Freizeit

10 Pferdefilme, die man gesehen haben muss

Ein Artikel von Alexandra Koch | 01.04.2020 - 14:22
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Pferde spielen in vielen Filmen eine tragende Rolle.

Pferde spielen in vielen Filmen eine tragende Rolle, ganze Genres sind ohne Pferde undenkbar – man denke nur an Mittelalterstreifen oder Cowboyfilme. Woran das liegt, ist schnell erklärt: Pferde lösen starke Emotionen aus, sie ermöglichen gemeinsame Erlebnisse und Karrieren wie kaum ein anderes Tier, sie spiegeln Beziehungen und machen Charaktere und deren Innenleben sichtbar.

Die Geschichte des Films wäre ohne Pferde um einiges ärmer. Vieles davon ist sehenswert, manches hat Kultstatus erreicht. Eine Auswahl zu treffen ist schwer und wird immer mit dem Makel der Subjektivität behaftet sein. Unsere Auflistung erhebt deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Eines möchten wir aber gleich vorwegschicken: Nehmen Sie sich nicht den Spaß an der Sache, indem sie Pferdefilme zu sehr auf ihre fachliche Korrektheit hin überprüfen. Hanebüchene Storys jenseits jeglicher Realität sind keine Seltenheit – was aber nicht heißt, dass man an den spannenden, emotional aufgeladenen und in schönen Bildern erzählten Geschichte keine Freude haben kann. Man muss sich einfach darauf einlassen!

National Velvet (USA 1944) und
International Velvet (USA 1978)

Beide Filme wurden unabhängig voneinander produziert, ranken sich jedoch um teilweise die gleichen Personen bzw. bauen lose aufeinander auf. Als Romanvorlage diente beiden Werken das Buch „Velvet, das Mädchen mit dem Pferd“ der britischen Autorin Enid Bagnold.

National Velvet  wurde im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Kleines Mädchen, großes Herz“ ausgestrahlt. Der Film entstand im Kriegsjahr 1944 und erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Velvet Brown, die bei einer Dorftombola das Pferd Pie gewinnt. Begeistert von dem Talent des großgewachsenen Fuchses möchte sie mit ihm beim Grand National, dem bis heute bedeutendsten Hindernisrennen Großbritanniens, teilnehmen. Das Problem: Als Jockeys sind nur Männer erlaubt, Mädchen oder Frauen haben im Sattel eines Rennpferdes nichts verloren. Dennoch findet Velvet einen Trainer und wird sogar heimlich von ihrer Mutter unterstützt. Das Training verlangt Velvet alles ab, immer wieder gibt es Rückschläge zu verkraften, doch dann ist der Tag des Rennens endlich gekommen und ein Weg ist gefunden, Velvet auf Pies Rücken antreten zu lassen ...  

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Mi (Mickey Rooney) und Velvet (Liz Taylor) brillieren in ihren Rollen als verbitterter Ex-Jockey und naive Pferdenärrin.

In der Rolle der zwölfjährigen Velvet brillierte der spätere Hollywoodstar Elizabeth Taylor, damals elf Jahre alt. Velvets aufbrausender Trainer Mi wird vom unvergessenen Mickey Rooney gegeben. Fun Fact: In den Reitszenen wird Liz Taylor vom später weltbekannten Pferdeflüsterer, dem achtjährigen Monty Roberts gedoubelt. Der Film zeigt sehr glaubwürdig Velvets Entwicklung vom pferdeverrückten Kind zur Siegerin des Grand National. Dafür gab es seinerzeit mehrere Auszeichnungen, inklusive zweier Oscars.

Fazit
+ ein absoluter Klassiker unter den Pferdefilmen
+ hochkarätige Besetzung, überzeugende Darbietungen insbesondere der jungen Liz Taylor
+ mitreißend erzählte, emotionale Story
- Die 1940er-Jahre sind lange her, manchem Zuseher mag der Film heute nicht ganz zeitgemäß erscheinen

Über 30 Jahre später entstand als eine Art Fortsetzung International Velvet, in der Velvet Brown als erwachsene Frau zu sehen ist. Der Film handelt von der Waise Sarah, die aus den USA zu ihrer Tante Velvet nach Großbritannien zieht. Pie ist mittlerweile alt geworden, und sein letztes Fohlen soll Sarah gehören. Arizona Pie, wie sie es nennt, wächst zu einem Siegertypen heran, und Sarah geht mit ihm in Vielseitigkeitsprüfungen an den Start. Schließlich qualifizieren sich die beiden für die Olympischen Spiele, die ihnen in einem emotionalen Wettkampf alles abverlangen.

„International Velvet“ lief im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Alles Glück dieser Erde“. Er zählt zu den unterschätzten Werken des Genres. Denn „International Velvet“ gelingt es, die Thematik einer jungen Turnierreiterin auf ihrem Weg zum Erfolg ungeschönt darzustellen. Auch die Konflikte des jungen Mädchens werden glaubhaft dargestellt. Ein Kleinod des Pferdefilms, das leider mehrheitlich unentdeckt blieb und darum auch nur in englischer Sprache auf DVD erhältlich ist. Neben Tatum O’Neal als junge Sarah agiert Oscar-Preisträger Anthony Hopkins, der später als Hannibal Lecter im „Schweigen der Lämmer“ international Berühmtheit erlangte.

Fazit
+ realistische und ungeschönte Darstellung der Welt des Leistungssports inklusive hartem Training, schweren Stürzen und emotionalen Grenzsituationen
+ gute Darsteller, die ihre Rollen glaubwürdig verkörpern
+ schöne Pferdeaufnahmen, emotionale und mitreißende Szenen
- etwas altbackener 1970er-Jahre-Stil
- als DVD nur im englischen Original erhältlich

Der schwarze Hengst (USA 1979)

Wer kennt nicht die Romane von Walter Farley rund um Blitz, den schwarzen Hengst? Viele haben sie vermutlich in ihrer Kindheit geradezu verschlungen. Und als dann 1979 der erste Film nach den Büchern gedreht wurde, ging man voller Vorfreude ins Kino. Enttäuscht wurde man dort nicht, denn „Der schwarze Hengst“ zählt zweifelsohne bis heute zu den Klassikern der Pferdefilme.

Am Anfang des Streifens steht ein großes Schiffsunglück in den 1940er-Jahren. Die einzigen Überlebenden sind der Junge Alec und ein schwarzer Araberhengst, die gemeinsam auf einer einsamen Insel stranden. Als Alec das Pferd von Seilen befreit, mit denen es gefesselt wurde, kommt es zu einer ersten Annäherung. Das Eis ist gebrochen, als der Hengst den Jungen vor einer Schlange beschützt. Kurz darauf werden sie von Fischern gerettet. Alec gelangt wieder nach Hause, den Rappen nimmt er mit. Er lebt künftig im Vorgarten eines typischen US-amerikanischen Wohnviertels. Kurz darauf lernt Alec einen ehemaligen Jockey kennen, der ihn und den Hengst trainiert. Wenig später müssen die beiden zeigen, ob sie tatsächlich auf der Rennbahn bestehen können ...

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Alec und sein arabischer Hengst nehmen es im Rennsport mit waschechten Vollblütern auf.
© MGM Studios

Nach dem Erfolg des ersten Films folgten mehrere Fortsetzungen und Neuverfilmungen. Auch eine bekannte Fernsehserie wurde Anfang der 1990er-Jahre gedreht. Sie prägte wiederum die nächste Generation junger Pferdefreude. Der Film ist unbestreitbar ein Klassiker von hoher Qualität. Dies wurde auch mit etlichen Oscarnominierungen honoriert. Besonders überzeugend ist - wie schon in "National Velvet" - der einstige Kinderstar Mickey Rooney in der Rolle des Renntrainers, den er über zehn Jahre später auch in der Fernsehserie "Black, der schwarze Blitz" mimte.

Herrlich sind die Filmszenen, die auf der Insel spielen, auf der sich Junge und Pferd einander zunächst in völliger Einsamkeit annähern. Auch die Rennszenen sind gut gefilmt und emotional bewegend. "Der schwarze Hengst" ist eher ein Film der leisen Töne, bis heute zählt er – ganz ohne Kitsch und kommerziell kalkulierte Emotionen – zu den besten Pferdefilmen aller Zeiten.

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© MGM Studios

Fazit
+
herrliche Landschaftsaufnahmen der Inselwelt
+ kitschfrei erzählte Geschichte von einem Jungen und einem Pferd
+ gelungene Adaption der Bücher von Walter Farley
- teilweise ist deutlich zu erkennen, dass es sich um viele verschiedene Pferde handelt, die den Hauptdarsteller mimen. Das hätte man geschickter lösen können.
- ein Araber als Rennpferd gegen Englische Vollblüter … na ja, vielleicht nicht unbedingt realistisch

Der Pferdeflüsterer (USA 1998) und
Buck, der wahre Pferdeflüsterer (USA 2011)

Für die einen ist "Der Pferdeflüsterer“ purer Kitsch, für die anderen einer der besten Pferdefilme, die es gibt. Wie man selbst zu dem Ende der 90er in den USA entstandenen Werk steht, kann man nur entschieden, wenn man es selbst gesehen hat. Fakt ist: Die Darsteller sind hervorragend, die Geschichte ebenso. Aber an manchen stellen wird gar ein wenig dick aufgetragen. Wer jedoch die Romane des Autors der Vorlage, Nicolas Evans, gelesen hat, erkennt auch im Film den für ihn typischen Stil. Die Emotionen fahren hier schon in den ersten Minuten Achterbahn.

Die 13-jährige Grace reitet mit ihrer Freundin aus. Auf eisigem Untergrund geraten die Kinder und ihre Pferde ins Schlittern, sie rutschen unkontrolliert einen steilen Hang hinab auf eine Straße, wo sie mit einem Truck kollidieren. Die Freundin und ihr Pferd sind auf der Stelle tot, Grace und ihr Pferd Pilgrim überleben, sind jedoch schwer traumatisiert. Grace sieht sich, da ihr ein Bein amputiert wurde, als Krüppel. Pilgrim lässt niemanden mehr an sich heran. Auch wenn der Mutter geraten wird, das Pferd einschläfern zu lassen, möchte sie ihn nicht aufgeben weil sie das Schicksal ihrer Tochter mit jenem des Pferdes verbunden fühlt. Mit der trübsinnigen Grace und dem verstörten Pilgrim reist sie quer über den Kontinent zu Pferdeflüsterer Tom Booker, der das Leben beider retten soll.

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Robert Redford spielte in "Der Pferdeflüsterer" nicht nur die Hauptrolle, er führte auch Regie. © Touchstone Pictures

Der Film verhalf dem Begriff des Pferdeflüsterns im deutschsprachigen Raum erstmals zu größerer Bekanntheit. Dass Frauenschwarm Robert Redford - der übrigens auch Regie führte - den Pferdeflüsterer Tom Booker verkörperte, zog natürlich zahlreiches, vor allem weibliches Publikum ins Kino. An seiner Seite überzeugte die damals noch unbekannte junge Scarlett Johansson und Kristin Scott Thomas als Graces Mutter.

Immer wieder wird behauptet, dass Monty Roberts als Vorbild für die Romanfigur Tom Booker gedient habe. Diese Behauptung verneint Autor Nicholas Evans. "Andere wurden fälschlicherweise als Inspiration für die Figur des Tom Booker in der Pferdeflüsterer gehalten. Der Einzige der mich wirklich inspiriert hat, war Buck Brannaman. Sein Geschick, Verständnis und seine sanfte, liebevolle Art haben die Wolken für unzählige unruhige Wesen geteilt. Buck ist der Zen-Meister der Pferde."

Horseman Buck Brannaman fungierte auch während der Dreharbeiten als leitender Berater, in einigen Szenen sprang er für Robert Redford als Double ein.

Fazit
+
der perfekte Film für einen Mädels-Abend
+ gute Darsteller, allen voran die junge Scarlett Johansson
+ stimmungsvolle, schöne Aufnahmen
+ hoch emotional und mitreißend
- viel Pathos und manchmal doch ziemlich kitschig
- teilweise arg langatmig, der Film dauert fast drei Stunden

Über zehn Jahre später entstand mit Buck – Der wahre Pferdeflüsterer eine  Dokumentation fürs Kino über Buck Brannaman. Die Dokumentation folgt  dem weltweit bekannten Pferdeflüsterer auf seinen Touren durch die USA und Europa. Sie zeigt, was Horsemanship ausmacht, wo der Mythos des Pferdeflüsterers endet und die Arbeit von Buck beginnt, wie er tatsächlich in die Pferde und ihre Gefühlswelt eintaucht. Eine sehenswerte Ergänzung zum Spielfilm.

Eine detaillierte Filmkritik über "Buck - der wahre Pferdeflüsterer" können Sie hier nachlesen.

Zaina - Königin der Pferde (Frankreich/Deutschland 2005)

Ein besonderer Pferdefilm ist „Zaina – Königin der Pferde“ schon allein durch seinen Handlungsort, denn der Film spielt in der marokkanischen Wüste. Zaina ist ein elfjähriges Mädchen, dessen Mutter stirbt und das so in die Obhut seines Vater gelangt, den es bisher nicht kannte. Kaum hat Zaina sich den Nomaden angeschlossen, kommt es auch schon zur ersten Begegnung mit Zingal, dem prächtigen, aber unbändigen Zuchthengst des Vaters. Zwischen Zaina und dem Pferd entsteht schnell eine emotionale Verbindung. Schwieriger ist das Verhältnis zum Vater, dessen Frauenbild sehr patriarchal geprägt ist. Zaina darf seiner Auffassung nach nicht an dem großen Rennen in Marrakesch teilnehmen, obwohl sie mit Zingal dort das beste Pferd unter dem Sattel hätte. Alles ändert sich jedoch, als der Stiefvater von Zaina, der für den Tod der Mutter verantwortlich ist, von Zaina Besitz ergreifen möchte. Die einzige Chance für das Mädchen ist, das Rennen zu gewinnen – denn dieser Sieg bringt ihr auch die Freiheit.

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Zaina kämpft auf dem Pferderücken um Selbstbestimmung und Anerkennung. © Paramount Pictures

In wunderschönen Bildern inszenierte der französische Regisseur mit marokkanischen Wurzeln, Bourlem Guerdjou, die Geschichte eines Mädchens, das selbstbestimmt leben möchte. Die Kultur Marokkos spielt im Film ebenso eine Rolle wie die emotionale Geschichte des kleinen Mädchens, das sich, zunächst völlig verloren, einen Platz in der Welt erkämpfen muss. Einer der schönsten Jugendfilme für Pferdefreunde. Die Musik verdient ein Extra-Lob, sie trägt maßgeblich dazu bei, dass man sich in eine völlig andere Welt versetzt fühlt.

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© Paramount Pictures

Fazit
+ großartige Bilder der marokkanischen Wüste mit herrlichen Pferdeaufnahmen
+ ruhige, schön erzählte Geschichte
+ wunderbare Musik, die ganz in die zauberhafte Welt des Films entführt
- streckenweise etwas langatmig
- Entwicklung der Story vorhersehbar

Secretariat - ein Pferd wird zur Legende (USA 2010)

Unter den zahlreichen Rennpferde-Filmen, die in den Vereinigten Staaten gedreht wurden, ist „Secretariat“ ein Highlight – vor allem deshalb, weil er eine reale Geschichte zum Thema hat und diese auch zu erzählen versteht. Secretariat, das hochtalentierte Rennpferd mit Spitznamen „Big Red“, gab es wirklich. Er lebte von 1970 bis 1989 und gilt bis heute als eines der besten Rennpferde der Geschichte. Ein Ranking des „Blood Horse Magazine“ führt Secretariat bis heute an zweiter Stelle hinter dem legendären Man o’War.

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Secretariat soll die Triple Crown gewinnen. ©Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Der Film freilich zeichnet nicht nur die Geschichte dieses besonderen Pferdes nach, sondern auch die seiner Besitzerin Penny Chenery. Chenery ist Hausfrau und vierfache Mutter, übernimmt jedoch nach dem Tod ihrer Mutter und der Demenzerkrankung ihres Vaters deren Rennpferdezucht. Gegen alle Widerstände und Ratschläge von Bruder und Ehemann möchte sie den Hof halten. Als Besitzerin von Secretariat, den sie in einem Coup für das Gestüt erhalten kann, beginnt eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die sich jedoch immer wieder durch Rückschläge zum Kampf entwickelt, den es ebenso zu gewinnen gilt wie die legendäre Triple Crown der drei wichtigsten Rennen der USA.

Der Film wurde im Hause Disney produziert, ist jedoch erstaunlich frei von Kitsch. Dies liegt vor allem an den exzellenten Darstellern. Diane Lane überzeugt als Hausfrau, die mehr möchte als Pancakes backen und die im Rennstall ihre Erfüllung findet. John Malkovich begeistert als bärbeißiger Trainer des Pferdes. Auch die übrigen Rollen sind treffend besetzt. Die Aufnahmen von den Rennen sind exzellent, und auch die Story lässt keine Langeweile aufkommen. Alles in allem ist der Film zwar für all jene, die Secretariats Story kennen, sehr vorhersehbar, aber gelungen inszeniert.

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© Disney Pictures

Fazit
+ gut konzipierte Geschichte mit klug gewählten Darstellern
+ fantastische Rennaufnahmen
+ emotionale Höhepunkte
- nicht alle Szenen lassen den Funken überspringen
- viel Geschichte in 120 Minuten gepackt, da ist klar, dass einiges nur am Rande angerissen werden kann

Gefährten (USA/Großbritannien 2011)

Gefährten ist ein ganz besonderer Film. Regisseur Steven Spielberg inszenierte ihn als die Geschichte eines Pferdes aus dessen Perspektive. Die Kamera folgt seinen Augen und seinem Weg durch die Wirren einer harten Zeit. Als das blutgeprägte Pferd Joey auf einer idyllischen Weide im britischen Devon geboren wird, scheint die Welt noch in Ordnung. Trotz harter Arbeit vor dem Pflug hat es ein gutes Leben und einen echten Freund, den Bauernsohn Albert. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verändert alles – und macht Joey zum Kriegspferd.

Spielberg – einer der großen Regisseure unserer Zeit und berühmt durch Filme wie „Schindlers Liste“, aber auch „Jurassic Park“ – setzt in seinem Film auf große Emotionen, die in stimmungsvollen Bildern und durch die bewegende Musik von John Williams vermittelt werden. 146 Minuten nimmt sich der Regisseur Zeit für die Erzählung – doch Langeweile kommt nicht auf. Beeindruckend sind vor allem die Schlachtenszenen zu Pferd. Der Galopp von Joey durch den Schützengraben am emotionalen Ende des Films ist derart bewegend, dass manch einem die Tränen kommen dürften – außerdem ist er perfekt inszeniert.

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Joey wird als Kriegspferd eingezogen. © Dreamworks Pictures

Auf interessante Weise wird das Schicksal des Pferdes mit dem der Menschen verwoben. Kunstvoll berichtet Spielberg vom harten Schicksal, das unzählige Tiere im Ersten Weltkrieg erlitten, wo Tausende den Tod fanden. Hier zeigt der Film einige sehr drastische Szenen, die man emotional nicht unterschätzen sollte.

„Gefährten“ ist ein Film, den man als Pferdefreund und Reiter so schnell nicht vergisst. Fernab von allem Kitsch kann er als einer der gelungensten Pferdefilme der Filmgeschichte gelten. Wer übrigens von „Gefährten“ nicht genug bekommen kann, dem sei das überaus sehenswerte Musical „War Horse“ empfohlen, das bereits in mehreren europäischen Städten gastierte.

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© Dreamworks Pictures

Fazit
+
hochklassig inszenierter Pferde­film von Steven Spielberg
+ brillante Aufnahmen
+ ungewöhnliche und interessante Sichtweise durch die Darstellung aus der Perspektive des Pferdes
- Die Kriegsszenen sind sehr brutal und bringen so manchen an die Schwelle des Erträglichen.
- teilweise hart an der Grenze zu Kitsch und Klischee

Jappeloup - Eine Legende (Frankreich 2013)

Auch in Frankreich produziert man gute Pferdefilme – vor allem, wenn es um eine Legende des Springsports des Landes geht: Der große kleine Jappeloup wurde im Jahr 1988 Olympiasieger im Einzelspringen von Seoul, zwei Jahre später kürte man ihn zum Weltmeister mit der Mannschaft. Danach wurde Jappeloup aus dem Sport verabschiedet, verstarb allerdings schon im darauffolgenden Jahr. Dies verschweigt der Film, erzählt jedoch trotzdem auf bewegende Art und Weise die Geschichte des kaum mehr als 1,50 m großen Pferdes mit großem Herzen. Dieses Herz hatte sein Reiter Pierre Durand – so stellt es zumindest der Film dar – nicht immer. Häufig geht mit ihm der sportliche Ehrgeiz durch. So wird der Film „Jappeloup“ teilweise zu einer emotionalen Achterbahnfahrt: Tod des Vaters von Durand, Probleme mit der Ehefrau, Schwierigkeiten mit dem talentierten Pferd, das ihn nicht selten verzweifeln lässt. Durand muss lernen, mit seinen Emotionen umzugehen, da er nur durch einfühlsames Verhalten mit Jappeloup Erfolg haben kann.

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Jappeloup ist ein eigenwilliges Pferd, dessen Kämpferherz sich sein Reiter erst verdienen muss.

Das Thema Springsport wurde in Filmen bislang eher selten in den Mittelpunkt gestellt, Rennpferde sind deutlich häufiger Protagonisten der Filmindustrie. Insofern ist „Jappeloup“ schon allein aufgrund der Thematik sehenswert. Obendrein agieren mit Guillaume Canet, der auch das Drehbuch schrieb, Marina Hands und Daniel Auteuil erfahrene Mimen vor der Kamera. Canet hatte im Übrigen zunächst eine Ausbildung zum Jockey absolviert, bevor er sich dem Filmgeschäft verschrieb, obendrein ist er Sohn eines Pferdezüchters. Diese Erfahrung bemerkt man bei „Jappeloup“ in den meisten Szenen, auch Pferdekenner finden hier eher wenig zu meckern. Höchstens wer sich mit Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften bestens auskennt, wird bemerken, dass hier nicht alles ganz den wahren Geschehnissen und Austragungsorten entspricht.

„Jappeloup“ ist ein Film mit Pferdeverstand, der auch ausgesprochenen Kennern der Szene Respekt abnötigt. Emotional ist er obendrein – wohl kaum einer, dem am Ende nicht ein paar Tränen oder zumindest ein Lächeln entkommen würde.

Fazit
+ gut inszenierter Einblick in die Welt des Springsports inklusive der üblichen  Machtspielchen und dem Erfolgsdruck
+ hervorragende Schauspieler, insbesondere Guillaume Canet und Lou de Laâge, die als Jappeloups Groom überzeugt
+ spannende Turnierszenen, emotionales Ende
- ein paar Längen, teils relativ wenig oder arg konstruierter Spannung
- hält sich nicht ganz an die Realität

Eine detaillierte Filmkritik zu Jappeloup können Sie hier nachlesen.

Ostwind (Deutschland 2013)

Wer bekennender Pferdefan ist und gerne ins Kino geht, hat ähnliche Geschichten bereits gesehen. Aber es ist die Art und Weise, wie die Story von Ostwind aufbereitet wurde, die den Film durchaus lohnenswert macht – und das für Menschen von 6 bis 99 Jahren.„Ostwind“ erzählt die Geschichte von Mika, einer 14-Jährigen, die sich gerade in einer Identitätskrise befindet, wie sie für die Pubertät so typisch ist. Zwar gibt sich das Mädchen nach außen hin betont cool, innerlich wurmen sie die schlechten Noten im Jahreszeugnis aber ungemein, wegen derer das Feriencamp mit der Freundin flachfallen wird. Stattdessen wird sie zum Lernen auf den Reiterhof ihrer Großmutter geschickt. Kaum dort angekommen, macht das Mädchen Bekanntschaft mit Ostwind, einem bildhübschen Pferd, das sie auf den ersten Blick fasziniert. Doch warum möchte die Großmutter Ostwind von ihr fernhalten? Und weshalb ist die alte Frau so verbittert?

Mit Hannah Binke hat der Film eine sympathische junge und natürliche Hauptdarstellerin gefunden, mit der sich die Zuschauerinnen wunderbar identifizieren können. Die beiden Altstars Cornelia Froboess und Tilo Prückner spielen erstklassig als Großmutter und (heimlicher) Reittrainer der Enkelin. Ebenso begeistert „Ostwind“ mit perfekter Pferdedressur. Dafür wurde die Showexpertin Kenzie Dysli herangezogen, Tochter des unvergessenen Jean-Claude Dysli, die auch die Hauptdarsteller-Pferde mitbrachte.

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Ostwind und Mika im freien Galopp übers Feld - ein unvergessener Moment aus Ostwind 1.

Große Klasse ist die Kamera, wenn Mika und Ostwind über die Wiesen galoppieren. Sie vermittelt genau das Gefühl von Freiheit, das man sich in einem typischen Pferdefilm wünscht. Ein Moment, der unzählige Mädchenherzen höher schlagen ließ und eine ganze Generation junger Reiterinnen prägte.

Ostwind war ein überwältigender Erfolg für den deutschen Film, inzwischen gibt es drei Fortsetzungen, die vorerst letzte – Ostwind - Aris Ankunft – kam 2019 in die Kinos. Alle Filme bieten gute Unterhaltung für alle Altersklassen. Zwar haben sie allesamt Momente jenseits der Realität, aber hier wird eben eine Geschichte erzählt und keine Dokumentation gezeigt.

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© Constantin Film

Fazit
+ viel Natur, schöne Pferdeaufnahmen
+ großartige Pferdedressur durch Kenzie Dysli
+ gute Hauptdarsteller
- Story streckenweise wenig glaubhaft
- etwas überladene Geschichte, die manchmal zu viel erzählen will
- mitunter an den Haaren herbeigezogene Zusammenhänge  

Hier geht's zu den detaillierten Filmkritiken der Ostwind-Reihe:
Ostwind
Ostwind - Rückkehr nach Kaltenbach
Ostwind - Aufbruch nach Ora
Ostwind - Aris Ankunft

Und noch mehr Filmtipps für Pferdefreunde

Flicka (USA 1943)
Der silberne Hengst (Australien 1993)
Black Beauty (US/Großbritannien 1994)
Spirit – Der wilde Mustang (USA 2002)
Seabiscuit – Mit dem Willen zum Erfolg (USA 2003)
Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm (USA 2004)
Dreamer – Ein Traum wird wahr (USA 2005)
Ein Pferd für Winky/Wo ist Winkys Pferd? (Belgien/Niederlande 2005 und 2007)
Hände weg von Mississippi (Deutschland 2007)
Von Menschen und Pferden (Island 2013)