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Ein guter Reitboden soll trittstabil, rutschfest und elastisch sein. © www.slawik.com

Reitböden auf dem Prüfstand

Ein Artikel von Pamela Sladky | 13.01.2016 - 11:49
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Ein guter Reitboden soll trittstabil, rutschfest und elastisch sein. © www.slawik.com

Ungünstige Bodenbeschaffenheiten wirken sich nicht nur negativ auf die Leistung des Pferdes aus, sie können langfristig auch zu chronischen Sehnen- und Gelenkserkrankungen führen. Ist der Boden hart und rutschig, kommt es zudem schneller zu Stürzen und birgt damit eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Pferd und Reiter.  

Die Beurteilung, ob ein Boden gut oder schlecht ist, war bislang nicht selten eine recht subjektive Angelegenheit. Deutlich an Objektivität gewinnt die Geläufbeurteilung neuerdings durch eine Erfindung zweier Experten von der Vetmeduni Vienna. Dr. Christian Peham und DI Dr. med. vet. Johannes Peter Schramel entwickelten zwei spezielle Messinstrumente, die eine objektive Überprüfung vor Ort einfach und schnell ermöglichen.

Bowlingkugel und Pferdehuf entlarven schlechte Böden

Instrument Nummer eins besteht aus einer adaptierten Bowlingkugel. Der mit Sensoren ausgestattete mehrere Kilogramm schwere Ball misst neben den elastischen Eigenschaften des Bodens, sprich dessen Steifigkeit und Härte, seine Dämpfungseigenschaften sowie davon ableitbare weitere Parameter. Die High-Tech Bowlingkugel ist sogar mit GPS-Funktion ausgestattet. Auf diese Weise wird es möglich, den Ort der Messung zu dokumentieren und so die Gleichmäßigkeit eines Reitplatzes zu überprüfen.

Das zweite Gerät, einem Metallstab, der links und rechts mit je einem Steigbügel versehen ist bestimmt die Rutschfestigkeit des Bodens: Die Vorrichtung presst mit einer vorgespannten Feder ein Hufmodell oder ein Hufeisen (das bei Bedarf mit Stollen ausgerüstet werden kann) auf den Boden. Durch eine Drehung um 90 Grad wird das maximale Drehmoment auf den Pferdehuf ermittelt.

Viele Böden zu hart

Erste Ergebnisse der beiden neuen Messgeräte zeigen, dass viele Böden nur oberflächlich weich sind. Das kann vor allem beim Springen oder beim Sturz vom Pferd fatale Folgen haben. Mithilfe der Messungen lassen sich Böden mit einem zu stark verdichteten Untergrund enttarnen. Eine tiefe Auflockerung, Befeuchtung und anschließendes Walzen mit schwerem Gerät bringt den Platz oder die Halle wieder ein einen guten Zustand.

Prototypen im Einsatz

Um die Messungen durchzuführen, muss man selbst kein Experte sein. Nach einer kurzen Einschulung sind durchaus auch Personen ohne wissenschaftlichen Hintergrund in der Lage, beide Instrumente fachgerecht anzuwenden. Die Auswertung der Daten erfolgt bereits direkt im Gerät. Die Einzelmessungen werden auf einer handelsüblichen SD Karte gespeichert und können mithilfe des Microsoft Tabellenkalkulationsprogramms Excel direkt ausgewertet werden. Für die Interpretation der Ergebnisse selbst ist derzeit noch Fachwissen erforderlich.  Bei der Messung der Rutschfestigkeit (The Grip) ist das Ergebnis direkt abzulesen.

Derzeit gibt es von beiden Geräten Prototypen, die vorwiegend für wissenschaftliche Anwendungen verwendet werden. Auf Anfrage bietet die VUW Untersuchungen von Reitanlagen an. Die Kosten dafür richten sich nach dem Aufwand und der Fragestellung. Da die Universität jedoch selbst wissenschaftliches Interesse an den Daten hat, hält sich der preisliche Aufwand in Grenzen.

Für Fragen rund um die beiden Messgeräte stehen Dr. Christian Peham und DI Dr. med. vet. Johannes Peter Schramel gerne zur Verfügung.

Die neuen Messgeräte zur Reitbodenbeurteilung im Einsatz