dass auch gut sitzende Sättel die Tendenz haben, nach vorne zu rutschen. Für sie wurde der sogenannte Mondgurt entwickelt: „Die spezielle Form des Gurtes nimmt die Rippenwölbung auf, sodass der Gurt bei runden Pferden mit kurzem Rücken und weitem Rippenbogen bzw. schmaler Brust nicht nach vorne rutscht“, so Ruckerbauer. Zwerlin ergänzt: „Beim Mondgurt wird der Druck besser auf die Schräge der Bauchform verteilt. So verteilt sich der Zug besser, und es besteht nicht die Gefahr, dass punktuell Druck verursacht wird. Allerdings funktioniert das nicht bei billigen Kopien. Hier ist das verwendete Material zu schwach.“

Für das seltenere gegenteilige Problem – Sättel, die nach hinten rutschen, wie es bei sehr athletischen Pferden mit großflächiger Gurtlage der Fall sein kann – wurde ein Gurt entwickelt, der umgekehrt zum Mondgurt geschwungen ist.

Andere Gurte kombinieren Druckentlastung mit Ellbogenfreiheit, indem sie ihre Form noch stärker den biomechanischen und anatomischen Gegebenheiten anpassen. Kleven erklärt: „Englische Wissenschaftler haben zusammen mit der Sattlerei Fairfax einen Gurt entwickelt, der weit hinter dem Ellbogen verläuft und im Brustbeinbereich maximal verbreitert gepolstert ist. Das britische Team bezeichnete bei den Olympischen Spielen 2012 in London diesen Gurt als seine Geheimwaffe.“

Nahezu alle Gurtformen gibt es auch für Westernsättel. Auch Schlagschutzgurte – also Gurte, deren verbreiterter Brustbereich das Pferd beim Springen vor Verletzungen durch die eigenen Vorderhufe bzw. deren Eisen und Stollen schützen sollen – gibt es in verschiedenen anatomischen Formen.

So findet man den besten Gurt fürs Pferd

Und wie findet man nun den idealen Sattelgurt fürs eigene Pferd? Bevor man sich auf die Suche macht ist es ebenso wie beim Sattel wichtig, die Anatomie des Pferdes zu kennen. Markus Zwerlin bringt die Vorgehensweise auf den Punkt: „Die Bauchform beachten, den Gurt danach wählen und dann sicherstellen, dass der Sattel in der richtigen Position bleibt.“

Neben der anatomisch passenden Form ist natürlich auch die Länge des Gurts wichtig: „Ein Gurt darf nicht zu kurz sein, sonst gibt es immer offene Stellen am Ellbogen“, sagt Zwerlin. Das liegt zum einen an den Schnallen, zum anderen muss sich eine eingearbeitete Ellbogenfreiheit genau dort befinden, wo sich der Ellbogen hinbewegt. Ist der Gurt zu kurz, liegt die Ellbogenfreiheit zu tief und verfehlt ihren Zweck.“

Harald Ruckerbauer bestimmt die ideale Gurtlänge so: „Endgegurtet sollte der passende Gurt links und rechts die Mitte der Lochung der Sattelstrippen erreichen. Um die Länge für den Kurzgurt zu ermitteln, misst man von Sattelblattunterkante zu Sattelblattunterkante um den Bauch herum und zieht 30 cm ab – z. B. 102 cm minus 30 cm = 72 cm, optimale Gurtlänge: 75 cm.“
 

Der Kardinalfehler beim Gurten

Aber auch der am besten passende Gurt kann das Pferd immens beeinträchtigen, wenn er falsch gegurtet wird. Laut Kleven ist dabei das größte Problem, dass zu fest gegurtet wird. „Es gibt leider keine Faustregel, das muss man lernen. Grundsätzlich ist für mich das Beste, so locker wie nur möglich zu gurten, ohne dass der Sattel in Bewegung kommt.“ Kleven empfiehlt außerdem, die Gurtlage vor und nach jedem Reiten zu kontrollieren, denn so stellt man fest, ob der Gurt den Sattel in der gewünschten Position hält. Zudem rät sie dazu, immer beidseitig nachzugurten: „Den Gurt nicht immer auf der linken Seite an- und nachgurten, denn wie bei einseitigem Gummizug entsteht dann eine unterschiedliche Spannung am Rumpf, die die Leistung beeinträchtigen kann.“

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Achten Sie beim Gurten auf die Faustregel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Der hier abgebildete Kurzgurt ist im übrigen zu kurz geraten.
©Maria Kondratyeva - stock.adobe.com

Ruckerbauer hat zur Überprüfung, ob der Gurt nicht etwa zu stark festgezurrt wurde, folgenden Tipp: „Die flache Hand sollte etwa auf Ellbogenhöhe problemlos zwischen Pferdekörper und Gurt passen. Und die Strippen des Sattels sollten im Idealfall vom Sattelgurt senkrecht nach unten geführt werden, ohne Zug nach vorne oder hinten. Zudem muss der Gurt auf dem Brustbein mit gleichmäßigem Druck aufliegen. Prüfen kann man das, indem man direkt neben dem Brustbein von vorne und hinten eine Hand zwischen Gurt und Pferd schiebt.“

Für Zwerlin liegt das größte Problem darin, dass „die meisten Reiter viel zu weit vorne gurten und damit den Sattel auf die Schulter ziehen“.

Handeln sollte man spätestens dann, wenn das Pferd bereits beim Gurten deutlich zeigt, dass ihm etwas unangenehm ist – egal ob durch Ohrenanlegen, Kopfschlagen oder andere Signale von Unruhe oder Unwohlsein. Bevor man jedoch über einen neuen Gurt nachdenkt, ist es zunächst sinnvoll, Fehler in der Anwendung auszuschließen. Auch dafür kann man im Zweifelsfall einen Fachmann bzw. eine Fachfrau zu Rate ziehen. Denn so simpel das Zubehör zum Befestigen des Sattels auf den ersten Blick auch scheinen mag – über seine Beschaffenheit und Anwendung könnte man in Wahrheit Bücher schreiben. Es zahlt sich also aus, sich näher mit dem Sattelgurt zu beschäftigen – idealerweise schon bevor er Probleme verursacht.