Zweite Karriere

Vom WM-Pferd zur Lehrmeisterin

Ein Artikel von Redaktion | 10.07.2025 - 10:01
HOUTZAGER-KAYSER Julia (AUT), High Five _SL_1121-004-1299.JPG

High Five unter Julia Houtzager-Kayser 2022 beim Nationenpreis in Mannheim  © www.sportfotos-lafrentz.de

Erfahrene Pferde sind außergewöhnliche Lehrmeister. Wenn es darum geht, Nachwuchsreiter aller Leistungsstufen zu unterrichten, spielen die sogenannten „Schoolmaster“ eine unschätzbare Rolle im Reitsport. Sie vermitteln Lektionen, die weit über das tägliche Training hinausgehen – Geduld, Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein. In vielen Fällen ist es das Pferd, das dem Reiter „beibringt“, wie man besser reitet – und nicht umgekehrt. Die meisten erfolgreichen Profis hatten in ihrer Ausbildung zumindest einmal einen solchen Lehrmeister unter dem Sattel, der einen entscheidenden Beitrag zu ihrer Entwicklung geleistet hat.

Einige dieser besonderen Pferde sind derzeit bei den FEI Jumping European Championships für Children, Junioren und Junge Reiter im Reitsportzentrum Riesenbeck International im Einsatz – und eines unter ihnen dürfte heimischen Springsportfans wohlbekannt sein: High Five.
 

Neue Karriere für High Five

Die inzwischen 13-jährige KWPN-Stute von Toulon feierte im Jahr 2022 einen kometenhaften Aufstieg: In nur wenigen Monaten sprang sie sich mit ihrer Reiterin Julia Houtzager-Kayser mitten in die Liste der Kandidaten für eine WM-Nominierung. Tatsächlich fanden sich Pferd und Reiterin wenig später bei den Weltmeisterschaften in Herning wieder und galten sogar als rot-weiß-rote Hoffnung für einen Einzug ins Einzelfinale. Nach erfolgreichem Vet-Check dann jedoch der Schock: Beim Warm-up verletzte sich die Stute, und der Traum vom WM-Start war geplatzt.

Nach längerer Rekonvaleszenz kehrte High Five zurück in den Sport, konnte aber nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Inzwischen hat ein neuer Abschnitt in der Karriere der besonderen Stute begonnen: als Lehrmeisterin der 16-jährigen Nina Houtzager – was in der Reiterfamilie Houtzager-Kayser gebührend gefeiert wird. „Dieses Pferd hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen“, sagt Julia Kayser, die natürlich ihre für die Niederlande startende Tochter als Coach unterstützt und wertvolle Hilfestellung leisten kann. „High Five ist im Parcours einfach zu reiten, da ihre Einstellung und ihr Charakter außergewöhnlich sind. Zuhause ist sie schwieriger, weil sie sensibel ist – so, wie es ein Sportpferd sein sollte.“
 

Auf Erfolgskurs

High Five hat sich rasch zu Ninas Top-Pferd entwickelt – das zeigen die beiden aktuell bei der EM in Riesenbeck. Nach zwei fehlerfreien Runden rangieren sie in der U18-Zwischenwertung als bestes niederländisches Duo auf dem starken fünften Platz und liegen mit dem Oranje-Team auf Silberkurs. Und Mama Julia könnte stolzer nicht sein: „Ich freue mich sehr für das Pferd. Sie will nicht auf der Koppel stehen.“ Die zweite Karrierephase von High Five hat gerade erst begonnen – und sie hat das Potenzial, noch lange erfolgreich fortzubestehen.